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Troubles (German Edition)

Troubles (German Edition)

Titel: Troubles (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Gordon Farrell
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Richtung Wäldchen, und jemand meinte: »Jetzt müssten wir fragen, ob die Frauen in Sicherheit sind.«
    »Na, wenn Sie nicht da sind, dann sind sie in Sicherheit«, kam die Antwort, und alle lachten gutmütig. Ripon hatte sich zum Major gesellt und erzählte ihm von einem kuriosen Vorfall, der sich ein paar Tage zuvor auf einer Tennisgesellschaft im nahegelegenen Valebridge ereignet hatte. Eine schwer bewaffnete Fahrradpatrouille hatte zwei verdächtige Gestalten (zweifellos Sinn Féin) gestellt, die sich an der Kanalbrücke zu schaffen machten. Der eine war über die Felder geflohen und war ihnen entkommen. Der andere war mit dem Fahrrad da und wollte es nicht zurücklassen, und er war überzeugt davon, dass er der königlich-irischen Polizei davonfahren konnte. Während der ersten fünfzig Meter war der schwer schwankende und verzweifelt strampelnde Flüchtling den Männern fast noch zum Greifen nahe gewesen, doch dann hatte der Abstand sich vergrößert. Bis die Verfolger ihr Tempo gemäßigt hatten, damit sie ihre Waffen ziehen konnten, hatte der Sinn-Fein-Mann schon fast hundert Meter Vorsprung. Auch er wurde allerdings langsamer, als ihm die ersten Kugeln um die Ohren pfiffen, und vielleicht war er schon im Begriff sich zu ergeben, als das Unglück bei den Verfolgern zuschlug. Einer der Konstabler hatte beide Hände vom Lenker genommen, um damit die Waffe zu halten und gut auf den Flüchtigen zu zielen. Doch gerade als er abdrückte, war er abrupt vom Kurs abgekommen und mit seinen Kollegen kollidiert. Alle drei waren schwer gestürzt. Als sie sich wieder aufgerappelt und den Staub von den Uniformen gebürstet hatten, sahen sie zu ihrer Überraschung, dass der Gejagte nicht eben über den Hügelkamm entwischte, sondern seinerseits langsamer geworden war. Rasch richteten sie ihre Lenker, stellten sich in die Pedale, um noch mehr Fahrt zu gewinnen, und nahmen den Shinner wieder ins Visier; bei dessen Fahrrad war die Kette abgesprungen. Statt sich zu ergeben, hatte er das Rad liegengelassen und sich in die Einfahrt des Hauses geflüchtet, wo die Tennisgesellschaft zugange war. Was war das für ein Schock für die Spieler und Zuschauer gewesen, als urplötzlich ein schäbig gekleideter junger Mann aus dem Gebüsch gesprungen war, über den Platz stürmte und mitten ins Netz lief (das er offenbar nicht gesehen hatte)! Der Aufprall war so heftig, dass er in die Knie ging. Doch auch wenn er benommen wirkte, hatte er sich doch sogleich, indem er sich an den Maschen hochhangelte, wieder aufgerichtet. Dann war jemand auf die Idee gekommen, einen Tennisball nach ihm zu werfen. Er hatte sich umgedreht, allem Anschein nach verblüfft, dass so viele Gesichter ihn ansahen. Ein zweiter Tennisball wurde geworfen, ein dritter. Das hatte den Mann wieder zur Besinnung gebracht, er war am Netz entlanggelaufen, auf der Suche nach einem Ausgang. Als sich kein solcher fand, war er daran hochgesprungen und hatte sich oben festgehalten, um darüberzuklettern. Aber inzwischen waren alle auf den Beinen und schmissen Tennisbälle. Dann hatte sich auch die erste Frau beteiligt und ein leeres Glas nach ihm geworfen, aber er konnte sich trotzdem nach oben ziehen. Jemand (Ripon überlegte, ob es Dr. Ryan gewesen war, der »senile alte Knacker«, mit dem sie eben Tee getrunken hatten) hatte gerufen, sie sollten aufhören. Aber keiner hatte auf ihn gehört. Als nächstes kam ein Tennisschläger geflogen und verpasste ihn nur knapp. Jemand zog seine Tennisschuhe aus und bewarf ihn damit, wobei einer davon den Flüchtigen im Kreuz traf. Er hatte innegehalten, um Kräfte zu sammeln. Dann kletterte er wieder. Eine Bierflasche zerschellte an einer der stählernen Stützen neben seinem Kopf, und ein schwerer Wanderschuh traf ihn am Arm. Zuletzt wirbelte ein Schlägerspanner durch die Luft und traf ihn am Hinterkopf. Wie ein Sack Kartoffeln war er zu Boden gegangen und lag nun bewusstlos da. Doch als die Gesetzeshüter, rotgesichtig und außer Atem, eintrafen, um den Verdächtigen zu verhaften, stellten sie fest, dass die Tennisspieler und ihre Frauen noch immer den reglos am Boden liegenden Vertreter der Sinn Féin mit allem bewarfen, was ihnen in die Finger kam.
    »Meine Güte!«, rief der Major. »Was für eine unglaubliche Geschichte. Ehrlich gesagt, ich kann mir nicht vorstellen, dass Leute wirklich einen Bewusstlosen mit Sachen bewerfen würden. Haben Sie das mit eigenen Augen gesehen?«
    »Ja, nicht ganz – eigentlich war ich nicht dabei. Aber

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