Trügerisches Spiel (German Edition)
typischer Junggeselle, ein Umstand, der sie seltsamerweise erleichterte. Vielleicht weil es sie an ihren Bruder erinnerte, der ähnliche Prioritäten setzte. Der Gedanke an Kevin schnürte ihre Kehle zu. Es war schwer, ihm so nah zu sein, ihn aber nicht kontaktieren zu können. Zu gerne hätte sie seine Stimme gehört, erfahren, wie es ihm ging und was sich in seinem Leben verändert hatte. Aber sie konnte es nicht riskieren, wenn sie ihn nicht in Gefahr bringen wollte. Kevin würde das sicher anders sehen, aber es war ihre Entscheidung, und sie wollte, dass er sein Leben so normal wie möglich weiterführen konnte. Es war entschieden worden, dass er nicht in Gefahr war, solange er nicht mit ihr in Kontakt stand – und bisher hatte sich das glücklicherweise als richtig erwiesen.
»Setzen Sie sich ruhig.« Jay nahm eine leere Bierdose und einen Teller vom Tisch und richtete sich wieder auf. »Kann ich Ihnen etwas zu trinken anbieten?«
»Im Moment nicht, vielen Dank.«
Jay nickte und trug das dreckige Geschirr in die Küche. Sie hörte, wie er irgendetwas klappernd beseitigte, und fühlte sich wieder an Kevin erinnert. Ein trauriges Lächeln umspielte ihre Mundwinkel.
»Wenn Sie später etwas möchten, sagen Sie es oder gehen Sie in die Küche und holen sich einfach etwas. Ich habe im Moment zwar nicht viel da, aber ich werde morgen etwas besorgen.«
»Das ist nett, aber …«
Jay blieb im Türrahmen stehen. »Aber was?«
Jocelyn hob hilflos die Schultern. »Ich kann doch nicht länger hierbleiben, Sie wollen ja sicher auch Ihr Leben weiterführen und …«
Langsam kam er ins Zimmer und blieb direkt vor ihr stehen, sodass sie den Kopf in den Nacken legen musste, um ihm ins Gesicht sehen zu können. »Sie sind zu mir gekommen, weil ich Sie beschützen soll, ist das richtig?«
»Nun … ja.«
»Und wie soll ich das Ihrer Meinung nach tun, wenn Sie woanders sind?«
Ann fehlten die Worte.
»Gut, dann wäre das geklärt.« Jay beugte sich zu ihr herunter und legte seine Hände auf ihre Schultern. »Sie bleiben hier, bis die Sache geklärt ist. Sind wir uns da einig?« Jocelyn nickte stumm. »Schön. Ich habe nämlich keine Lust, auch noch hinter Ihnen herzujagen, wenn Sie auf die Idee kommen, mich nicht länger belästigen zu können.«
»Ich werde versuchen, Ihnen so wenig wie möglich zur Last zu fallen. Danke für alles.«
Jays Erwiderung wurde von der Türklingel unterbrochen. Seine Augen schlossen sich für einen Moment. »Verdammt.« Er sah sie ernst an. »Bleiben Sie da sitzen und rühren Sie sich nicht, verstanden?« Er wartete nicht auf ihre Antwort, sondern verließ den Raum und schloss die Tür bis auf einen Spalt hinter sich, bevor er zur Wohnungstür ging. Da Jocelyn nicht vorhatte, von irgendwelchen von Leone angeheuerten Verbrechern auf dem Sofa überrascht zu werden, erhob sie sich und schlich zur Tür. Durch den Spalt konnte sie sehen, wie Jay mit der Hand durch seine Haare fuhr, bevor er die Tür aufzog.
»Hallo Vi. Entschuldige, ich …« Weiter kam er nicht, denn die erotischste Frau, die Jocelyn je gesehen hatte, stürzte sich in seine Arme. Ihre feucht schimmernden Lippen schlossen sich zu einem ausgiebigen Kuss über Jays Mund. Die langen tiefroten Haare legten sich um sie, als besäßen sie ein Eigenleben. Ihr kurvenreicher Körper steckte in einem enganliegenden blauen Seidenkleid, das aussah, als hätte es ihr jemand auf den Leib geschneidert. Jays Hände legten sich automatisch auf den einladenden Po.
Jocelyn wollte sich gerade verlegen zurückziehen, als Jay die Frau sanft von sich schob. Seine Lippen waren gerötet und seine Augen glitzerten, doch er schaffte es, ein wenig Abstand zwischen sie zu bringen.
»Tut mir leid, Vi, es ist etwas dazwischengekommen, das sich nicht verschieben lässt.«
Die Frau warf ihre Haare zurück und stemmte die Hände in die Hüften. »Was willst du damit sagen?« Ihre Stimme klang wie warmer Honig. »Wir hatten abgemacht, dass ich zu dir komme und wir dann …«
Jay unterbrach sie schnell. »Ich weiß. Wie gesagt, es ist etwas dazwischengekommen. Ich fürchte, wir werden unsere Verabredung verschieben müssen.«
»Und du hättest mich nicht anrufen können, um mir das zu sagen, bevor ich zu dir komme?«
Jocelyn konnte deutlich sehen, wie Jay rot anlief. »Ich hätte das auf jeden Fall tun müssen, aber es war alles etwas hektisch. Das ist keine Entschuldigung, ich weiß. Ich hoffe, ich kann es ein andermal wiedergutmachen.«
»Das werde
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