Trügerischer Spiegel: Roman (German Edition)
Mandy widmet, und die Art und Weise, wie sie an Tate hängt.«
»Sie hat eine Menge erlebt. Sie ist sanftmütiger geworden.«
»Ha!« krächzte sie unsanft. »Die und sanftmütig? Mein Gott im Himmel, du bist wirklich blind.« Ihre blauen Augen versuchten, sich auf sein Gesicht zu konzentrieren. »Seit dem Flugzeugabsturz ist sie wie neu, eine andere, und du weißt das. Aber das ist alles nur Theater«, stellte sie fest.
»Warum sollte sie sich die Mühe machen?«
»Weil sie etwas erreichen will.« Sie schwankte auf ihn zu und tippte ihm bekräftigend mit dem Zeigefinger auf die Brust. »Wahrscheinlich spielt sie die brave kleine Senatorenfrau, damit sie mit Tate nach Washington kommt. Und was machst du dann, Jack? Was machst du dann mit deiner ganzen sündigen Lust?«
»Vielleicht fange ich an zu trinken und leiste dir Gesellschaft.«
Sie hob eine zitternde Hand und deutete mit einem Finger auf ihn. »Nicht vom Thema ablenken. Du willst Carole. Das weiß ich«, schloß sie mit einem Schluchzen.
Jack, den ihr ewiges Gezeter langweilte, hängte seine letzten Kleider auf, ging dann zielstrebig durchs Zimmer, löschte das
Deckenlicht und deckte das Bett auf. »Komm ins Bett, Dorothy Rae«, sagte er müde.
Sie griff nach seinem Arm. »Du hast mich nie geliebt.«
»Das ist nicht wahr.«
»Du glaubst, ich hätte dich mit einem Trick in die Ehe gelockt.«
»Das habe ich nie behauptet.«
»Ich dachte, daß ich schwanger wäre. Wirklich!«
»Das weiß ich.«
»Und weil du mich nicht geliebt hast, fandest du nichts dabei, dich mit anderen Frauen einzulassen.« Ihre Augen verengten sich. »Ich weiß, daß es auch andere gegeben hat. Du hast mich schon so oft betrogen, daß es kein Wunder ist, wenn ich trinke.«
Tränen strömten über ihr Gesicht. Ohne große Kraft schlug sie nach seiner bloßen Schulter. »Ich trinke, weil mein Mann mich nicht liebt und es nie getan hat. Und jetzt liebt er dafür die Frau seines Bruders.«
Jack kroch ins Bett, legte sich auf die Seite und deckte sich bis oben zu. Seine Unaufmerksamkeit verärgerte sie noch mehr. Auf den Knien rutschte sie bis in die Mitte des Bettes und bearbeitete seinen Rücken mit den Fäusten. »Sag mir die Wahrheit. Sag mir, wie sehr du sie liebst. Sag mir, wie sehr du mich verachtest.«
Ihr Zorn und ihre Kraft erschöpften sich bald, wie er es erwartet hatte. Sie sank neben ihm zusammen und schlief sofort ein. Jack drehte sich auf die Seite und deckte sie zu. Dann seufzte er unglücklich, legte sich wieder hin und versuchte zu schlafen.
KAPITEL 16
»Ich dachte, daß sie schon im Bett ist.«
Tate sprach von der Tür zu Mandys Badezimmer aus. Avery kniete neben der Wanne, in der Mandy ihre Finger durch einen großen Berg von Schaum kriechen ließ.
»Das müßte sie wahrscheinlich auch.«
Tate kam herein und setzte sich auf die Kante der Kommode. Mandy lächelte ihm zu.
»Zeig Daddy dein Kunststück«, forderte Avery sie auf.
Gehorsam hob das Kind eine Handvoll Schaum und pustete kräftig dagegen, so daß weiße Flocken in alle Richtungen flogen. Einige landeten auf Tates Knie. Er empfing sie mit großem Hallo. »Mannometer, Mandy! Du badest doch, nicht ich!«
Sie kicherte und hob noch einmal eine Handvoll Schaum. Diesmal landeten ein paar Schaumbläschen auf Averys Nase. Zu Mandys Entzücken nieste sie. »Ich glaube, das sollte man besser bremsen, bevor es völlig außer Kontrolle gerät.« Sie beugte sich über die Wanne, schob ihre Hände unter Mandys Achseln und hob sie heraus.
»So, jetzt gib sie mir.« Tate wartete mit dem Handtuch, um seine Tochter hineinzuwickeln.
»Vorsichtig, Rutschgefahr bei Nässe.«
Mandy wurde in ihr nebenanliegendes Schlafzimmer getragen und neben ihrem Bett abgesetzt. Ihre kleinen Füße verschwanden fast in dem dichten Teppich. Tate setzte sich auf die Bettkante und rieb sie mit erfahrenen Bewegungen trocken.
»Nachthemd?« fragte er und sah Avery erwartungsvoll an.
»Ach ja. Kommt sofort.« Zur Verfügung standen eine große Kommode mit sechs Schubladen und ein breiter Tisch mit drei Schubladen darunter. Wo waren wohl die Nachthemden? Sie ging zu dem Tisch und öffnete die oberste Schublade. Strümpfe und Schlüpfer.
»Carole, in der zweiten Schublade.«
Avery erwiderte voller Würde: »Unterwäsche braucht sie schließlich auch, oder?« Tate half Mandy, in den Schlüpfer zu steigen, dann zog er ihr das Nachthemd über den Kopf, während Avery das Bett aufdeckte. Er hob Mandy hinein.
Avery holte eine
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