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Trügerischer Friede

Trügerischer Friede

Titel: Trügerischer Friede Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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Kensustrianer neben dem rechten Schultergelenk, schnitt sich ihre Bahn schräg nach unten durchs Schlüsselbein, den Brustkorb, die Rippen und durchtrennte zu guter Letzt das Rückgrat des Kriegers, dem es nicht einmal mehr gelungen war, einen Schrei auszustoßen. Dafür packte ihn der Tod zu schnell.
    Lautlos brach er über Tokaro zusammen. Das Blut sprudelte aus seinem klaffenden Leichnam und lief in jede Ritze der Rüstung, tränkte das Kettenhemd und das wattierte Wams darunter, spritzte dem jungen Mann ins Gesicht und in die Augen, raubte ihm die Sicht.
    Er hörte, wie die Torwächter um ihn herum stehen blieben und sich auf Kensustrianisch unterhielten; jemand trat ihm hart gegen den Kopf, sodass er sofort benommen wurde. Stiefel stellten sich auf seine Handgelenke, damit er die Arme nicht mehr bewegen konnte, dann hoben sie den Toten von ihm.
    »Ein Unglück«, lallte er undeutlich. »Ich schwöre bei Angor, ich wollte .. «
    Nach einem weiteren gnadenlosen Tritt gegen die Schläfe verlor er das Bewusstsein. Pashtak und Estra eilten inzwischen die breiten Stufen hinauf; die Kriegerin blieb ihnen auf den Fersen, unternahm jedoch nichts, um sie aufzuhalten.
    Immer höher schraubte sich die Treppe in den Himmel;
    der Boden, den sie gelegentlich durch die Fenster sahen, entfernte sich mehr und mehr. Nach einer letzten Windung standen sie hoch oben über Khömalin.
    Pashtak hatte die Anstrengung gut überwunden, Estra atmete schnell und hielt sich die Seite, die Kriegerin wirkte, als habe sie einen leichten Dauerlauf hinter sich gebracht. »Weiter«, sagte er und lief auf das große Gebäude zu, das sie kurz darauf erreichten.
    Estra blickte zurück, entdeckte den Boten nirgends. »Tokaro hat es geschafft«, meldete sie erleichtert.
    »Können wir etwas langsamer laufen?«, fragte sie hoffnungsvoll, da ihr das Seitenstechen das Atmen schwer machte.
    »Wir können schon, aber wir dürfen nicht«, gab Pashtak knurrend zur Antwort und betrat das Bauwerk durch das große Tor, um das eine Vielzahl von kensustrianischen Symbolen eingehauen worden war.
    »Mit so etwas habe ich gerechnet«, seufzte die Inquisitorin und folgte ihm. Auch hier wich ihre kensustrianische Begleiterin nicht von ihrer Seite. Erst an einem großen Tor, vor dem zwei Wärter standen, die nicht zur Kriegerkaste gehörten und dennoch bis an die Zähne bewaffnet waren, endete ihre Zuständigkeit. Die gekreuzten Speere machten unmissverständlich klar, dass es kein Durchkommen gab.
    Die Kriegerin sprach mit den Wärtern. »Die beiden wollen zum Rat. Es geht um die Hinterlassenschaft von Belkala. Sie wollen um Gnade für ihre Stadt bitten«, übersetzte Estra die Worte heimlich für Pashtak und auch gleich die Antwort: »Der Rat tagt, sagt der Wächter. Die Sternendeuter haben die Mitglieder zu einer Sitzung einberufen. Es kann lange dauern.«
    Pashtak hielt es nicht länger aus, er ging auf die Tür zu. »Ich muss den Rat sprechen!«, grollte er, die Nackenhaare richteten sich auf, und er fühlte die Bereitschaft, sich notfalls einen Weg durchzugraben.
    »Die Sterne können warten. Es stehen Leben auf dem Spiel!«
    »Er versteht unsere Sprache!«, entfuhr es der Kriegerin verblüfft.
    »Du verstehst auch unsere«, knurrte er sie an und stand mutig vor den beiden Wächtern. »Ich bitte Euch, kündigt uns an! Der Rat muss uns wenigstens anhören, bevor die Truppen Ammtara einebnen und tausende von Unschuldigen vertrieben, verletzt oder getötet werden! Es geht auch um kensustrianische Leben!«
    Die Männer schauten auf das Wesen herab, mit dem sie gar nichts anzufangen wussten und das sie schon gar nicht verstanden. Irritiert richteten sie die Speere auf Pashtak. Estra hatte lange überlegt und mit sich gerungen, doch es hingen zu viele Schicksale am Erfolg ihrer Mission, um auf ihr eigenes Rücksicht zu nehmen. »Ich bitte euch im Namen Lakastras, dem Gott des Südwindes und des Wissens: Meldet uns dem Rat«, sagte Estra auf Kensustrianisch und mit einer aufflammenden Überzeugungskraft, der sich weder die Männer noch die Kriegerin zu widersetzen vermochten. Die Wachen lehnten die Speere gegen die Wand, zogen zum Erstaunen Pashtaks die schwere Tür auf und ließen ihn zusammen mit Estra passieren.
    Die Kriegerin blieb stehen, sie hatte vor dem Rat nichts verloren. Ungläubig und mit leicht verklärtem Blick schaute sie ihnen hinterher, dann schlössen sich die Flügeltüren wieder, und sie verschwanden. Vier weitere Krieger erwarteten Pashtak und Estra,

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