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Trügerischer Friede

Trügerischer Friede

Titel: Trügerischer Friede Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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hob die Arme, die eiserne Rüstung rasselte leise. »Nein, ich will Euch nichts Böses«, beschwichtigte er ihn. »Ich wollte lediglich wissen, ob Ihr der Bote des Heeres seid, der Ammtara...«
    Der Kensustrianer begriff plötzlich den Zusammenhang zwischen dem Auftauchen des Fremden und dem verhassten Wort, wandte sich auf den Absätzen um und rannte zum nächsten Turm. Der Ritter fluchte. »Man hat ihm wohl aufgetragen, keine Zeit zu verlieren.« Er schickte sich an, den Boten zu verfolgen, aber das Gewicht seiner Panzerung behinderte ihn zu sehr. Gän lief neben ihm, und er sah kein bisschen angestrengt aus. »Geh und halte ihn auf«, befahl er dem Nimmersatten. »Es geht um deine Stadt, also tu etwas für ihren Erhalt.«
    »Und was mache ich, wenn ich ihn erreicht habe?«
    »Halte ihn auf, unternimm etwas, doch bring ihn nicht
    um. Ich bin gleich bei dir!«
    Der Nimmersatte rannte derart unvermittelt los, dass ihrem kensustrianischen Bewacher keine Zeit blieb zu reagieren. Er rief dem Boten eine Warnung vor der im Laufschritt nahenden Gefahr zu und stellte sich Tokaro in den Weg; sein Schwert war gezogen. »Du wirst dich nicht weiter bewegen«, verlangte er angespannt. »Ruf deinen Freund zurück, oder ihr sterbt beide.«
    »Das ist ein Missverständnis«, bemühte sich der Ritter, die Lage nicht noch weiter ins Schlechte laufen zu lassen. »Wir wollen nur von ihm wissen, was sich in Ammtara während unserer Abwesenheit getan hat«, log er und streckte den Kopf nach hinten, als sich die Schwertspitze an seinen Kehlkopf legte.
    »Du bist Gast in Khömalin, und du hast dich meinen Anweisungen zu beugen«, zischte der Kensustrianer, und seine bernsteinfarbenen Augen brannten sich in Lorins blaue. »Ruf deinen Freund zurück. Jetzt!«
    Tokaro sah, dass Gän zu dem Boten aufgeschlossen hatte, ihn sogar überholte und sich blockierend vor dem Aufgang des Turms aufbaute. Der gewaltige Mund bewegte sich, aber er hörte nicht, was der Nimmersatte sprach.
    Der Bote zögerte. Der gewaltige Fremde mit den vielen Hörnern und Muskeln, dem unfreundlichen Gesicht und der eindeutigen Haltung, ihn nicht passieren zu lassen, wirkte dämpfend auf die ansonsten so gefürchtete Entschlossenheit der Krieger. Vielleicht steckte ihm die lange Reise in den Knochen. Müdigkeit und Unaufmerksamkeit machten jeden Kampf zu einem Wagnis. Mit einem winzigen Schnitt brachte sich der Aufpasser vor Tokaro in Erinnerung, warm sickerte das Blut aus der
    Wunde über die Haut. »Hast du meine Worte nicht verstanden?« Die Hand des Kensustrianers umspannte den Griff des Schwertes fester; er bereitete sich auf einen Stoß vor, um den Stahl durch die Kehle des jungen Mannes zu treiben.
    »Lass ihn nicht durch!«, schrie Tokaro Gän zu und ließ sich in dem Augenblick fallen, als der Krieger zustach.
    Die Spitze sirrte an seinem Kinn vorbei und verfehlte ihn um Haaresbreite. Im Fallen zog Tokaro die aldoreelische Klinge und parierte auf dem Rücken liegend den nächsten Hieb des Kensustrianers. Die Schneiden trafen klirrend aufeinander, die Waffe des Gegners wurde bis zur Hälfte eingeschnitten. Tokaro erinnerte sich, dass Nerestro vom hohen Iurdum-Anteil und der Beständigkeit der kensustrianischen Schwerter gesprochen hatte, die erst nach dem zweiten Schlag zerbrachen. Gewöhnliches Metall, selbst Stahl hätte vor der Macht der aldoreelischen Klinge kapituliert. Das Gefecht alarmierte die Torwächter. Drei von ihnen kamen mit gezückten Waffen herbeigerannt, um ihrem Krieger gegen den aufsässigen Fremden beizustehen.
    Derweil drückte sich Tokaro mit den Stiefelsohlen ab und schob sich rückwärts über den Boden; die Rüstung rieb über die Pflastersteine, während sein Widersacher zum nächsten Angriff ansetzte. Tokaro sah das Schwert niederstoßen und hielt dagegen. Die aldoreelische Klinge durchtrennte die Waffe mit einem hellen, triumphierenden Ton.
    Der Kensustrianer ließ sich dadurch nicht von seinem Angriff abbringen. Er zog seinen Dolch, trat gegen die flache Seite von Tokaros Schwert, um es zur Seite zu schieben, und beugte sich mit dem Dolch voran über ihn.
    Die Reflexe, die in zahlreichen Übungsgefechten und auf
    dem Schlachtfeld geschult worden waren, um sein Leben
    zu bewahren, übernahmen nun die Handlungen des Ritters. Schneller als Tokaro es unterdrücken konnte, nutzte der
    Schwertarm den Schwung des Trittes, um in einer kreisenden Bewegung zuzuschlagen. Die aldoreelische Klinge kannte kein Erbarmen.
    Sie erwischte den

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