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Trügerisches Spiel (German Edition)

Trügerisches Spiel (German Edition)

Titel: Trügerisches Spiel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Raven
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geringen Kriminalitätsrate waren in Mitchell nur wenige Fahrzeuge abgeschlossen, vielleicht würde in einem von ihnen auch ein Schlüssel stecken. Auch wenn es ihr leidtat, jemanden bestehlen zu müssen, würde sie es tun, um zu überleben. Sie konnte das Auto anonym der Polizei melden, wenn sie erst einmal an einem sicheren Ort war. Entschlossen schlich sie weiter über die Grundstücke ihrer Nachbarn und begann damit, die abgestellten Wagen zu überprüfen. Alle waren entweder verschlossen oder es war nirgends ein Schlüssel zu finden. Je länger die Suche dauerte, desto verzweifelter wurde Jocelyn. Es konnte sich doch nicht alles gegen sie verschworen haben!
    »Suchen Sie etwas?«
    Schuldbewusst fuhr Jocelyn herum, als sie die weibliche Stimme hinter sich hörte. Hitze stieg in ihre Wangen, als sie sich umdrehte und eine Schülerin der Highschool vor ihr stand, die sie neugierig anstarrte.
    »Ach, Sie sind es, Miss Turner, ich habe Sie von hinten gar nicht erkannt.« Kailee, genau, das war ihr Name, hielt einen Motorradhelm in der Hand.
    »Hallo Kailee. Entschuldige, dass ich hier einfach so rumlaufe.« Jocelyn zwang sich zu einem Lächeln, aber sie konnte sich nicht vorstellen, dass es überzeugend wirkte. Ihr Blick fiel auf das Motorrad, das in einem Carport neben dem Haus parkte. »Ich suche eine Mitfahrgelegenheit, du willst nicht zufällig nach Scottsbluff?«
    »Ähm …« Es war offensichtlich, dass Kailee nach einem Grund suchte abzulehnen.
    Die Verzweiflung nahm überhand. »Bitte, ich bezahle dich auch. Wir müssten dafür nur vorher bei der Bank vorbeifahren.«
    Skeptisch blickte Kailee sie an. »Warum fahren Sie denn nicht mit Ihrem Auto?«
    »Das ist defekt, deshalb muss ich ja so dringend nach Scottsbluff. Bitte, Kailee.«
    Die junge Frau schien zu einer Entscheidung zu kommen, denn sie nickte schließlich zögernd. »Okay. Nur nach Scottsbluff? Wie kommen Sie zurück?«
    »Ich denke, ich werde dort übernachten. Morgen ist ja Samstag.«
    Kailee zuckte mit den Schultern. »Warten Sie hier, ich hole schnell den zweiten Helm.«
    Während Jocelyn auf ihre Rückkehr wartete, blickte sie sich unruhig um. Hoffentlich tat sie das Richtige. Mit einem Gefühl der Erleichterung nahm sie wenig später den Helm entgegen und setzte ihn auf. So würde sie zumindest niemand mehr erkennen können.

3
    Als Jocelyn spätabends mit dem Bus in Denver ankam, war sie so erschöpft, dass sie kaum die Augen offen halten konnte. Die Stunden der Unruhe, die ständige Angst, von dem Mann gefunden zu werden, hatten sie zermürbt. Glücklicherweise war es nicht schwer, in der Nähe des Busbahnhofs ein billiges Motelzimmer zu bekommen, das sie bar bezahlen konnte. Rasch schlüpfte sie in den Raum, schloss die Tür hinter sich und lehnte sich mit dem Rücken dagegen. Deprimiert blickte sie sich in dem alles andere als geschmackvoll eingerichteten Zimmer um. Aber sie hatte keine Wahl, wenn sie heute Nacht irgendwo übernachten wollte.
    Mit einem tiefen Seufzer stieß sie sich von der Tür ab und legte ihren Rucksack auf den kleinen zerkratzten Tisch, der in einer Ecke des Zimmers stand. Wie zu erwarten gab es hier kein Telefon, und das bedeutete, dass sie noch einmal rausgehen musste. Während der langen Wartezeit auf den Bus und der Fahrt nach Denver hatte sie darüber nachgedacht, was sie tun konnte, und war zu dem Ergebnis gekommen, dass sie alleine keine Chance hatte. Wenn Leones gedungener Mörder sie einmal gefunden hatte, würde er es auch wieder können. Ihre einzige Möglichkeit war es, den US-Marshal Matthew Friedman, der ihr damals im Zeugenschutzprogramm zur Seite gestanden hatte, um Hilfe zu bitten. Er würde ihr auch eine neue Identität geben können, da ihre jetzige nun unbrauchbar war.
    Ihr Handy hatte sie in Scottsbluff weggeworfen, weil sie befürchtete, dass sie darüber gefunden werden könnte. Wie oft hatte sie schon von Leuten gehört, die durch die GPS-Empfänger in ihren Handys geortet worden waren? Bei vermissten Personen war das positiv, bei jemandem, der von einem Killer gesucht wurde, konnte es tödlich sein. Jocelyn nahm ihr Portemonnaie aus dem Rucksack, machte das Licht aus und stellte sich ans Fenster. Lange Zeit blickte sie durch einen Spalt im Vorhang nach draußen und beobachtete den nächtlichen Hotelparkplatz.
    Eine kleine Gruppe von Betrunkenen ging an ihrem Fenster vorbei, bevor die Männer dann vor der Tür des Nachbarzimmers lautstark darüber diskutierten, wer die Schlüsselkarte

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