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Trügerischer Spiegel: Roman (German Edition)

Trügerischer Spiegel: Roman (German Edition)

Titel: Trügerischer Spiegel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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selbst das Gefühl hatte, in Teile zu zerbrechen. Sie war sprachlos und unfähig zu denken, nachdem Eddy seine Hiobsbotschaft verkündet hatte. Ihr Gehirn stellte einfach jede Tätigkeit ein, und sie trieb im Dunkeln dahin.
    Nelson schob gefaßt seinen Stuhl zurück und meinte: »Ich denke, wir sollten diese Diskussion im Wohnzimmer fortsetzen.«
    Eddy nickte, sah Tate mit einer Mischung aus Ärger und Mitleid an und ging hinaus.
    Dorothy Rae griff nach dem Weinglas, aber Jack nahm es ihr ab. Er zog sie von ihrem Stuhl hoch und schob sie in Richtung Flur. Fancy ging hinter ihnen her. Jack wies sie an: »Halt du dich aus der Sache raus.«
    »Kommt nicht in Frage. So was Spannendes ist schon lange nicht mehr vorgekommen«, sagte sie und kicherte.
    »Das geht dich nichts an, Fancy.« Jack nahm eine Fünfzigdollarnote aus seiner Tasche und drückte sie ihr in die Hand. »Tu irgendwas anderes.«
    Ihr Mund bewegte sich lautlos, dann verschwand sie.
    Tates Gesicht war weiß vor Zorn, aber seine Bewegungen wirkten sehr beherrscht, als er seine Serviette faltete und neben den Teller legte. »Carole?«
    Avery hob den Kopf. Sie hatte den Widerspruch schon auf den Lippen, aber die Wut in seinen Augen ließ sie schweigen.
    Der Blick aus dem Wohnzimmer zum westlichen Himmel, an dem erst kürzlich die Sonne untergegangen war, konnte atemberaubend sein, und Avery genoß ihn oft. Aber heute überkam sie Niedergeschlagenheit und ein Gefühl der Einsamkeit, als sie den endlosen Horizont sah. Kein freundliches Gesicht begrüßte sie, als sie ins Zimmer trat, und die Männer von der Werbefirma wirkten besonders finster.
    Dirk sah aus wie der Böse aus einem Gangsterfilm. Ralph dagegen versuchte immer Witze zu machen und ging damit allen auf die Nerven.
    Die beiden Männer hatten nie ihre Nachnamen genannt, und Avery nahm an, daß sie dadurch eine freundliche Beziehung zwischen ihnen und ihren Kunden aufbauen wollten. Bei Avery funktionierte dieser Trick allerdings nicht.
    Nelson übernahm die Gesprächsleitung. »Eddy, bitte erkläre uns genauer, was du eben angekündigt hast.«
    Eddy machte keine Umwege und wandte sich Avery zu. »Hattest du eine Abtreibung?«
    Ihre Lippen öffneten sich, aber sie konnte nichts sagen. Tate antwortete für sie: »Ja, hatte sie.«
    Zee zuckte zusammen, als wäre sie von einem Pfeil getroffen. Die anderen starrten Avery ungläubig an.
    »Wann war das?« wollte Nelson wissen.
    »Kurz vor dem Absturz«, antwortete Tate.
    »Na toll«, murmelte Eddy. »Sagt mal, habt ihr eine Vorstellung, was mit dem Rutledge-Wahlkampf passiert, wenn diese Sache herauskommt?«
    Nelson meinte sachlich: »Natürlich. Aber wir dürfen nicht zu heftig reagieren. Das würde uns auch nichts nützen.« Nachdem sich die Gemüter etwas beruhigt hatten, fragte er: »Wie bist du auf... diese grausige Sache gestoßen, Eddy?«
    »Die Sprechstundenhilfe der Praxis hat heute abend angerufen und wollte Tate sprechen. Da er schon weg war, habe ich den Anruf entgegengenommen. Sie sagte, Carole sei in der sechsten Schwangerschaftswoche in die Praxis gekommen und hätte eine Abtreibung vornehmen lassen wollen.«
    Avery setzte sich auf die gepolsterte Sofalehne und fragte: »Müssen wir das vor den beiden hier diskutieren?« Sie nickte in Richtung auf die Werbeleute.
    »Raus mit euch«, befahl Tate.
    »Einen Moment«, widersprach Eddy. »Sie müssen wissen, was los ist.«
    »Aber nicht, wenn es unser Privatleben betrifft.«
    »Tate, wir müssen alles erfahren«, widersprach Dirk. »Bis hin zu dem Deo, das Sie verwenden. Wir wollen keine unangenehmen Überraschungen erleben, das hatten wir von Anfang an so besprochen.«
    Tate sah aus, als würde er gleich explodieren. »Womit hat die Sprechstundenhilfe gedroht?«
    »Sie will mit der Presse reden.«
    »Unwiderruflich?«
    »Es sei denn, wir bezahlen sie für ihr Schweigen.«
    »Erpressung«, sagte Ralph. »Nicht sehr originell.«
    »Aber effektiv«, meinte Eddy knapp. »Meine Aufmerksamkeit hat sie. Du hättest alles damit ruinieren können, weißt du das?« fuhr er Avery an.
    Avery, die jetzt in ihrer eigenen Lüge gefangen saß, mußte die
Verachtung ertragen. Es war ihr egal, was die anderen meinten, aber sie fühlte sich sterbenselend, wenn sie daran dachte, wie betrogen Tate sich fühlen mußte.
    Eddy ging zum Schrank mit der Bar und goß sich einen Whisky ein. »Ich höre. Vorschläge bitte.«
    »Was ist mit dem Arzt?« fragte Dirk.
    »Die Arzthelferin arbeitet nicht mehr für die

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