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Trügerischer Spiegel: Roman (German Edition)

Trügerischer Spiegel: Roman (German Edition)

Titel: Trügerischer Spiegel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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deine. Ich muß jetzt gehen. Ich weiß, daß dich unser Besuch ziemlich mitgenommen hat. Auf Wiedersehen, Carole.«
    Diesmal berührte er zum Abschied nicht einmal flüchtig ihre Fingerspitzen.

KAPITEL 9
    »Langweilen wir dich, Tate?«
    Schuldbewußt sah er zu seinem Wahlkampfleiter auf. »Entschuldige.« Die Besprechung war wirklich nötig.
    »Was hast du noch mitbekommen?«
    »El Paso und Sweetwater«, antwortete Tate. »Eddy, bist du sicher, daß diese Fahrt durch Westtexas wirklich nötig ist?«
    »Absolut nötig«, mischte sich Jack ein. »Texas ist nicht billig zu haben, also mußt du den Leuten da draußen unbedingt noch ein bißchen gut zureden.«
    »Ich sage nichts, was nicht wahr ist. Ihr wißt, was ich von falschen Hoffnungen und leeren Versprechungen halte.«
    »Wir verstehen deine Haltung, Tate«, sagte Nelson, »aber Senator Dekker ist zum Teil für die Schwierigkeiten mitverantwortlich, in denen die Ölwirtschaft steckt. Er hat für diese Handelsvereinbarung mit den Arabern gestimmt. Und daran sollten wir die Arbeitslosen da draußen erinnern.«
    Tate gab dem Stift auf dem Tisch einen Stoß und stand auf. Er steckte die Hände in die hinteren Taschen seiner Jeans und ging zum Fenster.
    Es war ein herrlicher Tag. Der Frühling streckte gerade erst seine Fühler aus, aber die ersten Bäume und die Osterglocken blühten schon, und das Gras auf den Weiden wurde langsam grün.
    »Dad, du hast ja recht«, meinte Tate, während er ihnen weiterhin den Rücken zudrehte. »Ich weiß, daß ich eigentlich dort draußen sein sollte, aber ich muß auch hier sein bei Carole und Mandy.«
    »Mandys Psychologin hat doch gesagt, daß sie Zeit braucht und daß es ihr bestimmt besser geht, sobald Carole wieder zu Hause ist«, sagte Jack.
    »Ja, das hat sie gesagt.«
    »Also ist es doch für Mandy gar nicht so wichtig, ob du hier bist oder nicht. Und für Carole kannst du im Moment auch nicht viel tun.«
    »Ich kann bei ihr sein«, erwiderte Tate ungeduldig.
    »Und was willst du machen? Nur dastehen und diese beiden großen, grün und blau geschwollenen Augen ansehen?« fragte Jack. »Mein Gott, ich bekomme bei ihrem Anblick eine Gänsehaut.« Tates Gesicht wurde hart vor Ärger über die gefühllose Bemerkung seines Bruders.
    »Sei still, Jack«, fuhr ihn Nelson an.
    »Mag sein, daß ich sonst nichts tun kann«, meinte Tate schroff. »Trotzdem bin ich für sie verantwortlich.«
    Mit einem langen Seufzer ließ sich Eddy in einen Sessel sinken. »Ich dachte, wir hätten uns gemeinsam darauf geeinigt, daß Carole in dieser Privatklinik besser versorgt ist als zu Hause.«
    »Ja, aber sie muß sich immer noch von dem Trauma und den Verletzungen erholen«, entgegnete Tate gereizt.
    »Das bestreiten wir ja gar nicht«, sagte Nelson. »Aber du mußt jede Möglichkeit nutzen, Tate. Du hast auch die Verantwortung für deinen Wahlkampf und darfst deine Pflichten genausowenig vernachlässigen wie deine Frau.«
    »Das mag sein, aber es geht ihr nicht gut, wenn ich weg bin. Dr. Sawyer hat mir gesagt, daß sie jedesmal depressiv wird.«
    "Woher, zum Teufel, will er denn wissen, ob sie depressiv ist oder sich kaputtlacht? Schließlich kann sie nicht ein verdammtes Wort –«
    »Jack!« Nelson sprach in dem Ton, den er während seiner Militärzeit als Offizier öfter gebraucht hatte, um aufsässige Piloten zur Räson zu bringen.
    Er hatte seine Kinder, als sie klein waren, nur sehr selten geschlagen und sich nur dann zu körperlichen Strafen entschlossen, wenn es absolut notwendig war. Gewöhnlich reichte ein einziger drohender Blick und dieser rauhe Tonfall, um sie zur Ordnung zu rufen. »Nimm doch bitte etwas Rücksicht auf die heikle Lage deines Bruders.«
    Der Respekt vor seinem Vater brachte Jack zum Schweigen, aber er gab nur widerwillig nach.
    »Carole wäre sicher die erste, die dir klarmachen würde, daß du diese Tour machen mußt«, erklärte Nelson etwas ruhiger.
    »Ja, klar. Vor dem Unfall hatte sie schon angefangen, die Koffer zu packen.« Tate rieb sich den Nacken in dem Versuch, ein wenig von der Spannung und der Müdigkeit loszuwerden. »Und wenn ich ihr jetzt sage, daß ich wegfahre, erkenne ich Panik in ihren Augen.«
    Er betrachtete schweigend die Reaktion der anderen. Ihren Gesichtern war deutlich anzusehen, daß sie noch etwas einzuwenden hatten, aber aus Rücksicht hielten sie sich zurück.
    Er atmete tief aus. »Scheiße. Ich gehe eine Weile nach draußen.«
    Er verließ mit schnellen Schritten das Zimmer und das

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