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Trügerischer Spiegel: Roman (German Edition)

Trügerischer Spiegel: Roman (German Edition)

Titel: Trügerischer Spiegel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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Haus. Nach kaum fünf Minuten saß er auf dem Pferd und galoppierte über eine der Weiden der Ranch, an einer Herde von trägen Zuchtrindern für besonders gutes Fleisch vorbei. Er hatte kein bestimmtes Ziel im Sinn, er brauchte einfach nur Ruhe und wollte an der frischen Luft sein.
    Zur Zeit war er nur selten allein, aber trotzdem hatte er sich in seinem ganzen Leben nie so einsam gefühlt. Sein Vater, Eddy und Jack waren gut als politische Berater, aber persönliche Entscheidungen waren eben genau das — persönlich. Nur er konnte sie treffen.
    Er dachte ständig daran, wie Carole ihn berührt hatte. Er fragte sich, was das wohl bedeuten mochte.
    In den zwei Wochen seit jenem Ereignis dachte er immer wieder darüber nach, und es ging ihm nicht aus dem Sinn. Auf Grund seiner verblüfften Reaktion hatte die Berührung nur eine Sekunde gedauert, gerade lange genug, daß ihre Fingerspitzen einmal weich über das Haar an seiner Schläfe streichen konnten. Aber er betrachtete die Berührung als die wichtigste, die es je zwischen ihnen beiden gegeben hatte — wichtiger als ihr erster Kuß ... und als ihre erste gemeinsame Nacht.
    Er zügelte das Pferd und stieg an einem Quellbach ab, der von den Sandsteinhügeln herunterrieselte. Steineichengebüsch, Zedern und Mesquitesträucher waren über den felsigen Untergrund verstreut. Ein kräftiger Nordwind blies, so daß ihm die
Augen tränten. Er war ohne Jacke losgeritten, aber die Sonne wärmte ihn.
    Diese Berührung hatte ihn deswegen so verblüfft, weil sie so etwas eigentlich nie tat. Natürlich wußte sie, wie man mit einem Mann umging. Selbst jetzt, nach all dem, was zwischen ihnen geschehen war, spürte er oft, wenn er an ihre früheren Zeiten miteinander dachte, wie seine Erregung wuchs. Carole wußte genau, wie sie ihn berühren mußte, um ihm mitzuteilen, daß sie Lust auf ihn hatte.
    Aber diese Berührung war etwas ganz anderes gewesen. Er hatte den Unterschied deutlich gespürt. Sie war ein Ausdruck von Mitgefühl und Besorgnis und Zuneigung gewesen. Und nicht mit einer Absicht verbunden — der Ausdruck eines offenen Herzens, nicht eines, berechnenden Verstandes.
    Ganz untypisch für Carole.
    Er sah sich um, als er Hufschlag hörte. Nelson hielt an und stieg fast genauso beweglich vom Pferd wie Tate noch vor wenigen Minuten. »Ich dachte, ich könnte auch ein bißchen ausreiten. Schöner Tag dazu.« Er legte den Kopf in den Nacken und betrachtete den blauen Himmel.
    »Quatsch. Du bist gekommen, um mir zu helfen und mir gut zuzureden.«
    Nelson lachte leise und deutete mit einer Kopfbewegung an, daß sie sich auf einer der weißen Felsen setzen sollten. »Tate, wir haben doch von Anfang an gewußt, daß dieser Wahlkampf höllisch werden würde. Was hast du denn erwartet?«
    »Das hat nichts mit dem Wahlkampf zu tun, dem fühle ich mich gewachsen«, sagte er und streckte entschlossen das Kinn vor.
    »Dann ist es also die Sache mit Carole. Dir war auch klar, daß das kein Zuckerschlecken ist.«
    Tate sah ihn an und fragte direkt: »Hast du die Veränderungen an ihr bemerkt?«
    »Der Arzt hat doch gesagt, daß sich ihr Aussehen leicht ändern würde, aber es ist doch kaum sichtbar.«
    »Ich meine nicht die körperlichen Veränderungen. Ich meine die Art, wie sie auf Dinge reagiert.«
    »Ist mir nicht aufgefallen. Wobei zum Beispiel?«
    Tate erzählte von verschiedenen Gelegenheiten, bei denen Caroles Augen Unsicherheit oder Angst verrieten.
    Nelson hörte sich alles aufmerksam an und dachte lange nach, bis er sagte: »Glaubst du nicht, daß diese Angst normal ist? Ihr Gesicht war völlig zertrümmert. Das würde jede Frau verunsichern.«
    »Du hast vermutlich recht«, murmelte Tate, »aber eigentlich hätte ich erwartet, daß sie eher zornig wird als ängstlich. Ich kann es irgendwie nicht erklären. Es ist nur so ein Gefühl.« Nachdenklich erzählte er von Mandys erstem Besuch bei Carole. »Seitdem ist sie schon dreimal dortgewesen, und jedesmal weint Carole und drückt Mandy an sich.«
    »Sie denkt wahrscheinlich daran, wie knapp die Kleine dem Tod entronnen ist.«
    »Das ist noch nicht alles, Dad. Einmal kamen wir aus dem Aufzug, und Carole saß schon in einem Rollstuhl im Flur und wartete auf uns. Das war noch bevor sie ihr die neuen Zähne implantiert haben.« Verwirrt schüttelte er den Kopf. »Sie sah entsetzlich aus, aber sie saß ganz aufrecht da. Hättest du dir je vorstellen können, daß Carole so etwas tut?«
    »Sie hat sich eben darauf gefreut, euch

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