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Trügerischer Friede

Trügerischer Friede

Titel: Trügerischer Friede Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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Kensustrianisches Blut wurde vergossen, und damit wird über sie geurteilt werden.« Er zeigte auf die Tür. »Eines nach dem anderen. Pashtak, geh hinaus und warte, bis wir uns wegen deiner Stadt beraten haben. Wir lassen dich wissen, wie die Entscheidung ausfiel.«
    Die Wächter nahmen Pashtak in die Mitte, die Kriegerin stellte sich hinter ihn. Er wurde aus dem Raum geleitet, schaute über die Schulter an der Kensustrianerin vorbei und sah Estra, die klein und verloren von hunderten Priestern
    umringt zurückblieb. Wieder einmal lief es nicht so, wie es sollte. Kontinent Ulldart, Königreich Tarpol, Hauptstadt Ulsar, Herbst im Jahr 1 Ulldrael des Gerechten
    (460 n. S.)
    Norina starrte auf die zusammengebrochene Soscha, beugte sich nieder und horchte eilends nach ihrem Herzschlag. »Ich höre ihn nicht mehr! Bei Ulldrael, sie ist tot«, raunte sie und betrachtete ihren Gemahl entsetzt. »Was hast du getan,
    Lodrik?«
    »Ich?« Der Vorwurf kam überraschend.
    Sie schaute zu dem Soldaten. »Einen Cereler, rasch!«, gab sie Anweisung und wandte sich Lodrik zu; die schwarzen Haare verdeckten etwas von ihrem Gesicht. »Du hast sie umgebracht! Warum?«
    Er wurde wütend, weil sie ihm nicht glaubte. Sie hatte es geschafft, Gefühle zu wecken. »Ich habe nichts getan!«, rief er.
    Norina zog ihren Mantel aus und bettete Soschas Kopf darauf. »Lüg mich nicht an!«, flüsterte sie bitter.
    »Ich habe genau gehört, dass sie das Wort Geister stöhnte, bevor sie starb.« Sie richtete sich auf und kam auf ihn zu. »Du willst etwas verbergen, und sie hat es erkannt, war es das?«, sagte sie leise, doch sehr aufgebracht. Die Wachen sollten nicht hören, was sie ihrem Gemahl vorwarf. Lodrik machte ein paar Schritte zurück. Er fühlte sich hilf-, los, konnte sich die Vorgänge nicht erklären, und dass ausgerechnet seine Gattin ihn des Mordes verdächtigte, traf ihn hart.
    »Nein«, beharrte er.
    Ihre Augen wurden schmal. »Ich glaube dir nicht, Lodrik.
    Nicht mehr. Wer außer dir besitzt Macht über die Seelen
    der Toten? Ich hatte Recht, Soscha herzubitten, damit sie deine Aura ergründet. Hätte ich geahnt, dass es so für sie
    endet.. «
    »Du wolltest mich bespitzeln lassen?«
    »Weil du dich veränderst, Lodrik. Weil die Nekromantie dich verändert. Und das nicht zu deinen Gunsten.« Sie hob den Arm und deutete auf die am Boden liegende Frau. »Sie hat dein Geheimnis erkannt, und du hast sie umgebracht. War es so?«
    »Norina, ich ...«
    »WAR ES SO?«, rief sie laut und näherte sich ihm weiter.
    Lodrik wich ihr aus und trat, ohne es zu sehen, auf den losen Kraterrand. Das Geröll rutschte augenblicklich unter seinen Sohlen weg, und er stürzte.
    Seine Finger gruben sich in das lose Gestein und fanden keinen Halt; in rasender Geschwindigkeit und von einer Staubwolke umgeben, glitt er auf das Loch zu.
    Norina sah, wie ihr Ehemann das Gleichgewicht verlor und
    fiel.
    In diesem Augenblick vergaß sie die Vorfälle und ihre Anschuldigungen ihm gegenüber. Sie streckte die Hände aus, um ihn zu packen.
    Ihre Finger hätten sich um ein Haar berührt, als sie von hinten ergriffen und festgehalten wurde, wodurch sie Lodrik verfehlte.
    Er verschwand hinter dem Kraterrand und holperte auf den kleinen Steinen wie auf einer Lawine nach unten. Schmutz wirbelte feinem Nebel gleich in die Höhe und um
    entdecken,
    «Gebt Acht, Kabcara«, sagte Elenjas raue Stimme neben
    ihrem Ohr. »Hätte ich Euch nicht gehalten, wärt Ihr dem unglücklichen Leibwächter gefolgt.«
    Das Rasseln der Steine endete, die graue Wolke aus Steinstaub legte sich allmählich und Norina schaute ungläubig auf den leeren Krater. Sie starrte auf das Loch und erwartete/ I dass sich gleich die Handschuhe Lodriks herausschoben und er sich auf irgendeine Weise vor dem Sturz in die Schwärze bewahrt hatte. Noch während sie mit klopfendem Herzen bangte, wisperten die Vorwürfe in ihrem Verstand, dass sie den Unfall verschuldet hatte.
    »Es war nicht der Leibwächter«, antwortete sie stockend. »Es war mein Gemahl.« Norina wusste nicht, was sie tun sollte. Ein Blick in die Gesichter der Soldaten sagte ihr, dass niemand es wagen würde, in den finsteren Schlund hinabzusteigen, in dem eine schreckliche Kreatur hauste. »Bringt mir Seile«, verlangte sie und sank in die Knie. Der Schrecken raubte ihr alle Kraft. Noch immer spürte sie die dünne Hand der Kabcara von Borasgotan auf ihrer Schulter. »Lasst nur, Elenja, es geht schon.«
    Sie wandte den Kopf, schaute

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