Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Trügerischer Friede

Trügerischer Friede

Titel: Trügerischer Friede Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
Vom Netzwerk:
und Werkzeug dabei.
    Die rothaarige Frau, die trotz ihres fortgeschrittenen Alters nichts von ihrer blendenden Schönheit eingebüßt hatte und die durch die leichten Fältchen um die grünen Augen eher noch anziehender wirkte, öffnete ihnen. »Das hat zu lange gedauert«, begrüßte sie die Männer unfreundlich und laut, damit zufällige Passanten ihren Tadel vernahmen. »In der Zwischenzeit hätten die Stützbalken schon lange zusammenbrechen können.« Sie trat zurück und ließ die Männer herein; kaum schloss sich die Haustür, fiel die Maskerade von ihr ab. Aljascha lächelte die Besucher freundlich an und deutete auf die Tür zur Linken, die in den Salon führte. »Es freut mich, dass ihr meine Einladung angenommen habt.«
    Man setzte sich um den Tisch, die Werkzeuge und das Holz wurden achtlos beiseite gestellt. Aljascha goss Tee in dünne Porzellantassen, schob das Sahnekännchen, die Tiegel mit Kirschmarmelade, Sahne
    und Zucker in Richtung ihrer Gäste. »Bedient euch, bitte. Es
    gibt keine Angestellten in diesem Haus.«
    Die Männer waren zwischen dreißig und vierzig Jahren, ihre Gesichter glichen niemandem und jedem, sodass man sie auf der Straße sofort wieder vergaß. Es gab nichts Auffälliges an ihnen, anhand dessen man sie erkennen würde - sie oder ihren fanatischen Glauben an Tzulan, den Gebrannten Gott und Unheilbringer.
    Aljascha bemerkte die verständliche Unruhe ihrer Besucher. Der Kult war behördlich zumindest in Tarpol verboten, und darüber hinaus zeigte die breite Mehrheit unmissverständlich, dass die Bevölkerung nichts mehr mit dem Gebrannten Gott zu tun haben wollte. Etliche Priester waren erschlagen, die letzten Tempel Tzulans in Brand gesetzt oder an Ulldrael den Gerechten übergeben worden.
    »Es gibt keinen Grund, sich in meinem Haus vor etwas zu fürchten«, beruhigte sie die drei. »Perdörs Spitzel haben schon lange das Interesse an mir verloren. Für sie und den Rest von Tarpol bin ich eine leidige Erinnerung, der man keine Beachtung mehr schenkt. So gesehen, hat ein Exil, oder wie man mein Leben nennen will, auch seine Vorteile.«
    Der Älteste von ihnen, ein attraktiver Mann von vierzig Jahren, neigte den Kopf vor ihr. »Ich bin Lukaschuk, Priester Tzulans, und ich möchte mich für die Einladung zu diesem Treffen bedanken, Aljascha Radka Bardric.« Er süßte seinen Tee mit der Marmelade und betrachtete seine Gastgeberin neugierig, wenn nicht sogar mit einem Anflug unverhohlenen Verlangens aus seinen braunen Augen. Aljascha löste mit ihrer Schönheit bei Männern meistens Verlangen aus; sie wiederum brauchte diese Triebfeder des starken Geschlechts, um es an sich zu fesseln. »Wir sind begierig zu hören, worum es sich bei diesem Gespräch dreht.«
    »Wir beide, Lukaschuk - oder besser gesagt, die Tzulani und ich -, befinden uns in der gleichen bescheidenen Lage: Einst standen wir auf dem Gipfel, um durch die Ereignisse mit Gewalt von dort vertrieben zu werden.« Aljascha verschenkte ihr Lächeln wie zuvor den Tee und bedachte jeden der drei mit falscher Freundlichkeit, die nur sehr wenige Menschen von echter zu unterscheiden wussten. »Aber was könnte uns davon abhalten, dorthin zurückzukehren?«
    »Die Bewohner Ulldarts?«, lachte der Mann zu Lukaschuks Linken bitter.
    »Unsinn! Die Menschen gehorchen immer denen, welche die Macht besitzen«, warf sie abfällig ein und ließ ihn spüren, dass sie Kleinmütigkeit an Männern verabscheute. »Sind wir erst im Besitz der Macht, bestimmen wir, zu wem sie beten.« Aljascha hatte ihn mit ihren Sätzen ausgepeitscht, doch ihre grünen Augen gaben dem Mann gleichzeitig sündige Versprechen, welche vom harten Klang ihrer zurechtweisenden Worte ablenkten. »Wir fangen klein an. Kostromo und Tarpol bilden den Auftakt. Von hier aus beginnen wir die Mission von Hustraban und Borasgotan.«
    »Und wie«, Lukaschuk nippte am Tee, wischte sich den Oberlippenbart ab und nickte anerkennend zur Qualität der Marmelade, »soll das vonstatten gehen?«
    »Indem ihr, die Tzulani, mich unterstützt, die Baronie und mein mir zustehendes Königreich Tarpol zurückzuerobern. Ich werde .. nein, vielmehr bin ich die rechtmäßige Kabcara von Tarpol. In mir rinnt im Gegensatz zu der Konkubine des einstigen Herrschers und meines Gatten Lodrik Bardric das hoheitliche Blut der Bardric-Linie. Selbst durch den Erlass
    meines Gemahls, mich nach unserer Scheidung von allen
    Rechten zu entbinden, ist mein Anspruch auf den Thron nicht
    vollends

Weitere Kostenlose Bücher