Troubles (German Edition)
ich habe mit einer ganzen Reihe von Leuten gesprochen, die selbst dort waren, und … aber was ich sagen wollte …«
»Ich muss Dr. Ryan fragen, den ›senilen alten Knacker‹, wie Sie ihn nennen.«
»Aber ich bin noch nicht fertig!«, rief Ripon. »Der Clou ist: Später stellte sich heraus, dass der Bursche gar kein Shinner war. Er hatte nur zusammen mit einem zweiten Arbeiter die Brücke repariert.«
»Das ist doch absurd«, wandte der Major ein. »Warum hätten sie davonlaufen sollen, wenn sie nicht … ?« Aber etwas anderes hatte Ripons Aufmerksamkeit erregt, und er hörte nicht mehr zu. Mit verächtlichem Lächeln beobachtete er seinen Vater, der nun in ein Zedernwäldchen vorpreschte, jenseits dessen die »zwielichtigen Gestalten« angeblich gesehen worden waren (von wem, das war dem Major nach wie vor nicht klar).
Mit Revolver und Tennisschläger im Anschlag hatte Edward nun den teils eingestürzten Steinwall erreicht, der Zedernwäldchen und Obstgarten voneinander trennte. Es war ein großer Obstgarten (ein noch größerer, und in besserem Zustand, liege auf der anderen Straßenseite, hatte O’Neill, außer Atem und gelb im Gesicht, den Major eben informiert), dicht bepflanzt und vom Küchengarten bis zur Straße sicher seine drei Morgen groß; einst musste allein schon dieser Garten eine enorme Obsternte beschert haben, aber jetzt waren die Bäume bereits seit mehreren Jahren nicht mehr beschnitten worden; so blieben die meisten der Äpfel ohne Sonne, hingen klein und sauer an Bäumen, die zur Hecke verwachsen waren.
Edward blickte sich vorsichtig um. Er stieg über die Mauer. Im Gebüsch regte sich etwas. Er feuerte zwei ohrenbetäubende Schüsse ab. Ein Kaninchen stürmte davon, in wilden Haken kreuz und quer zwischen den Bäumen. Ein Flanellhosenmann neben Edward ließ seine Flinte einschnappen und feuerte aus beiden Rohren. Der Magen des Majors machte bei diesem Geräusch einen Satz. Es war das erste Mal seit Monaten, dass er Schüsse hörte.
Der Sergeant stand mit gequälter Miene hilflos dabei; Edward stieg wieder über die Mauer und lächelte.
»Beide daneben. Keine verdächtigen Gestalten im Unterholz. Aber vielleicht sollten wir einen Blick in die Wirtschaftsgebäude werfen, nur zur Sicherheit.« Wieder ging er voran, zurück durch den Obst- und dann durch den Küchengarten, den eine hohe Mauer vor dem Nordostwind schützte. Ein paar Kohlweißlinge flatterten hie und da friedlich durch das Spätnachmittagslicht, doch sonst regte sich nirgends etwas. Nacheinander suchten sie die Gartenschuppen ab, ein Waschhaus, ein Gewächshaus mit roten reifen Tomaten, das Apfelhaus (wo grüne Äpfel in großen Bergen bis fast unter die Decke aufgehäuft lagen, und offenbar hatte sich niemand Gedanken um ihre Haltbarkeit gemacht), eine leere Scheune, eine Garage, die einen Daimler und einen Standard beherbergte, einen leeren Pferdestall, wo staubiges Stroh noch in den Boxen lag … und kamen schließlich wieder zurück ins Helle.
»Lassen Sie uns die Partie zu Ende spielen«, sagte einer von den Männern in Flanell. »Ich denke mir, das ganze war nur ein fauler Trick von Edward, um meinem tödlichen Aufschlag zu entgehen.«
Das Grüppchen zerstreute sich. Die Tennisspieler schlenderten zurück zum Platz, holten die Patronen aus ihren Gewehren, der Polizist suchte weiterhin, wenn auch etwas missmutig, die Gebäude ab, die sie bereits durchsucht hatten. Der Major war unschlüssig, was er als nächstes tun sollte. Sollte er zu seiner »Verlobten« zurückkehren? Vielleicht war die Teestunde inzwischen vorüber, und es bestand Gelegenheit zu einem Tête-à-tête. Er blieb jedoch noch bei Ripon und begleitete ihn, als er den Speer zurückholen ging, den er eben nach einer schmutzigen gipsernen Nymphe geschleudert hatte, die unerwartet in einem Kohlfeld stand. Der Speer hatte den runden Nymphenbauch um mehrere Zoll verfehlt und einen gigantischen Kohlkopf ein paar Fuß weiter hinten durchbohrt.
»Wissen Sie, Edward«, kam eine Stimme aus der Ferne herüber, »ich halte nicht viel von Ihren Dorfpolizisten.« Der Sergeant, der eben nach seiner zweiten Besichtigung wieder aus der Scheune getreten war, mied den Blick des Majors.
Sie kamen an den Rand des Obstgartens, da wo die Auffahrt ihn begrenzte, und der Major sah ein Mädchen im Rollstuhl. Sie hielt zwei schwere Krückstöcke in die Höhe und versuchte damit wie mit einer Pinzette einen großen grünen Apfel zu pflücken, an den sie nicht herankam. Ripon
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