Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Troubles (German Edition)

Troubles (German Edition)

Titel: Troubles (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Gordon Farrell
Vom Netzwerk:
geköpften Huhns. Was machte es schon für einen Unterschied, dass Edward den Zweikampf in der Horizontalen beendet hatte, trotz all seinem Einsatz? Ja gar keinen. Er hatte bewiesen, was zu beweisen war. Auf den Sport kommt es an, nicht darauf, wer schließlich Sieger bleibt. Außerdem war Clinch sechseinhalb Kilo schwerer gewesen.
    Als er nun den anderen über den Korridor folgte, fielen dem Major Edwards Ohren auf, über die er ebenfalls alles wusste – besser gesagt, er wusste, warum sie so auffällig flach am Schädel anlagen, nämlich weil seine Mutter entsetzliche Angst gehabt hatte, er könne abstehende Ohren bekommen. Während seiner ganzen Kindheit waren sie fest an den Kopf gebunden gewesen, und der Major fand, dass dies eine glückliche Maßnahme gewesen war. Die kantige Stirn, die schweren Brauen, das steinerne Kinn wären zuviel gewesen, hätten nicht die so angenehm angelegten Ohren ein Gegengewicht gebildet. Doch nun drehte sich Edward nach dem Major um, und dieser sah in seinen Augen eine Milde, eine Klugheit, ja sogar einen Anflug von Ironie, die überhaupt nicht zu seinem Löwenantlitz passten. Einen Moment lang hatte er sogar den Verdacht, Edward könne seine Gedanken erraten haben … doch jetzt waren sie in Edwards Arbeitszimmer angekommen, einem Raum, der stark nach Hunden, Leder und Tabak roch. Wie sich herausstellte, enthielt er eine unglaubliche Menge an Sport- und Jagdausrüstung, achtlos auf ein altes Chaiselongue geworfen, aus dessen aufgeplatzten Wunden das Rosshaar hervorquoll. Schrotflinten und Kricketstäbe lagen zwischen Angelruten, Squash- und Tennisschlägern (hochwertigen Stücken von Gray Russell in Portarlington), einzelnen Tennisschuhen und schimmligen Schlägern.
    »Suchen Sie sich was aus. Mehr in der Waffenkammer, wenn das hier nicht reicht. Munition ist da drüben.« Edward wies auf eine Schublade, die man aus einer Anrichte herausgenommen hatte und die jetzt auf dem Boden stand, neben der ausgeräumten schwarzen Feuerstelle. Eine große, zottige Perserkatze schlief auf dem scharlachroten Patronenvorrat und öffnete kaum die gelben Augen, als sie aufgehoben und auf einen messinggefassten Elefantenfuß gesetzt wurde. Inzwischen waren zwei oder drei weitere Männer in weißen Flanellhosen dazugekommen und wühlten nach passender Munition für ihre diversen Feuerwaffen; offenbar war ein Tennisspiel im Gange gewesen. Der Major, der nicht vorhatte, an seinem ersten Tag in Irland auf jemanden zu schießen, wenn es sich auch nur irgend vermeiden ließ, zerrte halbherzig an einer 22er Flinte, die sich in einem Gummistiefel, einem krummen Tennisschläger und einer hoffnungslos verhedderten Angelschnur verfangen hatte. Ripon hatte inzwischen am Kamin einen Dreispitz mit Feder entdeckt und probierte ihn, nachdem er eine Staubwolke davon abgeschüttelt hatte, vor dem Spiegel auf; dann nahm er ein Paar gekreuzter Degen von der Wand und steckte sie sich durch die Schlaufen seiner Hosenträger. Schließlich ergriff er noch einen Wurfspieß, der hinter der Tür gestanden hatte, und kitzelte die Katze damit.
    »Verdammt nochmal, Ripon«, knurrte Edward. Und dann: »Wenn alle bereit sind, dann ab mit uns.«
    »Wie unglaublich irisch das doch alles ist!«, dachte der Major verwundert. »Die Familie scheint mir vollkommen verrückt.«
    Ein großer, kräftiger Mann in dunkelgrüner Uniform mit schimmerndem schwarzen Ledergürtel stand im Foyer, bohrte sich in der Nase und betrachtete gedankenverloren den weißen Marmorhintern der Venusstatue. Verblüfft starrte er Edward an, der noch immer den Tennisschläger in der einen Hand hielt, aber mit der anderen jetzt einen Militärrevolver schwang, als stürze er sich in einen exotischen Gladiatorenkampf. Dann wanderte sein Blick von Edward zu den Männern in weißen Flanellhosen, die ihre Schrotflinten fertig zum Laden über dem Arm hatten. Auch die Erscheinung Ripons mit Speer und Federhut schien ihn nicht gerade zu beruhigen.
    »Da wären wir, Sergeant. Zeigen Sie uns, wo Sie diese Halunken gesehen haben.« Der Sergeant entgegnete höflich, eigentlich habe er nur telefonieren wollen; die Männer könnten gefährlich sein.
    »Umso besser. Mit denen nehmen wir es allemal auf. Aber jetzt verraten Sie mir, wieso glauben Sie, dass die sich hier herumtreiben …« Und Edward legte dem Sergeanten eine väterliche Hand auf die Schulter und steuerte ihn nach draußen zur Auffahrt, wo noch die Sonne schien.
    Die improvisierte Flanellarmee stapfte munter in

Weitere Kostenlose Bücher