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Trügerischer Spiegel: Roman (German Edition)

Trügerischer Spiegel: Roman (German Edition)

Titel: Trügerischer Spiegel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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zu sehen und euch zu zeigen, daß sie das Bett verlassen kann.«
    Tate dachte einen Augenblick darüber nach, war aber nicht überzeugt. Er hätte schwören können, daß sie, obwohl sie nicht lächeln konnte, förmlich gestrahlt hatte, als Mandy und er aus dem Aufzug gekommen waren. Und so etwas kannte er bei Carole nicht. »Also glaubst du, daß alles nur Schauspielerei ist?«
    »Nein«, antwortete Nelson zögernd. »Ich denke nur, daß es eher –«
    »Vorübergehend ist?«
    »Ja«, bestätigte er ohne Umschweife. »Ich will immer den Tatsachen ins Auge sehen, Tate, das weißt du. Und ich möchte mich nicht in dein Privatleben mischen. Zee und ich haben den Wunsch, daß ihr alle, du und Jack und eure Familien, bei uns auf der Ranch bleibt. Und deshalb haben wir uns fest vorgenommen, uns nie in eure Angelegenheiten zu mischen.« Er machte eine kurze Pause
und fuhr dann fort: »Vielleicht hätte ich schon früher etwas sagen sollen, aber ich habe gehofft, du selbst würdest die Initiative ergreifen und eure Ehe wieder in Ordnung bringen. Ich weiß, daß ihr euch in den letzten Jahren auseinandergelebt habt.« Er hob beide Hände. »Du brauchst mir nicht zu sagen, warum. Das will ich gar nicht wissen. Aber ich habe es gespürt, verstehst du? Verflucht, in jeder Ehe gibt es dann und wann mal schwierige Zeiten. Zee und ich hoffen, daß es euch gelingt, eure Differenzen beizulegen, daß ihr noch ein Kind habt, zusammen nach Washington geht und miteinander alt werdet. Vielleicht hilft euch diese Tragödie, euch wieder näherzukommen. Aber du kannst nicht erwarten, daß Carole sich völlig ändert durch das, was ihr passiert ist. Es wird sicher mehr Geduld erfordern, mit ihr zurechtzukommen, als bisher.«
    Tate bedachte, was sein Vater gesagt hatte, unterstrich im Geiste das Wesentliche und las zwischen den Zeilen. »Willst du damit vielleicht sagen, daß ich nach etwas suche, was es nicht gibt?«
    »Ich spreche von Möglichkeiten«, berichtigte ihn der ältere Mann nachdrücklich. »Normalerweise weiß ein Mensch, der dem Tode nahe gewesen ist, das Leben wesentlich mehr zu schätzen. Zum Beispiel Piloten, die mit ihren Maschinen runtergekommen sind und es überlebt haben.
    Weißt du, sie achten plötzlich viel mehr auf all das, was ihnen beinahe genommen worden wäre, und sie haben Schuldgefühle, weil sie ihre Familien nicht genügend gewürdigt haben, und nehmen sich vor, sich zu bessern.« Er legte seine Hand auf Tates Knie. »Ich glaube, das ist es, was du bei Carole siehst.«
    »Ich schätze, du hast recht«, erwiderte Tate angespannt. »Ich weiß, daß du recht hast. Ich habe genau das getan, was du eben gesagt hast, ich habe nach Veränderungen gesucht, die gar nicht da sind.«
    Nelson stützte sich beim Aufstehen auf Tates Schulter. »Sei nicht so hart zu ihr oder zu dir selbst. Alles, was es zu besitzen lohnt, lohnt auch das Warten, egal wie lange es dauert.«
    Sie ritten zum Haus zurück. Als sie vor dem Stall ankamen, sagte Tate: »Wegen dieser Fahrt nach Westtexas...«
    »Ja?« Nelson stieg ab.
    »Ich habe mich für eine Kompromißlösung entschlossen. Eine Woche. Länger kann ich nicht wegbleiben.«
    »Ist in Ordnung«, meinte Nelson. »Versorge die Pferde ordentlich.«
    Tate rieb sein Pferd ab. Aber nach wenigen Minuten hielt er inne und starrte ins Leere.
    Sein Vater hatte wahrscheinlich recht. Es war reines Wunschdenken, anzunehmen, Carole könne sich verändert haben, während ihr früheres Handeln bewiesen hatte, daß sie treulos und unzuverlässig war. Er durfte nicht einmal daran denken, daß er ihr über den Weg trauen konnte.

KAPITEL 10
    »Danach wollen wir ihn noch in den Norden zu Texas Tech schicken, damit er dort redet«, erklärte Jack seiner Schwägerin.
    Von ihrem Bett aus betrachtete Avery die beiden Brüder. Jack sah sehr viel älter aus als Tate, dabei trennten sie nur drei Jahre. Sein Haar, das viel dunkler war als Tates, lichtete sich schon. Er war nicht direkt untersetzt, aber doch lange nicht so gut gebaut wie sein Bruder.
    Tate sah insgesamt wesentlich besser aus. An Jacks Erscheinung war nichts ausdrücklich Unangenehmes, aber eben auch nichts Besonderes. Er war unauffällig. Das hätte Tate selbst beim besten Willen nie sein können.
    »Entschuldige, daß wir ihn dir für so lange Zeit entführen, Carole.« Ihr fiel auf, daß Jack sie nie direkt ansah, wenn er mit ihr redete. Er starrte auf ihre Brust, ihre Hand oder ihr Gipsbein.
    Ihre Finger schlossen sich um den übergroßen

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