Trügerischer Friede
Winkel seines Verstandes, fegte sein Bewusstsein davon und ließ Torben in die Knie
brechen, während sich ein roter Sturzbach aus seiner Schulter ergoss. Polternd fiel seine Waffe auf die Planken.
Halb besinnungslos rollte er sich auf die rechte Seite, seine letzten Gedanken wollte er seiner geliebten Varia schenken. Stattdessen schwebte das verzerrte Gesicht des Tzulandriers über ihm. Er sah dessen Hand immer näher kommen, bis sie riesenhaft wurde, nach seinem Kragen packte und ihn daran in die Höhe zog.
»Er lebt noch. Ruft den Heiler!«, schrie der Magodan. »Und signalisiert, dass der Bombardenträger nicht feuern soll. Das Schiff gehört uns.«
»Gnade für meine Männer«, ächzte Torben.
»Sicher, Rudgass. Wir sind bekannt dafür«, röhrte ihm der Mann entgegen und gab den Kragen frei; hart prallte Torbens Oberkörper zurück aufs Deck.
So sehr sich der Kapitän eine Ohnmacht wünschte, sie stellte sich zuerst nicht ein, und daher musste er die Schreie seiner Leute wie aus weiter Ferne mit anhören, als sie von der tzulandrischen Entermannschaft abgeschlachtet wurden. Erst als es leiser wurde und ihn der Geruch von warmem Blut umwehte, driftete er in die Bewusstlosigkeit.
Irgendwo schlugen leise, dunkle Trommeln in monotonem, aber schnellem Takt.
»Kapitän Rudgass, wacht auf! Ihr dürft nicht sterben! Nicht so und nicht hier!«
Die eindringliche Stimme zerschnitt seine Albträume und zeigte ihm einen Ausweg aus den schrecklichsten Visionen über das Kommende. Außerdem erinnerte ihn das Brennen, das einst seine Schulter gewesen war, an den verlorenen Zweikampf mit dem Magodan. Sein Kopf pochte und fühlte sich heiß wie glühende Kohle an. Torben überlegte, ob er nicht lieber ohnmächtig würde, anstatt die Schmerzen zu ertragen.
Etwas zupfte an der Wunde, jemand fluchte. »Passt doch auf, Ihr Narr. Wir haben nur den einen Faden.«
»Eure Brokatjacke hat genügend Stoff, um das ganze Schiff einzuspinnen«, lautete die nicht weniger freundliche Antwort.
Torben hob die Lider. Zitternd gehorchten sie ihm, und er schaute in Puaggis schmutziges und von dünnem Bartflaum geziertes Gesicht, das sich aufhellte, sobald der Palestaner sah, dass er erwachte. Offenbar lag er auf dem Boden, und über sich erkannte er die niedrige Decke einer Kajüte; vermutlich hatte man ihn in die Bilge geworfen. »Was macht Ihr hier, Commodore?«, krächzte er.
»Eure Wunde vom Eiter säubern und nähen, Kapitän. Schön, dass Ihr wach seid.« Er stützte ihm den Kopf und flößte ihm etwas Wasser ein, das einen leichten Salzgeschmack besaß, danach hob er ein Stück Holz in die Höhe. »Benötigt Ihr das gegen die Schmerzen? Wollt Ihr darauf beißen?«
»Es geht so«, knirschte Rudgass mit den Zähnen und nahm es im nächsten Augenblick an sich, weil sich Puaggi wieder an der klaffenden Wunde zu schaffen machte. »Ich habe es mir anders überlegt«, keuchte er und schlug die falschen und die echten Zähne hinein.
»Verzeiht, wenn ich Euch kein Monogramm hinein sticke. Mit meiner Nähkunst ist es nicht allzu gut bestellt, Kapitän«, entschuldigte sich Puaggi, hinter dem ein Mann in einer Commodore-Uniform saß
und jede Bewegung genau beobachtete. »Das hinter mir ist der glücklose Commodore Dulendo Imansi. Er gehörte zu den Truppen, welche den
Auftrag hatten, die Dörfer vor den abziehenden Tzulandriern zu beschützen«, stellte er ihn leidenschaftslos vor. »Wie
Ihr seht, ist es ihm nicht geglückt.«
»Hütet Eure Zunge, Puaggi«, drohte der Mann.
»Was wollt Ihr tun, Imansi? Denkt Ihr, ich ließe mich von Euch beeindrucken?« Vollkommen ruhig drückte er die Wundränder zusammen und tat die letzten Stiche. »Fertig. Den Arm dürft Ihr nicht bewegen, die Beile haben viel Schaden angerichtet. Was genau alles gelitten hat, kann ich Euch nicht sagen, ich bin kein Medikus. Ihr werdet es wohl selbst fühlen?«
Torben spürte den linken Arm nicht mehr, konnte ihn nicht bewegen, sogar die Fingerspitzen blieben taub. Er spuckte das Holz aus. »Glück für Euch. Es wird dauern, bis ich mich wieder an Seilen auf palestanische Koggen schwingen kann«, grinste er mühsam und versuchte, sich aufzurichten, aber die infernalischen Schmerzen in der Schulter zwangen ihn, liegen zu bleiben. »Was macht Ihr hier, Commodore? Hatte ich Euch nicht gesagt, Ihr sollt Rogogard warnen?«
»Wären die Tzulandrier nicht gewesen, hätte ich es geschafft«, sagte Puaggi bekümmert. »Sie sahen mich und nahmen die Verfolgung auf. In
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