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Trügerisches Spiel (German Edition)

Trügerisches Spiel (German Edition)

Titel: Trügerisches Spiel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Raven
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interessanter war für ihn die Aussage des Mörders Scarpetto, sowohl bei der Polizei als auch vor Gericht. Er suchte sich die wichtigen Papiere heraus und stand auf. »Ich gehe schnell kopieren.«
    Wenn er nachher zum Gefängnis fuhr und mit Scarpetto sprach, wollte er vorbereitet sein. Viel stand sowieso nicht darin, der Täter hatte die meiste Zeit geschwiegen oder beteuert, dass er alleine arbeitete. Doch das war unwahrscheinlich, denn die Ermittler hatten keinen Hinweis darauf gefunden, warum er die beiden Anwälte tot sehen wollte. Wäre er damals entkommen, hätte man ihn vermutlich nie als Täter ermittelt. Und weitere Beweise waren im Fahrstuhl nicht entdeckt worden.
    Scarpetto war ein Profi, ein angeheuerter Auftragskiller, so viel stand fest. Die Frage war, warum er seinen Auftraggeber nicht genannt hatte, selbst als er dafür Strafmilderung in Aussicht gestellt bekam. Weil er Angst vor Leones Rache hatte? Das konnte Jay sich durchaus vorstellen, schließlich hatte er bei Rizzo gesehen, wozu Leone oder vielmehr seine Handlanger fähig waren. Aber dafür sein ganzes Leben lang im Gefängnis sitzen? Es hätte dem Mörder doch auch klar sein müssen, dass die Wahrscheinlichkeit, nach einem Mord aus einem Fahrstuhl zu entkommen, ohne gesehen zu werden, sehr gering war. Jay musste unbedingt herausfinden, womit der Auftragskiller geködert oder bedroht worden war. Vielleicht würde er so auch eine Spur finden, die zu Leone führte.
    Zurück an seinem Schreibtisch vertiefte er sich wieder in die Unterlagen, bis ein Blick auf die Uhr ihm zeigte, dass er sich beeilen musste, wenn er pünktlich zu dem Termin im Gefängnis kommen wollte. Es war sowieso nur reine Gefälligkeit der Gefängnisleitung gewesen, dass sie seinen Besuchsantrag so kurzfristig genehmigt hatten. Das wollte er nicht aufs Spiel setzen, indem er zu spät kam.
    Jay stand auf, schnappte sich seine Jacke und die Unterlagen und ging zur Tür. »Bis später.«
    Dave blickte von seinem Sandwich auf. »Ich wünschte, ich könnte mitgehen, aber einer muss ja hier die Stellung halten.«
    Jay unterdrückte ein Grinsen. Jeder im Department wusste, dass Dave es vermied, auch nur in die Nähe eines Gefängnisses zu kommen und sich immer davor drückte. »Das ist unglaublich großzügig von dir.« Eine Gurkenscheibe segelte auf ihn zu, die er geschickt auffing und in den Mund steckte. »Immerhin hast du etwas zu essen, während ich hungern muss.«
    Mit einem Schnauben wandte sich sein Partner wieder seinem Sandwich zu. »Um was wollen wir wetten, dass du auf dem Rückweg bei Kentucky Fried Chicken Halt machst?«
    Sein knurrender Magen gab die Antwort. »Ich muss los.« Daves Lachen folgte ihm aus dem Büro.
    Da ihm die Geduld fehlte, auf den Fahrstuhl zu warten, lief er rasch die Treppe hinunter. Sofort schossen ihm Bilder in den Kopf, wie er Jocelyn in den Armen gehalten und heruntergetragen hatte. War das wirklich erst drei Tage her? Es kam ihm so vor, als wäre sie schon viel länger ein Teil seines Lebens. Kopfschüttelnd schob Jay den Gedanken beiseite. Wenn er irgendetwas aus dem Auftragskiller herausbekommen wollte, durfte er sich nicht ablenken lassen. Er biss die Zähne so fest zusammen, dass sie knirschten, als er sich vorstellte, in wenigen Minuten dem Mann gegenüberzustehen, der eine Pistole auf Jocelyn gerichtet hatte und sie töten wollte. Normalerweise hatte er sich auch in Gegenwart von Verbrechern gut im Griff, aber irgendetwas sagte ihm, dass er diesmal Probleme damit haben würde.
    Eine halbe Stunde später kam er beim Gefängnis an. Es war keine gute Idee gewesen, den Termin auf die Mittagszeit zu legen, wenn die Hitze am größten war. Da er bereits jetzt schwitzte, ließ er sein Jackett im Wagen und ging zum Eingangstor. Nachdem er in den inneren Bereich durchgeschleust worden war, brachte ihn ein Wächter zum Büro des Direktors. Das war ungewöhnlich, normalerweise wurde man nur auf mögliche Waffen durchsucht, musste unterschreiben und wurde zu dem Gefangenen gebracht. Ein schlechtes Gefühl breitete sich in seiner Magengrube aus. Hatte jemand mit dem Direktor gesprochen, um zu verhindern, dass er sich mit dem Mörder traf?
    Der Wächter klopfte an die Tür und trat in das Büro. »Hier ist Detective Hunter.«
    Direktor Walden drehte sich vom Fenster um, von dem aus er auf den Hof geschaut hatte, und lächelte Jay müde an. »Detective, schön, Sie wiederzusehen.« Er nickte dem Wächter zu, der sich wortlos zurückzog und die Tür

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