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Trügerischer Friede

Trügerischer Friede

Titel: Trügerischer Friede Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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nahmen sie in die Mitte und marschierten los. Pashtak klopfte Estra auf die Schulter. »Es war sehr mutig,
    dein Wissen zu zeigen.«
    »Es wird ein Nachspiel haben«, sagte sie gefasst. »Sie können sich denken, wie ich an mein Wissen gelangt und dass ich die Tochter der ausgestoßenen Priesterin bin.« Sie versuchte zu lächeln, doch es misslang ihr gründlich. »Meine Mutter hat die Bewohner Ammtaras in Bedrängnis gebracht, und wenn ich sterben muss, um die Schuld wegzuwischen und den Untergang abzuwehren, dann ist es eben so.«
    »Kommt nicht in Frage«, grummelte Pashtak. »Es ist schwierig, eine so gute Inquisitorin wie dich zu finden.«
    Der Trupp geleitete sie in einen hohen Raum, in dem sich mehr als dreihundert Kensustrianerinnen und Kensustrianer versammelt hatten; jede und jeder trug andere Gewänder, die sich teilweise ähnelten, teilweise in Schnitt und Stoff unterschieden. Mal waren die Garderoben schlicht, mal derart üppig und überbordend, dass es selbst einem Palestaner zu viel gewesen wäre. Pashtak sah sogar einige nackte Kensustrianer, welche die bunten Symbole ihres Gottes auf die Haut aufgemalt oder eingeritzt trugen. Er fand es nicht weiter betrachtenswert, doch Menschen hätten beim Anblick der makellosen Körper sicherlich ganz andere Gedanken gehegt. Und er wäre an ihren Paarungsausdünstungen vermutlich erstickt.
    Die Wächter führten sie in die Mitte, wo sie ein Kensustrianer in einem lilafarbenen Gewand erwartete. Sein Gesicht wurde von Diamanten geziert, die wie von selbst auf der Haut hafteten und im Licht der Lampen und Kerzen glitzerten; ein Stirnreif aus purem Iurdum zierte sein Haupt und hielt die langen grünen Haare zurück. Seiner Miene und dem Duft nach, der von ihm ausging, vermutete Pashtak
    nicht, dass er über die Unterbrechung besonders erfreut war. Und schon die ersten Worte verdeutlichen, wie Recht er mit
    seiner Einschätzung gehabt hatte. »Ihr unterbrecht unsere wichtige Versammlung für etwas, das es nicht wert ist, ausgesprochen zu werden«, bekamen Pashtak und Estra in der allgemeinen Handelssprache der Ulldarter entgegen geschleudert. »Ich bin Iunsa. Wir haben Wichtigeres zu beratschlagen als diesen unwürdigen Fleck auf der Karte des Kontinents, der eine andauernde Schändung unserer Götter bedeutet. Er wird verschwinden!« Er blitzte auf sie herab. »Also, was spricht dagegen?«
    Estra und Pashtak verneigten sich, stellten sich vor und erklärten in aller Kürze, was sich in Ammtara ereignet hatte. »Und obgleich wir Euren Zorn und Eure Vergeltung für den Tod der Delegation fürchten müssen, reisten wir nach Khömalin, um Euch davon zu überzeugen, dass die Unschuldigen nicht für das bestraft werden dürfen, was eine einzige Person angerichtet hat«, beschwor Pashtak ihn inständig.
    »Die Bewohner können nichts dafür, dass die von Euch verstoßene Belkala unter dem Namen Lakastre die Stadt so veränderte.«
    Estra trat nach vorne. »Ich bin Estra, die Tochter Belkalas«, offenbarte sie. »Versöhnt Euch mein Tod, so nehmt mein Leben und gewährt der Stadt, in angemessener Zeit ihr Gesicht zu wandeln und sich einen eigenen Namen zu suchen, welcher die kensustrianischen Götter nicht beleidigt.«
    »Und erklärt uns bitte, was es damit auf sich hat«, fügte Pashtak hinzu, während er Estras Hand ergriff und drückte.
    damit sie erkannte, dass er ihr beistand. »Wir hauen ein Recht zu erfahren, was uns den Hass der Priesterschaft Kensustrias einbrachte.«
    Iunsa fand seine Beherrschung wieder, die bernsteinfarbenen Augen richteten sich auf Estra. »Belkala hat eine Tochter hinterlassen?« Er schaute über die Menge. »Es war sehr mutig von dir, nach Khömalin zu kommen und auch noch zu gestehen, wer deine Mutter ist, Estra. Deine Beherztheit wird dich dennoch nicht davor bewahren, vorerst nicht in deine Stadt zurückzukehren.« Iunsa betrachtete sie genauer. »Keine Angst, wir verlangen nicht deinen Tod. Wir haben einiges zu besprechen.« Er atmete tief ein. »Was das Schicksal der Delegation angeht - nun, Ihr werdet die Schuldigen finden und uns ihre Mörder übergeben?«
    »Das ist selbstverständlich«, stimmte Pashtak sofort zu. »Das haben wir bereits Waisül zugesichert.«
    Iunsa beruhigte sich zusehends. »Du hast Recht. Um unser Handeln zu verstehen, sollt Ihr wissen, was uns an diesem schrecklichen Namen stört.«
    »Lass mich es erklären«, bat eine ältere Kensustrianerin, die sich nach vorne geschoben hatte und deren Gesicht Pashtak

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