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Trügerischer Friede

Trügerischer Friede

Titel: Trügerischer Friede Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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zuckte zusammen und wich zurück. »Und was kommt danach?«, haspelte er. »Die Uneinigkeit unter den Adligen . .« Fjanskis Augen wurden größer. »Ihr trachtet nach dem Thron Borasgotans!«
    Sie lachte ihn aus. »Ihr habt lange gebraucht, bis Ihr verstanden habt. Ich hatte niemals vor, in einer armseligen Provinz zu versauern. Die Konstellation ist günstiger denn je, dass ich mein Ziel erreiche«, zischelte sie bedrohlich. »Ihr
    und ich, Haratf Fjanski, wir wollen die Macht, und ich werde
    sie mit Euch teilen, sobald ich auf dem Thron sitze, wie wir es
    vor vielen Wochen besprachen. Meine Krankheit wird vergehen, und ich werde schöner glänzen als die Sonnen Ulldarts. Das Volk wird mich vergöttern, und Ihr erhaltet meinen Segen, solange Ihr mir genügend waffenfähige Männer besorgt, die im Land für Ordnung sorgen. Meine Ordnung.« Sie hustete ein weiteres Mal. »Habt Ihr mir beschafft, worum ich Euch bat?«, krächzte sie verlangend; ihre Rechte zuckte nach vorn und packte ihn am Kragen. Mit ungeheurer Kraft zog sie ihn näher zu sich heran.
    »Habt Ihr?«
    Fjanski nickte viel zu schnell, die Furcht vor der Frau hatte sich in blankes Grauen gewandelt. »Sicher, Kabcara.« Er deutete auf den stockfinsteren Korridor. »Ein Dutzend, wie Ihr wünschtet.«
    Sie ließ ihn los. »Geht wieder in Euer Gemach, Hara    Fjanski kam kein Wort des Widerspruchs über die Lippen. Er eilte die Stufen hinauf und war froh, dem Gewölbe und erst recht der Kabcara entkommen zu sein.
    Sie aber wartete, bis seine schnellen Schritte verklungen waren, dann betrat sie den Gang. Die Fackel ließ sie achtlos in der Wandhalterung zurück. Sie benötigte kein Licht. Der schwache Schimmer einer Kerze irgendwo vor ihr reichte ihr zusammen mit dem leisen Kettengeklirr als Orientierung. Bald gelangte sie in das Verlies der Festung. Massive Gitterstäbe, die in der geschwungenen Decke und dem Boden eingelassen worden waren, formten sich zu Käfigen, die ausreichten, um dreißig oder auch nur einen Gefangenen aufzunehmen. Der Platz insgesamt mochte ausreichen, um vierhundert Menschen einzukerkern.
    Noch brauchte sie nicht so viele. Ihrer Bitte entsprechend, hatte Fjanski Männer und Frauen unterschiedlichen Alters hierher gebracht, sie entkleiden und ihre Handgelenke fesseln lassen und sie in der Mitte des Verlieses an ihren Ketten an Haken in der Decke aufgehängt. Ihre Füße schwebten frei in der Luft; darunter lag ein ausgehöhlter Baumstamm, der zu einem Trog umfunktioniert worden war. Die Kabcara näherte sich ihnen und nahm ein dünnes, langes Chirurgenmesser vom fleckigen Tisch, auf dem auch die einsame Kerze stand.
    Eine der Frauen bemerkte sie und schrie erschrocken auf. »Da! Ein Geist!« Unruhe entstand, die Gefangenen rüttelten an ihren Fesseln, pendelten sachte an ihren Ketten vor und zurück.
    »Nein, es ist Vintera«, weinte eine andere, sehr junge Frau. »Die Göttin des Todes kommt zu uns.«
    »Ich bin nicht Vintera«, sagte die Kabcara sanft, »meine Waffe ist nicht die Sichel, wie du siehst.« Sie stellte sich auf den Rand des Trogs, legte ein Ohr auf die nackte Brust der Frau und lauschte auf den Schlag ihres Herzens. Dort, wo das Geräusch am lautesten war, setzte sie den linken Zeigefinger auf die Haut und markierte die Stelle. »Dennoch bringe ich den Tod.« Die dünne Klinge fuhr zwischen den Rippen hindurch mitten ins Herz und tötete die Gefangene, die nicht einmal Zeit bekam zu schreien, sondern mit einem Ächzen starb. »Und erhalte damit meine Kraft.«
    Mit schnellen, präzisen Schnitten öffnete sie die Adern, um das Blut über den Leib und an den Beinen entlang in das Auffangbecken sprudeln zu lassen. Sie wiederholte ihre widerliche Arbeit elf weitere Male; das Plätschern um sie
    herum und der zunehmende metallische Geruch störten
    sie nicht. Es bedeutete Leben.
    Schließlich setzte sie die besudelte Klinge an ihren Daumen und fügte sich eine kleine Wunde zu. Rasch hielt sie ihn über den halb gefüllten Trog, in dem das Blut zu gerinnen begann, und ließ die hervorquellenden roten Perlen hineintropfen.
    Das Mahl war angerichtet.
    Kontinent Ulldart Königreich Ilfaris, Herzogtum Turandei, Königspalais, Spätsommer im Jahr 1 Ulldrael des Gerechten (460 n. S.)
    Schicken wir Torben Rudgass nach Türis. Er kreuzt ohnehin vor der Küste und wollte nach Tarvin. Wenn sich einer auf Verhandlungen mit Seeräubern versteht, dann ist

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