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Trügerischer Spiegel: Roman (German Edition)

Trügerischer Spiegel: Roman (German Edition)

Titel: Trügerischer Spiegel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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sein, war bemerkenswert. Es muß dich ungeheuer viel Arbeit gekostet haben. Aber deine neueste Verwandlung ist noch unglaublicher als die vorigen, denn du scheinst selbst daran zu glauben. Ich würde es auch fast glauben, wenn ich mich nicht noch so gut daran erinnern könnte, wie du früher warst.«
    »Woher willst du wissen, ob ich mich nicht aus Liebe zu Tate verändert habe? Ich versuche, das zu sein, was er braucht und will.«
    Zee warf ihr einen Blick zu und schob sie zur Seite. »Ich weiß ohne jeden Zweifel, daß du nicht das bist, was du zu sein vorgibst.«
    »Wann willst du es den anderen sagen?«
    »Nie.« Carole zuckte vor Erstaunen zusammen. »Solange Tate nicht unter deinen Machenschaften leidet, werde ich ihm seine Illusionen nicht nehmen. Die Akte wird unser Geheimnis bleiben. Aber wenn du ihm wieder weh tust, Carole, werde ich dich vernichten und Tate meine Sammlung zeigen. Er wird keine Hure, auch nicht, wenn sie geläutert ist, seine Tochter erziehen lassen.«
    Ein Ausdruck der puren Verzweiflung trat auf Caroles Gesicht. Sie legte. ihre Hand auf Zees Arm. »Du darfst es Tate nicht sagen. Es würde ihn umbringen.«
    »Deswegen habe ich noch nichts unternommen. Aber im Zweifelsfall besser ein kurzer Skandal als ein lebenslanges Unglück.« Als sie hinausging, fügte sie noch hinzu: »Du brauchst dir übrigens nicht die Mühe zu machen, nach der Akte zu suchen. Es gibt eine Kopie davon in einem Safe, zu dem nur ich und im Falle meines Todes Tate Zugang hat.«
     
    Avery saß ratlos neben Mandy in der Küche, die ihr Mittagessen aß und unaufhörlich plapperte — ein Zeichen, daß es ihr besser ging. Sie trank eine Tasse Tee, den Mona ihr gemacht hatte. Das Zuhören fiel ihr schwer, denn ihre Gedanken wanderten immer zu Zee und ihre vernichtenden Informationen über Carole.
    Avery brachte Mandy zum Mittagsschlaf ins Bett und las ihr noch eine Geschichte vor. Als kleines Mädchen hatte ihr Vater ihr manchmal von schönen Prinzessinnen und starken Helden vorgelesen, die sie aus allen Notlagen retteten, und am Schluß siegte immer das Gute.
    Aber das war eben der wesentliche Unterschied zwischen Märchen und Wirklichkeit, in der Väter monatelang verschwanden und das Böse zu oft die Oberhand behielt.
    Als Mandy eingeschlafen war, schlich Avery aus dem Zimmer und zu dem Flügel des Hauses, den Nelson und Zee bewohnten. Sie dachte nicht weiter darüber nach, ob es richtig oder falsch war, was sie vorhatte. Unter anderen Umständen wäre ihr das als unerlaubtes Eindringen in die Privatsphäre einer anderen Person erschienen, aber jetzt blieb ihr keine andere Wahl. Zee hatte ohnehin schon angedeutet, daß sie damit rechnete, daß sie nach der Akte suchen würde.
    Avery fand das Schlafzimmer und Zees Schreibtisch ohne Mühe. Er sah harmlos aus, aber warum sollte Zee nicht auch explosive Dokumente darin aufbewahren?
    Avery nahm eine Nagelfeile vom Toilettentisch und öffnete damit die verschlossene Schublade des Schreibtisches. Sie versuchte nicht, unauffällig vorzugehen.
    Darinnen lag Briefpapier mit Zees Initialen, zwei Bibeln, in dessen Ledereinbände die Namen von Jack und Tate geprägt waren, und ganz hinten der schmale Ordner. Avery öffnete den Metallverschluß und sah hinein.
    Fünf Minuten später verließ sie aschfahl und zitternd den Raum. Ihr war flau im Magen. Sie lief in ihr Zimmer und schloß die Tür hinter sich ab. Dann lehnte sie sich daran und atmete tief durch. Tate. O Tate. Wenn er je den widerwärtigen Inhalt dieser Akte zu sehen bekam...
    Sie fühlte sich schmutzig. Sie brauchte ein Bad. Sofort.
    Sie schleuderte die Schuhe von den Füßen, zog sich den Pulli über den Kopf und machte die Tür zum Wandschrank auf.
    Sie schrie.
    Schwankend wich sie von dem furchtbaren Anblick zurück. Sie preßte beide Hände auf den Mund. Ein Wahlplakat baumelte an einer roten Schnur wie eine Leiche am Galgen.
    In knallroter Farbe hatte jemand ein Einschußloch auf Tates Stirn gemalt und Farbe über sein Gesicht tropfen lassen — ein gräßlicher Gegensatz zu seinem Lächeln. Und in breiten, roten Buchstaben stand quer über dem Foto: »Wahltag!«
    Avery hastete ins Bad und erbrach sich.

KAPITEL 42
    »Es war grausig.«
    Sie saß da und hielt sich mühsam an einem Glas Brandy fest.
    »Die ganze Angelegenheit ist häßlich«, stellte Irish fest. »Das dachte ich von Anfang an. Habe ich dich nicht gewarnt?«
    »Also, du hast sie gewarnt. Laß es gut sein damit.«
    »Hört doch auf, euch zu zanken«,

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