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Trügerischer Friede

Trügerischer Friede

Titel: Trügerischer Friede Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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verloren.«
    »Verloren?« Der Kensustrianer lachte verdutzt. »Anderer Kontinent, andere Gesittungen.« Er stieg die Treppen hinab und winkte Lorin zu, damit er ihm und seinen Leuten folgte. Zum Entsetzen der Milizionäre öffneten sie die Riegel am Tor und bereiteten sich darauf vor, den Eingang in die Stadt preiszugeben.
    »Hinlegen«, wies Simar Lorin an. »Tot stellen. Und Magie bereithalten. Sammeln .. « Wieder suchte er nach Worten. »Hinlegen«, beließ er es dabei, stellte sich neben das Tor und zog die Waffe, hob die Hand.
    Lorin zögerte. Es war eine Sache, das Leben einem guten Freund wie Waljakov oder Rantsila anzuvertrauen. Aber einem fremden Kensustrianer, dem er dank seiner großen Schwester seit kurzem mit gewissem Misstrauen begegnete, das erforderte eine gehörige Portion Mut und Bereitschaft, ein gefährliches Wagnis einzugehen. Dennoch tat er es.
    Der Boden war kalt und nass, lange würde er es nicht aushalten. Die Kensustrianer zogen die massiven Flügel auf
    und luden die unsichtbare Bedrohung ein, sich Lorin zu
    greifen.
    Einer der Fremden ging hinaus, verließ nach ein paar
    Schritten die Straße und täuschte vor, nach Beeren zu suchen. Lautstark klopfte er auf Büschen herum, sang dabei
    und bückte sich immer wieder, um Früchte aufzuheben.
    Ohne dass es einen erkennbaren Grund gab, duckte er sich zwischen die Zweige und verschwand für Lorins Augen, bis er laut rufend zurückgerannt kam. Deutlich vernahm Lorin das Rascheln im Dickicht, das von dessen Verfolger stammte und sich rasend schnell näherte, doch außer einem nicht eben kleinen Umriss erkannte er nichts.
    Der Kensustrianer hetzte an ihm vorüber, warf ihm einen aufmunternden Blick zu und bog in die Seitengasse ab, während ein Pferdegroßer Schatten mit einem gewaltigen Satz aus den Hecken sprang und sich wie einjagendes Raubtier an den Boden schmiegte.
    Zum ersten Mal sah Lorin das Wesen, das Simar einen Qwor genannt und das die Priester auf der Waldlichtung verschlungen hatte.
    Der Qwor besaß enorme Pranken, einen muskulösen Körper mit schuppiger, schwarzer Haut und einen lang gezogenen Schädel, in dem die Augen wie zwei Diamanten glitzerten. Er sah aus wie eine bizarre Mischung aus einer Echse, wie sie sich an den wenigen wannen Tagen Kalisstrons auf den Steinen sonnten, und einer Raubkatze. Leider viel, viel größer.
    Kaum stand der Qwor auf dem Weg, nahmen die Schuppen die Farbe des Untergrunds an und machten ihn für einen unbedarften Betrachter unsichtbar.
    Lorin sah durch die halb geschlossenen Lider hindurch, dass die Kreatur zögerte. Ihre Instinkte warnten sie vor der
    offensichtlichen Falle, doch die Gier brachte sie dazu, nicht
    umzudrehen und auf eine leichtere Beute zu warten. Dann wurde es seltsam. Unsichtbare Hände berührten Lorin, fuhren über sein Gesicht, glitten unter seinen Körper und hoben ihn sanft an. Er schwebte einen Schritt über dem Boden und wurde vorsichtig auf das grässliche Wesen zugetragen, das erwartungsvoll die Kiefer öffnete und die zweifachen Zahnreihen entblößte; milchiger Geifer rann an den Lefzen herab und troff auf den regennassen Boden. Lorin hielt es nicht länger aus und attackierte die Kreatur mit seinen eigenen magischen Fertigkeiten, packte sie damit an der Gurgel und drückte zu.
    Du bist schwach, sagte ein rauchiges Zischen in seinem Verstand. Ich habe dich schon einmal verschmäht, aber dieses Mal musst du eine Strafe erhalten. Danach hole ich mir die trau. . FJie Kräfte des Qwors hatten ihn frei gegeben, er fiel in den Schlamm und sprang mit gezogenem Schwert in die Höhe. »Was für eine Frau?«
    Die Frau auf der Lichtung. Sie ist in diesem Labyrinth aus Steinen, ich rieche sie. Du riechst nach ihr. Der Qwor hob den Kopf. Denkst du, ich fürchte mich vor denen, die am Tor warten? Er warf sich unvermittelt gegen Lorin, der die Klingenspitze geistesgegenwärtig nach vorn gereckt hielt. Das Metall glitt von den zähen Schuppen ab, hinterließ einen dünnen Kratzer. Die Zahnreihen gruben sich durch die Lederrüstung bis in Lorins Fleisch, er schrie auf und schleuderte instinktiv Magie gegen die Kreatur. Es geschah nichts.
    Ich sagte, du bist zu schwach, Mensch. Aber wenigstens
    gibst du mir deine Kraft aus freien Stücken, hauchte der Qwor rau. Heißer Atem näherte sich Lorins Kehle. »Simar!«, schrie
    er und stach ein weiteres Mal auf den Gegner ein. Wieder rutschte das Eisen ab. Auf die Kensustrianer blieb Verlass. Sie kamen von allen
    Seiten gleichzeitig über

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