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Trügerischer Friede

Trügerischer Friede

Titel: Trügerischer Friede Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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Schacht rasend schnell senkrecht nach oben.
    »Wir sind bald an der Oberfläche«, machte er seinem leidenden Sohn Mut. »Ein Cereler wird sich um dich kümmern.«
    Krutor lächelte schläfrig, er döste immer wieder ein.
    Unter gewöhnlichen Umständen hätte Lodrik, kurz bevor sie das Loch verließen, einen Weg gesucht, um weniger auffällig und spektakulär aus der Hefe zu erscheinen. Der Zustand seines Sohnes erlaubte jedoch keinerlei Verzögerung oder Rücksicht auf die Ulsarer.
    Daher entstiegen sie der Röhre am frühen Abend wie das Gestalt gewordene Entsetzen. Die Wächter, die Posten bezogen hatten, rannten voller Angst vor der Spinne aus menschlichen Gebeinen davon. Lodrik nutzte die Gelegenheit und befahl zwei eilig geschaffenen Skelettkreaturen, Krutor in Sicherheit zu bringen, danach ließ er sämtliche Knochen auseinander fallen und in der Schwärze des Lochs verschwinden.
    Das Geräusch warnte ihn. Ein Pfeilhagel schwirrte heran, den die Soldaten aus sicherer Entfernung gegen das vermeintliche Ungeheuer gesandt hatten.
    Schützend warf sich Lodrik über seinen Sohn und deckte zumindest den Kopf und den Oberkörper ab. Er spürte nicht mehr als ein Stechen und Keksen am gesamten Körper, echten Schmerz empfand er nicht.
    »Hört auf!«, schrie er. »Ihr tötet den Tadc von Tarpol!« Als das Sirren nicht länger ertönte, richtete er sich auf und zog sich die Pfeile aus dem Körper. Es haftete so gut wie kein Blut daran. Zahlreiche Stiefelschritte näherten sich, der Hauptmann der Wachmannschaft eilte als Erster heran und wurde kreidebleich. »Hoheitlicher Bardric, Ihr ...« Es verschlug ihm die Sprache. »Ihr seid getroffen«, war alles, was er unnötigerweise stammelnd hervorbrachte. »Bei Ulldrael.. «
    »Sei so freundlich und zieht die restlichen Pfeile heraus«, bat ihn Lodrik. »Sie haben mich angekratzt. Die Kleidung fing die meiste Wucht ab.«
    Der Hauptmann schaute auf die fünf Geschosse, die vor den Füßen des Mannes lagen, dann auf die Löcher in dem Gewand und die geringen Blutspuren daran. »Hoheitlicher Bardric, es kann doch nicht möglich sein, dass .. «
    »Tu es!«, herrschte ihn Lodrik an, sein Gesicht verdunkelte sich, Schatten breiteten sich über seine Züge.
    »Wie Ihr befehlt.« Der Mann zog die vier Pfeile ruckartig aus dem Rücken und bemerkte sehr genau, wie tief sie in den Leib eingedrungen waren. Aber er sagte nichts. Aus Furcht.
    »Danke.« Lodrik wandte sich zu ihm, die blauen Augen hefteten sich auf das blasse Antlitz. »Du wirst niemandem erzählen, dass ich getroffen wurde.« Die Kälte in der Stimme hätte kochendes Wasser auf der Stelle zu Eis erstarren lassen. »Und nun hole endlich den Cereler, damit er meinen Sohn behandelt. Der Tadc ist tapferer als ihr alle zusammen.«
    »Sicher, Hoheitlicher Bardric«, ächzte der Hauptmann und wich zurück, weil sein Herz in der Nähe des unheimlichen Mannes stehen zu bleiben drohte, so sehr presste das Grausen es zusammen. »Wo ... ist das Ungeheuer abgeblieben?«
    Lodrik ging neben Krutor in die Hocke. »Tot. Er hat es mit einem einzigen Hieb in Stücke gehauen«, antwortete er. »Du und deine Leute, ihr müsst euch nicht mehr fürchten. Ruf sie her, sie sollen Krutor zum Heiler tragen. Das wird schneller gehen, als den Cereler herbringen zu lassen.«
    Der Offizier salutierte, drehte sich um und schrie seine Leute herbei. Als er wieder nach Lodrik sehen wollte, lag nur noch der bewusstlose Krutor am Boden. Vom einstigen Herrscher Tarpols fehlte jede Spur. Erleichtert atmete der Mann auf. Er wünschte sich, Lodrik nie wieder zu begegnen, so sehr graute ihm vor seinem Herrn.
    Wie Bardric die vielen Schüsse überleben konnte, wollte er nicht mal im Ansatz wissen. Eine einzige Dosis des Gifts, mit dem sie die Spitzen eingerieben hatten, genügte, um einhundert Männer zu töten. Bardric war von neun getroffen worden ...
    Lodrik wäre gern bei seinem verletzten Sohn geblieben, aber er durfte die Nekromantin nicht entkommen lassen, die Soscha getötet und deren Magie geraubt hatte. Wo Soschas Seele abgeblieben war, wusste er nicht.
    Er machte einen Bogen um die Soldaten, die durch die Trümmer gelaufen kamen, um Krutor wegzutragen, und lief zurück zum Palast, wo er Elenja hoffentlich noch anträfe. Seine vage Ahnung, um wen es sich bei der unbekannten Kabcara Borasgotans in Wirklichkeit handelte, verwandelte sich beinahe schon in Gewissheit. Es kam niemand Geringeres als seine einzige Tochter in Frage!
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