Trügerischer Friede
einer Nebelbank haben sie mich überrumpelt und mein Schiff zu Kleinholz geschossen. Drei Bombardenträger waren einfach zu viel.«
»Die Pest und alle ansteckenden Krankheiten, die sich die Götter ersonnen haben, mögen über die Tzulandrier kommen!«, spie Torben aus. »Mir erging es ähnlich, mein Freund.« Er versuchte, sich umzuschauen. »Hat noch jemand von meiner Mannschaft überlebt?«
»Nein, Kapitän. Kein einfacher Seemann ist bei uns. Die Tzulandrier behalten die höchsten Offiziere, um sie als Geiseln einzusetzen.« Puaggi klopfte gegen die Bordwand. »Wir sitzen im Heck eines Bombardenträgers und haben Kurs
nach Nordosten angelegt.«
»Dann ahnt niemand, dass die Tzulandrier kommen?« Der
Rogogarder schwieg entsetzt.
Puaggi erhob sich aus seiner unbequemen hockenden Haltung und schüttelte die Beine aus. »Wenn kein Fischer die Kriegsflotte zufällig entdeckt und vor ihnen die Inseln erreicht, nein.«
Torben verspürte enormen Hunger. »Wie lange war ich
ohne Bewusstsein?«
»Bei uns seid Ihr erst seit wenigen Stunden, doch Euer Gefecht war vor einer Woche. Ich habe keine Ahnung, wo sie Euch vorher haben liegen lassen. Immerhin hatte man sich ein wenig um Eure Wunden gekümmert. Nicht liebevoll, aber wenigstens etwas.« Puaggi setzte sich auf ein Fass. »Das ist unser Trinkwasser, und wir müssen gut darauf Acht geben. Mehr bekommen wir nicht bis zu unserer Ankunft.«
»Eine Woche?« Er überschlug die Geschwindigkeit. »Wir hatten die Flotte schon eine weite Strecke verfolgt, das bedeutet, dass wir morgen auf die ersten Inseln Rogogards stoßen.«
»Zu schade, dass ich nicht zusehen kann, wie die Inseln endgültig vernichtet werden«, meinte Commodore Imansi verächtlich und so leise, als wollte er es eigentlich denken. Torben trat nach ihm. »Fahrt zu Tzulan, ehrlose Krämerseele!« Er schaute zu Puaggi. »Damit meine ich nicht Euch, sondern diesen affigen Idioten, der nicht verstanden hat, dass der Tod unschuldiger bevorsteht.«
Imansi lachte arrogant. »Das finde ich gar köstlich, Rudgass. Es gibt keine Unschuldigen auf Rogogard, denn Ihr lebt
alle von der Piraterie! Und vor allem von den Ladungen unserer Schiffe. Von wegen neuer Frieden, pah!
1 Er zog sein
Taschentuch und wischte sich übers Gesicht. »Rogogard ist Abschaum und hat sich mit den Agarsienern verbündet, wie schon vor dem Krieg. Wundert Euch nicht, dass ich das beklatsche, was die Tzulandrier beabsichtigen. Man kann ihnen nur gratulieren und alles Gute wünschen.«
»Seid still«, herrschte Puaggi ihn an.
»Ihr lasst Euch von mir nichts sagen und ich nicht von Euch. Ich finde das sehr ausgewogen«, gab der andere achselzuckend zurück.
»Macht eine Ausnahme, schon im Interesse Eurer Nase«, bat ihn Puaggi kühl. »Sie könnte sonst unvermittelt von etwas getroffen werden, was sie dazu bringt, Euer Blut von sich zu geben.«
»Ich fäkaliere auf Euch, Puaggi!« Imansi wedelte mit dem Tuch. »Und nicht nur das! Ich fäkaliere auf Eure Abstammung und vor allem«, er lehnte sich nach vorn, und sein Gesicht wurde gehässig,
»fäkaliere, ach was, scheiße ich auf Rogogard! Jawohl, ich scheiße drauf! Und beim Klang der ersten Bombarden werde ich vor Freude tanzen!«
Puaggi seufzte, erhob sich und schlug dem Commodore aus der Drehung die geballte Faust auf die Nase. Der Mann kippte mit einem Heulen rückwärts, schlug sich den Kopf an der Bordwand an und verstummte abrupt. »Schade, dass er sie nicht hören wird«, lautete Puaggis einzige Anmerkung. Torben musste trotz der Schmerzen lachen. »Hatte es jemals eines Nachweises für die gemeinsame Abstammung unserer Reiche bedurft, Ihr seid der schlagende Beweis dafür. Anders hätte ein Rogogarder auch nicht handeln können.« Er fuhr sich über die Stirn und wischte den Schweiß weg.
»Wundfieber«, meinte er freudlos. »Das fehlt noch. Andererseits, was schert mich mein Leben noch, wenn meine Heimat untergeht und ich meine Liebe nie mehr wiedersehe?«
Puaggi setzte sich wieder und kühlte die Knöchel seiner Hand im Salzwasser, das sich an der tiefsten Stelle des Innenraums gesammelt hatte. »Kapitän, ich kann mich getäuscht haben, aber ich denke, ich habe Eure Varia erkannt.«
»Dann habt Ihr bessere Augen als ich. Wir waren sehr weit auseinander ...«
»Nein, nicht Eure Dharka«, hob er das Missverständnis auf. »Ich meinte Eure Gefährtin. Die Seeräuberin aus Tarvin.«
Das Herz des Rogogarders schlug schneller. »Wo?«
»Als sie mich aus dem Wasser
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