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Trügerischer Friede

Trügerischer Friede

Titel: Trügerischer Friede Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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es ein Rogogarder.« König Perdor saß an seinem Arbeitspult, drehte eine seiner langen, grauen Bartlocken und ließ sie abrupt los; sie schnellte zurück und wippte wie eine Metallfeder auf und ab.
    Seine Blicke schweiften durch das Esszimmer des geliebten Palais, das er nach dem Ende der Besatzung von Ilfaris sofort wieder hatte herrichten lassen. Von allen seinen Residenzen war ihm diese in Turandei die liebste. »Und dazu ist er ein Held, der sich mit seinen tollkühnen Taten auch bei den Tzulandriern einen Namen gemacht hat.«
    scheint mir ein recht zweifelhafter Ehrentitel.« Fiorell hatte das Trikot des Spaßmachers ein für alle Mal ausgezogen und
    es gegen bequeme Kleidung eingetauscht. Einfache Hosen und ein Hemd, darüber ein Gehrock mit eingesticktem Monogramm und einem Narrenstab. In seinen kurzen schwarzen Haaren zeigten sich silberne Fäden. Sein Rücken, so hatte er Perdor gegenüber behauptet, weigerte sich, die Sprünge, Salti und üblichen Verrenkungen länger mitzumachen. Das Alter ... Es verschonte weder ihn noch seinen Herrn, dem er nun als Freund zur Seite stand. Einen neuen Hofnarren hatte er auch schon ausgewählt. Das Alter war natürlich nur eine Ausrede. Fiorell würde dem König sicherlich nicht verraten, dass er einfach keine Lust mehr hatte, den Narren zu geben. Und außerdem gefiel er sich in der neuen Rolle. Perdor nickte. »Sie werden ihn anhören.« Er betätigte den verborgenen Mechanismus und öffnete damit sein geheimes Archiv, das hinter der schwenkbaren Wandvertäfelung verborgen lag. »Schau dir das an«, seufzte er, als die verstaubten Ordner, Folianten und losen Papiere sichtbar wurden. »Es wird dich ein Jahr kosten, den Dreck wegzuwischen. Ich war viel zu lange im Exil.«
    »Mich?« Fiorell lächelte müde. »Wisst Ihr, vor nicht allzu langer Zeit hätte ich ein paar lustige Sprünge absolviert, eine oder mehrere schnippische Bemerkungen gemacht und Euch danach kräftig veralbert.«
    Er wedelte matt mit der Hand. »Heute . . tja. Da warte ich lieber auf die Pralinen, die uns der Diener bald bringen wird, und denke mir meinen Teil.«
    »Es ist beruhigend zu sehen, dass auch du gelassener geworden bist.« Perdor zog die Klingelschnur und signalisierte
    der Küche, dass es ihn wie gewohnt nach Süßigkeiten verlangte.
    Derweil schritt er die lange Front der Bücherrücken ab, in denen lange überholte Auskünfte und Erkundigungen über
    die Königreiche, säuberlich nach dem Anfangsbuchstaben sortiert, gesammelt waren. Sein bequemes Wams aus leichter, beigefarbener Seide und gelber Wolle gab dem Bäuchlein genügend Freiraum, ansonsten trug er eine weite weiße Hose und einen passenden Gehrock mit vielen Knöpfen und Zierrat. Er liebte das Verspielte.
    Bedauernd nahm er ein staubiges Blatt aus einem Regal. Das Netz aus Spionen, das er über den Kontinent geworfen hatte, wies Löcher auf, die auf das Verschulden der letzten beiden Bardric zurückzuführen waren. Sie hatten seine Männer und Frauen aufgestöbert, inhaftieren oder hinrichten lassen. Es würde nicht leicht werden, die Maschen neu zu knüpfen. Zu viel hatte sich gewandelt. Die Türen öffneten sich, zwei Tabletts mit auserlesenen Köstlichkeiten aus Schokolade wurden von einem Bediensteten hereinbalanciert. Begleitet wurde er von dem neuen Hofnarren, der sich Kurzeweyl nannte. Er trug das gleiche bunte Rautentrikot wie Fiorell damals und hopste und klirrte dabei wie ein lebendig gewordener Schellenbaum.
    Der Diener stellte die Schokolade auf dem Schreibtisch ab, räusperte sich und begann mit der Auflistung. »Majestät, passend zur Jahreszeit haben wir schokoliertes Mousse von Frühkastanien mit Portwein verfeinert«, erklärte er die braune und hübsch mit Sahne dekorierte Masse auf den Schälchen.
    »Besonders empfehlenswert ist das Schokoladentrifle aus Aprikosen sowie die helle Schokoladen-Kasserolle mit frischen Orangen und Ingwer. Der Pralinenmeister lässt entschuldigen, dass die Zimtsauce nicht fertig wurde, aber unsere Lieferung geriet in die Hände der Tzulandrier.«
    Stoisch verbeugte
    er sich und verließ das Zimmer; dabei sahen ihm Perdor und
    Fiorell an, dass er am liebsten von allem gekostet hätte.
    Kurzeweyl verbeugte sich tief, berührte den Boden mit der Nasenspitze und machte einen Salto vorwärts, geriet bei der Landung aus dem Gleichgewicht und prallte unbeholfen gegen den Schreibtisch. »Oh, ich . .« Er stolperte linkisch
    über seine langen Schnabelschuhe und stürzte.
    »Ungewollt

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