Trügerisches Bild: Ein Auftrag für Spenser
von Fälschungen aus dieser Zeit ging.“
„Also der holländischen Kunst in der Zeit Rembrandts.“ „Mehr oder weniger.“
„Sie haben gesagt, dass er auf der einen Seite so war, wie Sie ihn eben beschrieben haben. Und auf der anderen?“
Trachtman lächelte und schüttelte den Kopf. „Jetzt wird es wohl ein bisschen subjektiv.“
„Lässt sich oft nicht vermeiden.“
Er nickte. „Ashton hatte etwas zutiefst Falsches an sich. Ich kannte ihn nicht gut, aber wir haben uns auf Tagungen getroffen und so weiter, und ich kannte seine Arbeit. Aber er wirkte irgendwie … künstlich. Als würde er, ach, ich weiß nicht, schauspielern. Wie jemand in einem Drama, bei dem man merkt, dass er schauspielert.“
„Ich glaube, Schauspieler nennen das ‚vorführen‘.“
„Im Ernst. Sind Sie ein Theaterfan?“
„Nein, aber ein Freund von mir ist Auftrittskünstler.“ „Sie scheinen jemand zu sein, dem nichts entgeht.“ „Aber an den vieles verschwendet ist. Wissen Sie irgendetwas über sein Privatleben?“
„Nichts. Gar nichts. Das spielt da mit rein. Nehmen wir Sie zum Beispiel. Ich bin Ihnen noch nie begegnet. Wir haben uns jetzt vielleicht eine Stunde lang unterhalten. Und ich weiß, dass Sie unverheiratet sind und allein leben, aber dass Sie sich in einer festen Beziehung zu einer Frau befinden, die Sie sehr lieben, und dass Sie einen Hund haben.“
„Den Hund haben wir gemeinsam.“
„Von Ashton weiß ich nichts. Er hat sich gekleidet wie die Karikatur eines Kunstprofessors. Er hatte einen vornehmen Akzent, als wäre er auf ein englisches Internat der Oberschicht gegangen.“
„Ich weiß. Ich hatte mit ihm zu tun. Wissen Sie, ob Ashton Prince sein richtiger Name gewesen ist?“
„Soweit ich weiß, ja. Aber wenn nicht, wäre ich auch nicht weiter verblüfft. Er dürfte genau der Typ Mann gewesen sein, der seinen Namen ändert … und Ashton Prince klingt wie ein Name, den er sich ausgesucht hätte.“
„Sonst noch etwas an ihm, das Ihnen merkwürdig vorkam?“ „Walford. Er ist, Herrgott noch mal, in Walford geblieben.“ „Und das ist nicht gut?“
„Walford ist schon in Ordnung. Aber der Fachbereich ist nicht erstklassig, weder von der Zusammensetzung her noch von seiner Geschichte. Die Universität schätzt die Kunstwissenschaften nicht auf dieselbe Weise wie, sagen wir, Yale. Oder Brown. Prince war nicht so frei für seine Forschung, wie er anderswo gewesen wäre. Er hatte keine wissenschaftliche Unterstützung. Er musste ständig Kurse geben.“
„Die Bezahlung vielleicht?“
„An einer großen Universität hätte er mehr verdient.“ „Und er war gut genug für einen solchen Sprung?“ „Absolut.“
„Irgendeine Idee, warum er geblieben ist?“
„Bei vielen Leuten würde ich Trägheit vermuten“, sagte Trachtman. „Aber Ashton Prince war in seinem Fachgebiet einer der größten Experten für Kunstfälschungen weltweit. Jemand, der solche Sachkenntnis erwirbt, ist selten träge.“
„Lässt sich schwer verallgemeinern.“
„Ja.“
„Aber er hatte die Referenzen, um an einer besseren Universität für mehr Geld zu arbeiten, mit weniger Unterrichtsstunden und mehr wissenschaftlicher Unterstützung.“
„Auf jeden Fall.“
„Was er anscheinend nicht wollte.“
„Ja. Was mir ein Rätsel ist.“
„Vielleicht hat er gern unterrichtet. Vielleicht wollte er Seminare geben.“
„Ich für meinen Teil habe früher auch an der Universität gelehrt. Alle meine Kolleginnen und Kollegen haben ihre Stundenzahl herunterfahren wollen.“
„Um mehr Zeit für die Forschung zu haben?“
„Nein. Weil sie nicht gerne lehrten. Das ist harte Arbeit, wenn man es richtig macht.“
„Wie die meisten Arbeiten. Was hätten sie denn lieber getan?“
„Im Aufenthaltsraum der Fakultät herumsitzen, schlechten Kaffee trinken und angeregt Themen von großer Wichtigkeit diskutieren, für die sie sich nicht aktiv engagieren.“
„Damit in ihren Geist für immer Ruhe einzieht, eine göttliche Ruhe.“
„Wer hat das gesagt?“
„Nick Carraway in Der große Gatsby “, sagte ich. „Kam Prince Ihnen auch so vor?“
„Nein. Er wirkte wie jemand, der sich tatsächlich engagieren möchte.“
„Hätte ich auch so vermutet.“
Wir redeten noch den restlichen Nachmittag weiter, aber es kam nicht mehr viel dabei heraus. Also kehrte ich ins Carlyle zurück, das schon immer zu den Vergnügungen gehörte, die ich mir in New York leistete, zusammen mit dem Restaurant des Four Seasons und
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