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Trügerischer Spiegel: Roman (German Edition)

Trügerischer Spiegel: Roman (German Edition)

Titel: Trügerischer Spiegel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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Hand.
    Fancy nahm den Kopfhörer ab. »Was willst du hier?«
    »Ich will meine Sachen abholen.«
    Ohne weitere Warnung ging sie zum Wandschrank und machte ihn auf.
    »Warte ’ne Sekunde!« Fancy warf den Kopfhörer aufs Bett und sprang auf.
    »Das gehört mir«, sagte Avery und zerrte eine Bluse heraus, »und das, und das.« Dann ging sie zu Fancys Toilettentisch und öffnete ein Schmuckkästchen. Sie fand zwischen den anderen Dingen die Ohrringe, die ihr in Houston gefehlt hatten, ein Armband und ihre Uhr. Sie war nicht teuer gewesen, aber Tate hatte sie ihr gekauft — ihr, und nicht Carole. Heute morgen war ihr aufgefallen, daß sie fehlte, und deswegen war sie so heftig in die Besprechung hereingeplatzt. Da Tate sich geweigert hatte, mit ihr über Fancys Kleptomanie zu sprechen, half sie sich selbst.
    »Du bist eine schlechte Diebin, Fancy.«
    »Ich weiß gar nicht, wie die Sachen in mein Zimmer gekommen sind.«
    »Und du bist eine noch schlechtere Lügnerin.«
    »Mona hat wahrscheinlich...«
    »Fancy!« rief Avery. »Du klaust schon seit Wochen Sachen aus meinem Zimmer. Willst du mich für dumm verkaufen? Du hast eindeutige Spuren hinterlassen.«
    »Wirst du mich bei Onkel Tate verpetzen?« fragte sie mit einem Blick auf das Kaugummipapier.
    »Sollich?«
    Sie warf sich wieder aufs Bett. »Ach, tu doch, was du willst. Aber bitte nicht hier.«
    Avery war schon auf dem Weg hinaus, als sie es sich anders überlegte und zum Bett ging. Sie drückte Fancy die Ohrringe in die Hand. »Die kannst du behalten. Ich hätte sie dir auch geliehen, wenn du mich darum gebeten hättest.«
    Fancy warf die Ohrringe weit von sich. »Ich will keine milde Gabe von dir. Ich will überhaupt nichts von dir.«
    Avery hielt dem Angriff stand. »Das glaube ich sogar. Du wolltest gar nicht meine Sachen, du wolltest erwischt werden.«
    »Du warst zu lange in der Sonne, Tante Carole. Das ist nicht gut für deine Gesichtsplastik. Sie schmilzt vielleicht«, fauchte Fancy.
    »Du brauchst mich nicht zu beleidigen, du hast meine Aufmerksamkeit doch schon durch dein Stehlen bekommen. Genau wie du die Aufmerksamkeit deiner Eltern bekommst, wenn du Dinge tust, die sie ablehnen.«
    »Wie zum Beispiel Eddy bumsen?«
    »Wie zum Beispiel Eddy bumsen, genau.«
    Fancy war erstaunt, daß ihre Tante so ruhig den vulgären Satz wiederholte, erholte sich aber schnell wieder. »Ich wette, du hättest dir fast in die Hosen gemacht, als du mich aus seinem Zimmer hast kommen sehen, obwohl ich gar nicht in Houston sein sollte.«
    »Er ist zu alt für dich, Fancy.«
    »Das glauben wir nicht.« Fancy streifte das Nachthemd ab, und Avery sah mit einem elenden Gefühl in der Magengrube all die Striemen und blauen Flecken auf Fancys Körper.
    »Ich habe noch nie einen Liebhaber wie Eddy gehabt«, sagte Fancy verträumt und zog ein Bikinihöschen an.
    »Ach ja? Was ist er denn für ein Liebhaber?«
    »Weißt du das denn nicht?« Avery sagte nichts. Sie hatte keine Ahnung, ob Carole mit dem besten Freund ihres Mannes geschlafen hatte oder nicht. »Er ist der beste.« Fancy hakte das Oberteil zu, nahm sich einen Lippenstift vom Toilettentisch und sah Avery im Spiegel an, während sie ihre Lippen schminkte. »Eifersüchtig?«
    »Nein.«
    »Onkel Tate schläft aber immer noch in dem anderen Zimmer.«
    »Das geht dich nichts an.«
    »Ist mir auch egal, solange du Eddy in Ruhe läßt.«
    »Erzähl mir was von ihm.«
    Fancy bürstete sich das Haar und sah dabei Avery an. »Ah, verstehe. Nicht eifersüchtig, nur neugierig.«
    »Mag sein. Worüber redet ihr denn?«
    »Redest du etwa mit den Typen, mit denen du bumst?« Fancy lachte laut. »Sag mal, du hast nicht vielleicht ein bißchen Gras, oder?«
    »Nein.«
    »Kann ich mir vorstellen, wenn ich daran denke, wie Onkel Tate durchgedreht ist, als er uns damals erwischt hat. Was hätte er wohl gedacht, wenn er uns dabei erwischt hätte, als wir uns den netten Cowboy damals geteilt haben?«
    Avery wurde blaß und wandte sich ab. »Ich — ich tue solche Sachen nicht mehr, Fancy.«
    »Ach ja? Wirklich?« Fancy wurde neugierig. »Weißt du, anfangs, als du aus der Klinik gekommen bist, habe ich ja gedacht, du spielst nur Theater. Aber langsam glaube ich wirklich, daß du dich nach diesem Flugzeugabsturz geändert hast. Was ist los? Hast du Angst, daß du in die Hölle kommst, wenn du stirbst?«
    Avery wechselte das Thema. »Eddy hat dir doch bestimmt was über sich erzählt, wo er aufgewachsen ist und so –«
    Fancy stemmte die

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