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Trügerischer Spiegel: Roman (German Edition)

Trügerischer Spiegel: Roman (German Edition)

Titel: Trügerischer Spiegel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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und dann werde ich dafür angepfiffen.«
    Nelson warf Jack einen harten Blick zu, den dieser korrekterweise als Fingerzeig dazu auffaßte, das Benehmen seiner Tochter zu korrigieren. »Fancy, bitte benimm dich. Das hier ist Caroles Willkommensessen.«
    Avery sah an der Bewegung ihrer Lippen, daß Fancy stumm sagte: »Scheiße.« Tates Nichte sank in ihrem Stuhl zusammen, verfiel in dumpfes Schweigen und spielte mit dem Essen auf ihrem
Teller. Offensichtlich konnte sie es kaum erwarten, endlich aufzustehen.
    »Ich finde, sie sieht verdammt gut aus«, schaltete sich Eddy ein.
    »Danke, Eddy.« Avery lächelte.
    Er hob sein Weinglas in ihre Richtung. »Hat jemand gesehen, wie gut sie sich heute morgen vor dem Krankenhaus geschlagen hat? Sie haben ihren Auftritt in allen drei Fernsehstationen in den Nachrichten gebracht.«
    »Eine bessere Reklame hätten wir uns gar nicht wünschen können«, stellte Nelson fest. »Würdest du mir bitte einen Kaffee einschenken, Zee?«
    »Natürlich.«
    Sie füllte seine Tasse und gab dann die Kanne weiter. Dorothy Rae wollte nichts davon und griff statt dessen noch einmal nach der Weinflasche. Ihr Blick traf auf den von Avery. Averys freundliches Lächeln wurde durch klare Feindseligkeit erwidert. Dorothy Rae füllte trotzig ihr Weinglas.
    Sie war eine attraktive Frau, auch wenn das übermäßige Trinken deutliche Spuren hinterlassen hatte. Ihr Gesicht wirkte verquollen, besonders um die Augen herum. Sie hatte den Versuch gemacht, sich zum Abendessen zurechtzumachen, aber es war ihr nicht so recht gelungen, ordentlich auszusehen. Ihr Haar wurde nur ungenügend von zwei Spangen zurückgehalten, und ohne Make-up hätte sie besser ausgesehen als jetzt, weil es verschmiert und übertrieben aufgetragen war. Sie beteiligte sich nicht am Gespräch, außer wenn man sie direkt ansprach. Ihre ganze Aufmerksamkeit galt einem leblosen Gegenstand — der Weinflasche.
    Jack versuchte unauffällig, die Weinflasche außerhalb ihrer Reichweite zu stellen. Sie stieß seine Hand beiseite, griff nach dem Flaschenhals und füllte ihr noch halbvolles Glas nach. Avery sah jedoch, daß sie, wenn sie sich unbeobachtet glaubte, Jack mit spürbarer Verzweiflung und voller Liebe betrachtete.
    »Hast du die Entwürfe für die neuen Plakate gesehen?« fragte Jack seinen Bruder.
    Mandy war still. Sie beklagte sich nicht. Sie hatte keine Bitten.
Sie tat nichts, außer daß sie sich mechanisch kleine Stückchen Fleisch in den Mund steckte, die Avery ihr in mundgerechte Stücke geschnitten hatte.
    Tate aß zügig, als täte es ihm leid um die Zeit, die er zum Essen brauchte. Als er fertig war, spielte er mit seinem Weinglas, und Avery hatte den Eindruck, als warte er nur darauf, daß die anderen fertig wurden.
    »Ich habe sie mir heute nachmittag angesehen«, beantwortete er Jacks Frage. »Am besten hat mir der Slogan mit der Grundlage gefallen.«
    »Tate Rutledge, eine neue, solide Grundlage«, zitierte Jack. »Den habe ich vorgeschlagen.«
    Tate machte eine Bewegung, als feuere er eine Pistole auf seinen Bruder ab und blinzelte. »Wahrscheinlich hat er mir deshalb am besten gefallen. Du triffst immer den Nagel auf den Kopf. Was meinst du dazu, Eddy?«
    »Hört sich gut an. Paßt zu unserer Wahlaussage, daß wir Texas aus der wirtschaftlichen Krise bringen und wieder auf die Beine stellen wollen. Du bist jemand, auf dem das Land seine Zukunft aufbauen kann. Gleichzeitig wird damit impliziert, daß Dekkers Fundamente zerbröckeln.«
    »Was meinst du, Daddy?«
    Nelson kaute nachdenklich auf der Unterlippe. »Mir hat der über das fair play für alle Texaner am besten gefallen.«
    »Der war auch nicht schlecht«, sagte Tate, »aber ein bißchen kitschig.«
    »Vielleicht braucht deine Wahlkampagne so was«, sagte Nelson und runzelte die Stirn.
    »Es muß etwas sein, womit Tate sich identifizieren kann, Nelson«, sagte Zee zu ihrem Mann. Sie hob die Glasglocke von einem vielschichtigen Kokosnußkuchen und schnitt ihn auf. Das erste Stück sollte Nelson bekommen, aber er wehrte ab.
    »Heute abend gehört das erste Stück Carole. Willkommen zu Hause.« Der Teller wurde zu ihr weitergegeben.
    »Vielen Dank.« Ob das eine von Caroles Leidenschaften gewesen war: Kokosnußkuchen?
    »Also, sollen wir die Plakate in Druck geben?«
    »Warten wir noch ein paar Tage mit der endgültigen Entscheidung, Jack. Ich habe sie mir erst heute angesehen. Das war nur mein erster Eindruck.«
    Jack nahm seinen Kuchenteller entgegen. Dorothy Rae

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