Trouble - Ein Jack-Reacher-Roman
und ihrer Lederjacke einen schwarzen Hosenanzug. Ihr noch feuchtes Haar war glatt zurückgekämmt, ihr Jackett zugeknöpft, weil sie darunter keine Bluse trug. Sie sah verdammt gut aus.
»Vegas ist von den Mormonen besiedelt worden«, erklärte sie. »Hast du das gewusst?«
»Nein«, sagte Reacher.
»Jetzt wächst die Stadt so schnell, dass ihr Telefonbuch zweimal im Jahr neu gedruckt wird.«
»Auch das habe ich nicht gewusst.«
»Siebenhundert neue Häuser pro Monat.«
»Irgendwann geht ihnen das Wasser aus.«
»Das steht außer Zweifel. Aber bis dahin machen sie kräftig Kohle. Allein das Glücksspiel wirft pro Jahr fast sieben Milliarden Dollar ab.«
»Du hast wohl einen Reiseführer gelesen?«
Dixon nickte. »In meinem Zimmer liegt einer. Vegas hat dreißig Millionen Besucher im Jahr. Das bedeutet, dass jeder von ihnen durchschnittlich über zweihundert Dollar pro Besuch verliert.«
»Zweihundertdreiunddreißig Dollar und dreiunddreißig Cent«, sagte Reacher automatisch. »Die Definition irrationalen Verhaltens.«
»Die Definition menschlichen Hoffens«, sagte Dixon. »Jeder glaubt, dass er der große Gewinner sein wird.«
Dann kreuzte O’Donnell auf. Derselbe Anzug, eine andere Krawatte, ein frisches Hemd. Seine Schuhe glänzten im Lampenlicht. Vielleicht hatte er in seinem Bad ein Poliertuch gefunden.
»Dreißig Millionen Besucher pro Jahr«, sagte er.
Reacher entgegnete: »Das hat Dixon mir schon erzählt. Gleicher Reiseführer.«
»Das sind zehn Prozent aller Amerikaner. Und sieh dir diesen Laden an!«
»Gefällt er dir?«
»Er lässt Sanchez und Orozco in ganz anderem Licht erscheinen.«
Reacher nickte. »Wie ich schon sagte: Ihr habt euch alle hochgearbeitet.«
Dann trat Neagley aus dem Aufzug. Wie Dixon trug sie einen strengen schwarzen Hosenanzug. Ihr Haar war zu einem Nackenknoten zusammengefasst.
»Wir tauschen Informationen aus dem Reiseführer aus«, sagte Reacher.
»Ich habe meinen nicht gelesen«, sagte Neagley. »Stattdessen habe ich Diana Bond angerufen. Sie war da, hat eine Stunde gewartet und ist zurückgefahren.«
»War sie sauer auf uns?«
»Sie ist in Sorge. Ihr gefällt’s nicht, dass der Name Little Wing bekannt geworden ist. Ich habe ihr versprochen, mich wieder zu melden.«
»Weshalb?«
»Sie macht mich neugierig. Ich weiß gern Bescheid.«
»Ich auch«, sagte Reacher. »Im Augenblick interessiert mich, ob jemand in dieser Stadt fünfundsechzig Millionen Bucks ergaunert hat. Und wie.«
»Das wäre ein Riesending«, sagte Dixon. »Auf ein ganzes Jahr hochgerechnet entspräche das fast drei Prozent der Gesamteinnahmen.«
»Zwei Komma sieben acht«, sagte Reacher automatisch.
»Kommt, wir fangen hier an«, sagte O’Donnell.
43
Sie begannen an der Rezeption, wo sie den diensthabenden Sicherheitsmanager zu sprechen verlangten. Als der Portier wissen wollte, ob es ein Problem gebe, sagte Reacher: »Wir glauben, dass wir gemeinsame Freunde haben.«
Sie mussten lange warten, bis der Sicherheitsmanager vom Dienst erschien. Gesellschaftliche Besuche standen auf seiner Prioritätenliste offenbar ganz weit unten. Nach einiger Zeit kam ein mittelgroßer Mann, der italienische Schuhe und einen Tausenddollaranzug trug, auf sie zu. Er war ungefähr fünfzig, schlank und fit, ganz entspannt Herr der Lage, aber die Falten um seine Augen zeigten, dass er mindestens zwanzig Jahre lang einen anderen Job gehabt haben musste. Einen anstrengenderen Job. Er verbarg seine Ungeduld gut, stellte sich vor und schüttelte allen die Hand. Er sagte, er heiße Wright, und schlug vor, sie sollten in einer ruhigen Ecke miteinander reden. Ein bloßer Reflex, dachte Reacher. Instinkt und Ausbildung rieten ihm, potenzielle Störenfriede möglichst weit abzudrängen. Nichts durfte den Geldstrom hemmen.
Sie fanden eine ruhige Ecke. Natürlich ohne Sessel. Kein Kasino in Vegas hätte seinen Gästen bequeme Sitzgelegenheiten außerhalb der Spielsäle angeboten. Aus demselben Grund waren die Zimmer nur schummrig beleuchtet. Ein Gast, der lesend in seinem Zimmer saß, brachte keinen Umsatz. Sie bildeten einen ordentlichen Kreis. O’Donnell wies seinen Washingtoner Detektivausweis und ein kurzes Empfehlungsschreiben der Metro Police vor. Dixon konnte ihren Detektivausweis und eine vom NYPD ausgestellte Karte vorzeigen. Neagley besaß eine Karte vom FBI . Reacher wies nichts vor. Zog nur seine T-Shirts etwas herunter, damit sie die Umrisse der Pistole in seiner Tasche verdeckten.
Wright sagte zu
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