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Trügerischer Friede

Trügerischer Friede

Titel: Trügerischer Friede Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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geradewegs auf das dunkle Tuch, hinter dem die Frau ihr Antlitz verbarg, und versuchte zu lächeln. Dabei hatte sie plötzlich das Gefühl, die Todesgöttin Vintera selbst stützte sie.
    Elenja, die mit Norina zusammen in die Hocke gegangen war, nickte ihr zu und erhob sich, rutschte dabei aber aus und stützte sich auf Soschas Körper ab, um nicht zu stürzen. »Ein Schwindelanfall«, erklärte sie ihr Verharren, ehe sie sich erhob. »Es ist fast zu aufregend für mich.«
    Nun war es an Norina, der federleichten Elenja zu helfen.
    »Ihr werdet nicht in diese Tiefe hinabsteigen wollen?«,
    warnte sie die Kabcara.
    »Die Männer werden es nicht tun. Sie haben Angst vor
    dem, was in diesem Schacht lebt«, antwortete Norina und fühlte sich immer noch nicht wohl. Es gelang ihr nicht, ihre
    bebenden Finger zu beruhigen.
    »Schaut, wie Euer Körper sich schüttelt.« Elenja nahm den Mantel unter dem Kopf der Toten behutsam weg und legte ihn Norina um. »Ich bete zu den Göttern, dass Lodrik Bardric einen Weg findet, aus dem Schlund zu steigen. Nach allem, was ich über seine Kräfte vernommen habe, wird es ihm sicherlich gelingen. Grämt Euch nicht, liebe Freundin.«
    Norina schaute sie dankbar an. »Ich rechne es Euch hoch an, dass Ihr mir Mut macht.« Sie fühlte sich eiskalt, ihre Zähne stießen klappernd aufeinander. In ihrem Zustand wäre sie zu nichts in der Lage, weder zu klettern noch zu kämpfen. »Es scheint, als müsste ich meine Expedition verschieben.«
    Zwei Soldaten rannten herbei, grüßten die Frauen. »Wir werden freiwillig nachsehen, wohin der Kabcar
    . . wohin Euer Gemahl verschwunden ist«, meldete der Kleinere von beiden.
    »Ich danke euch«, sprach Norina erleichtert und riss sich zusammen, obwohl ihr Körper unerbittlich verlangte, dass sie sich hinlegte. Erst brauchte sie Gewissheit über Lodriks Verbleib. Die Leibgarde Norinas hielt die Seile, während sich die Männer nach unten bis zum Schlund hangelten und nach und nach in dem Loch verschwanden. Allein die straff gespannten Seile machten deutlich, dass sie daran hingen, ansonsten hätte man vermuten können, dass sie ebenso verschollen waren wie ihr Gemahl.
    Soscha schwebte über ihrem Körper. Sie vernahm genau, wie Norina feststellte, dass ihr Herz nicht mehr schlug. Ich bin
    tot!, traf sie die Gewissheit.
    Da sah sie, wie die magische blaue Aura um ihren Leib aufleuchtete und dünne Fäden nach ihrer Seele auswarf, sie einfing und langsam zurück zu ihrem Leichnam zog. Es hatte den Anschein, als wollte die Magie ihren Tod nicht zulassen.
    Näher und näher kam sie ihrer sterblichen Hülle, als sich die Frau aus der Kutsche dem Krater näherte und Norina von
    hinten festhielt.
    Für Soscha sah es aus, als wollte sie verhindern, dass Lodrik gerettet wurde - und tatsächlich rutschte er durch ihr Eingreifen unrettbar in den Schlund. Also gehörten sie nicht zusammen. Sie hat mich getötet und Bardric in den Krater stürzen lassen. Er hatte den Tod wenigstens verdient, und ich hoffe, dass er, was immer ihn frisst, ordentlich leidet. Soscha konnte es nicht mehr abwarten, in ihren Körper und ins Leben zurückzufahren, um zum Gegenschlag auszuholen. Aber die unbekannte Frau taumelte und stützte sich plötzlich auf sie, und die Magie bäumte sich unter der Berührung auf.
    Die schwarze Aura stürzte sich auf Soschas Magie und bekämpfte sie. Die Mächte rangen miteinander, um wirbelten sich wolkengleich, wobei sich die dünnen blauen Fäden zwischen der Seele und dem Leib auflösten.
    Es war ein ungleiches Gefecht, das sich schnell entschied: Die schwarze Wolke absorbierte die andere. Zurück blieb ein
    Leichnam, an dem keinerlei Besonderheit mehr haftete.
    Soscha verstand, dass es für sie kein Zurück mehr gab. Die Unbekannte hatte ihre Magie geraubt. Sämtliche Magie.
    Die mächtige Aura, die auf diese Weise entstanden war, vermochte sich mit der von Lodrik Bardric zu messen. Wieder war es mehr ein Gefühl, denn Schwarz kannte keine Abstufungen von hell und dunkel, von intensiv oder schwach. Das machte die Nekromanten zu tückischen Gegnern.
    »Soscha«, sagte eine Frauenstimme hinter ihr. »Da bist du ja.«
    Erschrocken und immer noch durcheinander, wandte sie sich um und erkannte das schimmernde Abbild einer älteren Frau, die sie lüstern angrinste. Sie trug ein Kleid, wie es sicherlich seit vielen Dekaden nicht mehr modisch war, und dennoch wirkte sie darin beeindruckend elegant. »Ein Geist!«
    »Endlich wieder einmal ein Mädchen, mit

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