Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Troubles (German Edition)

Troubles (German Edition)

Titel: Troubles (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Gordon Farrell
Vom Netzwerk:
Cleopatra auf, ein Film mit Tom Mix lief im Grafton-Filmtheater, im Tivoli gab es einen Jongleur »von kaum je gesehener Fingerfertigkeit«. Eine weitere Schlagzeile fiel ihm auf. Z WISCHENFÄLLE AM S AMSTAGABEND IN D UBLIN . I RISCHE M ÄDCHEN BESPUCKT UND GESCHLAGEN . Eine Gruppe von zwanzig oder dreißig irischen Mädchen, Helferinnen bei der Luftwaffenbasis in Gormanstown, waren von einer feindseligen Meute angegriffen worden … herumgeschubst, malträtiert, geohrfeigt, überall auf der Straße. Aber wieso das? fragte sich der Major. Doch er döste ein, bevor ihm eine Antwort einfiel.
    »Ja, zum ersten Mal «, antwortete der Major jetzt seinen Mitreisenden. »Obwohl ich mir sicher bin, dass es nicht meine letzte Fahrt hierher ist. Um ehrlich zu sein, ich werde heiraten … ein irisches Mädchen.« Er überlegte, ob Angela es wohl gern hören würde, wenn man sie »ein irisches Mädchen« nannte.
    Ah, deswegen. Alle lächelten zurück. Deswegen kam er her. Wenn sie sich das jetzt überlegten – sie strahlten –, hätten sie doch gleich gesehen, dass er nicht einfach nur ein Urlaubsreisender war. Und Gottes Segen und ein langes und glückliches Leben …
    Der Major erhob sich, hocherfreut über soviel Freundlichkeit, und die Herren standen ebenfalls auf und halfen ihm, den schweren schweinsledernen Koffer aus dem Gepäcknetz zu wuchten, schlugen ihm auf die Schulter und erneuerten ihre guten Wünsche, und die Damen lächelten verlegen beim Gedanken an eine Hochzeit.
    Der Zug ratterte über eine Brücke. Unten sah der Major das ruhig fließende Wasser, die Bernstein- oder Teefarbe so vieler irischer Gewässer. Auf beiden Uferböschungen wuchsen Wildblumen, verwoben in das lange, schimmernde Gras. Das Tempo des Zuges wurde weiter gedrosselt, und sie holperten über einige Weichen. Die Wälle rechts und links der Strecke verschwanden, und stattdessen tauchte ein Bahnsteig auf. Der Major sah sich erwartungsvoll um, doch es war niemand da, um ihn zu begrüßen. In Angelas Brief hatte es klipp und klar, sachlich wie immer, geheißen, dass ihn jemand abholen werde. Und der Zug (er blickte noch einmal auf seine Uhr) war sogar ein paar Minuten zu spät. Angelas Handschrift war so ordentlich, so regelmäßig, dass man einfach alles glauben musste, was sie schrieb.
    Ein paar Minuten vergingen, und er hatte schon fast die Hoffnung aufgegeben, dass noch jemand kommen würde, da kam ein junger Mann auf den Bahnsteig getrottet. Er hatte ein volles, rundes Gesicht, und die Art, wie er den Kopf ein wenig schief hielt, gab ihm etwas Verschlagenes. Nach kurzem Zögern trat er näher und streckte dem Major die Hand entgegen.
    »Sie müssen der Bursche von Angela sein? Tut mir schrecklich leid, dass ich zu spät bin. Ich sollte Sie abholen und so weiter.« Nachdem er die Hand des Majors geschüttelt hatte, zog er die eigene wieder zurück und kratzte sich damit am Kopf. »Übrigens, ich bin Ripon. Ich nehme an, Sie haben von mir gehört.«
    »Um ehrlich zu sein, nein.«
    »Oh? Also ich bin Angelas Bruder.«
    Angela, die ihm jede Einzelheit aus ihrem Leben schrieb, hatte nie erwähnt, dass sie einen Bruder hatte. Verblüfft folgte der Major dem jungen Mann durch das Bahnhofsgebäude nach draußen und wuchtete seinen Koffer – Ripon hatte nicht angeboten, ihn zu tragen – hinten auf den Pferdewagen, bevor er dann selbst aufstieg. Ripon nahm die Zügel, ruckte daran, und schon holperten sie über die ungeteerte, gewundene Straße bergabwärts davon. Der junge Mann trug, wie der Major vermerkte, einen gut geschnittenen Tweedanzug, dem ein Bügeleisen gut getan hätte, und auch ein frischer Kragen wäre nicht fehl am Platze gewesen.
    »Das ist Kilnalough«, erklärte Ripon unbeholfen, nachdem sie eine Weile schweigend gefahren waren. »Ein wunderschönes Städtchen. Ein großartiger Ort sogar.«
    »Ich nehme an, Sie sind schon länger hier?«, erkundigte sich der Major, der versuchte, sich einen Reim darauf zu machen, dass nie ein Wort über Ripon in den Briefen seiner Schwester gestanden hatte. »Ich meine, Sie sind nicht etwa erst vor Kurzem aus dem Ausland zurückgekehrt?«
    »Dem Ausland?« Ripon sah ihn misstrauisch an. »Nein, eigentlich nicht. Das kann ich nicht sagen.« Er räusperte sich. »Könnte mir vorstellen, der Geruch hier kommt Ihnen merkwürdig vor – Torffeuer, Vieh und so weiter. Ich weiß, dass Angela sich freut, Sie zu sehen«, fügte er hinzu. »Ich meine, wir sind alle … mächtig froh.«
    Der Major ließ den

Weitere Kostenlose Bücher