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Trügerischer Spiegel: Roman (German Edition)

Trügerischer Spiegel: Roman (German Edition)

Titel: Trügerischer Spiegel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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Mond eine Frage:
    Was hat die Hexe vor?
    Er konnte keine wesentlichen Veränderungen an ihr feststellen. Die Unterschiede in ihrem Gesicht waren gering — ein Ergebnis der chirurgischen Eingriffe. Körperlich war sie sozusagen wie vor dem Absturz. Doch die anderen Veränderungen waren viel erstaunlicher. Wenn man sich ihr Verhalten nach dem Unfall ansah, hätte man glauben können, sie hätte ein Gewissen bekommen. Aber das konnte nicht sein. Obwohl es im Augenblick ganz so aussah, als hätte sie es darauf abgesehen, genau diesen Eindruck zu erwecken.
    War es möglich, daß Carole sich völlig verändert hatte? Konnte sie sich wirklich zu einer liebenden, aufmerksamen Mutter entwickelt haben?
    Daß ich nicht lache.
    Es war dumm von ihr, jetzt die Taktik zu ändern. Sie war gut darin gewesen, das zu vollbringen, wofür sie angeworben worden war: Tate Rutledges Seele zu vernichten, so daß er, wenn die Kugel in seinem Kopf explodierte, fast froh darüber sein würde.
    Carole Navarro war für diese Aufgabe hervorragend geeignet gewesen. Ja, natürlich hatte man sie erst einmal kräftig scheuern, säubern, ihr ordentliche Kleider anziehen und ihr beibringen müssen, daß sie keine unanständigen Ausdrücke gebrauchte. Doch nachdem sie generalüberholt war, kam ihr erstaunliches Talent zum Vorschein, gepflegter Witz und Intelligenz und so viel Sex, daß Tate ihr nicht widerstehen konnte.
    Carole hatte den Mythos von der Ehefrau ganz nach Tates Träumen noch bis nach Mandys Geburt aufrechterhalten — auch das war Teil des Plans gewesen. Und sie hatte es als Erleichterung empfunden, endlich Teil zwei des Plans in Angriff nehmen zu können, was vorsah, daß sie sich Liebhaber nahm. Der Druck, immer respektabel auftreten zu müssen, hatte lange genug auf ihr gelastet.
    Mein Gott, es war wirklich ein Genuß gewesen, zu sehen, wie Tate litt!
    Außer bei jenem indiskreten Besuch in der Intensivstation des Krankenhauses war ihr geheimes Bündnis in den vier Jahren, seit sie Tate kennengelernt hatte, nie wieder erwähnt worden.
    Seit dem Absturz war sie sogar noch ausweichender als gewöhnlich gewesen. Es war nötig, sie zu beobachten — genau. Sie tat seltsame und ungewöhnliche Dinge.
    Vielleicht verhielt sie sich aus Übermut so. Das war nicht schlimm, aber es gefiel ihm nicht, daß sie den Plan von sich aus und ohne vorherige Absprache geändert hatte.
    Aber vielleicht hatte das Weib auch beschlossen, daß es besser war, Frau eines Senators zu sein, als nur das Geld zu bekommen, das ihr zustand an dem Tag, an dem sich über Tate der Sargdeckel schloß. Schließlich hatte ihre Veränderung gleichzeitig mit dem ersten Wahlgang stattgefunden.
    Was immer aber auch ihr Motiv sein mochte, dieses neue Verhalten war ärgerlich. Sie sollte besser aufpassen, sonst mußte man sie ausklammern. Jetzt würde es sowieso auch ohne sie gehen.
    Oder war ihr inzwischen klargeworden, daß die zweite Kugel ihr gelten sollte?

KAPITEL 17
    »Mrs. Rutledge, welche Überraschung!«
    Die Sekretärin stand auf, um Avery zu begrüßen, als sie in den Vorraum des Anwaltsbüros trat, das Tate mit seinem Bruder zusammen hatte. Um herauszufinden, wo es lag, hatte sie im Telefonbuch nachsehen müssen.
    »Hallo, Wie geht’s?« Sie ging kein Risiko ein und sprach die Sekretärin nicht mit Namen an.
    »Mir geht’s gut, aber Sie sehen phantastisch aus, Ihr Mann hat nicht übertrieben.«
    »Danke.« Hatte Tate wirklich über sie gesprochen? Sie hatten seit dem Kuß kein privates Gespräch mehr geführt. Und Avery fiel es schwer zu glauben, daß er seiner Sekretärin gegenüber etwas Schmeichelhaftes über sie gesagt haben könnte.
    »Ist er hier?« Er war da, sein Auto stand draußen auf der Straße.
    »Er hat einen Klienten.«
    »Ich dachte, er bearbeitet keine konkreten Fälle mehr.«
    »Tut er auch nicht.« Mary Crawford setzte sich wieder. »Barney Bridges ist bei ihm. Sie kennen ihn ja. Na ja, er hat eine große Spende für die Wahlkampagne zugesagt, und da er das Geld heute persönlich vorbeibringt, nimmt sich Tate etwas Zeit für ihn.«
    »Wird es noch lange dauern? Kann ich warten?«
    »Ja, bitte. Nehmen Sie Platz. Möchten Sie einen Kaffee?«
    »Nein, danke. Nichts.«
    Sie verzichtete jetzt öfter auf den Kaffee — besser gar keiner als dieses schrecklich süße Zeug, das Carole getrunken hatte. Mary machte sich wieder an ihre Schreibarbeit.
    Dieser improvisierte Besuch in Tates Büro war ein Risiko, aber sie mußte einfach etwas derartiges

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