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Trügerisches Spiel (German Edition)

Trügerisches Spiel (German Edition)

Titel: Trügerisches Spiel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Raven
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dafür bekamen, da war Jocelyn bis heute sicher.
    »Was wollte Jay? Ist alles in Ordnung?« Angelas Fragen rissen sie aus ihrer Erinnerung.
    Jocelyn biss auf ihre Lippe, unsicher, was sie sagen sollte. »Er wollte mit einem Zeugen sprechen, aber der ist inzwischen verstorben.« Das war sicher vage genug.
    Angelas Augenbrauen zogen sich zusammen. »Eines natürlichen Todes?«
    »Nein.« Jocelyn zögerte. »Angela …«
    Sie hob eine Hand. »Ich weiß schon, du kannst mir nichts erzählen, und ich sollte nicht fragen.«
    »Danke.« Jocelyn blickte aus der Glastür auf die Landschaft draußen und erkannte, dass sie dringend frische Luft brauchte. »Ich gehe kurz raus.« Ohne eine Antwort abzuwarten, ging sie zur Tür und stieß sie auf. Tief atmete sie ein.
    »Bleib möglichst in der Nähe des Hauses. Nur zur Sicherheit.«
    Jocelyn nickte, ohne sich umzudrehen, und trat nach draußen. Die Tür fiel hinter ihr ins Schloss und sie blinzelte gegen die Sonnenstrahlen. Der Himmel war tiefblau, ein paar weiße Schäfchenwolken setzten sich dagegen ab. Die Wärme fühlte sich gut an, ein leichter Wind strich über ihre Haut und brachte ihre Haare zum Flattern. Langsam stieg Jocelyn die Stufen hinab und entfernte sich vom Haus. Nicht zu weit, aber doch so, dass sie sich ein wenig freier fühlte. Auch wenn ihr Körper zur Ruhe kam, ihre Gedanken taten es nicht. Sie sollte sich nicht über den Tod eines Menschen freuen, und im Grunde tat sie das auch nicht. Es war eher eine Art Erleichterung, dass Scarpetto nun nie wieder jemandem schaden konnte. Jocelyn schauderte, als sie sich an den Blick erinnerte, mit dem er sie fixiert hatte, während sie ihre Aussage machte.
    Unter einem Baum setzte sie sich auf den Boden, zog ihre Beine an und schlang die Arme darum. Das Kinn auf ihre Knie gestützt, kehrte sie in Gedanken zu jenem Tag zurück. Ihr war furchtbar übel gewesen, als sie für den Richter und die Geschworenen schildern sollte, wie der Angeklagte sie im Fahrstuhl angegriffen hatte. Zwar hatte sie versucht, die Erinnerung an das Blut und die beiden toten Anwälte zu unterdrücken, doch es war ihr nicht gelungen. Wie so oft in den drei Monaten seit der Tat stand ihr alles wieder vor Augen. Sie konnte das Blut riechen und schmecken, erlebte den Moment noch einmal, als ihr klar geworden war, dass auch sie sterben würde. Stockend hatte sie im Gerichtssaal davon erzählt, wie sie gegen den Mörder um ihr Leben gekämpft und schließlich gewonnen hatte.
    Jocelyn schnaubte. Nein, sie hatte nicht gewonnen, sondern ihr Leben an jenem Tag verloren. Zumindest alles, was ihr etwas bedeutet hatte. Zum Abschluss ihrer Aussage hatte sie dem Mörder in die Augen gesehen und erkannt, dass er nichts bereute. Im Gegenteil, er hatte sie nur angegrinst, und Jocelyn hatte rasch den Blick abgewandt. Noch heute ärgerte sie sich darüber, dass sie ihm nicht die Stirn geboten hatte. Schließlich war er derjenige, der ins Gefängnis gehen musste, nicht sie. Aber war ihr Leben wirklich anders? Vor ihren Fenstern waren zwar keine Gitterstäbe gewesen, aber sie hatte sich immer eingeschlossen, wenn sie nicht gerade bei der Arbeit war. Eigentlich war sie genauso ein Gefangener gewesen wie Scarpetto. Und sie war es noch.
    »Oh, Entschuldigung, ich habe Sie nicht gesehen.« Die männliche Stimme erklang dicht hinter ihr und Jocelyn fuhr erschrocken herum.
    Ein großer, muskulöser Mann in Shorts und T-Shirt stand hinter ihr. Sein Gesicht lag im Schatten, sodass sie es nicht richtig erkennen konnte. Rasch rappelte sie sich auf und wich zurück.
    »Ich wollte Sie nicht erschrecken, bleiben Sie ruhig sitzen. Ich wollte mir nur ein wenig die Beine vertreten, und das hier ist meine übliche Runde.« Seine Hände baumelten locker an seinen Seiten, es war keine Pistole oder andere Waffe zu sehen.
    Jocelyns Herzschlag beruhigte sich etwas. »Sind Sie ein Gast hier?«
    Sein Mund verzog sich. »So ähnlich.« Da das keine richtige Antwort war, trat Jocelyn vorsichtshalber noch einen Schritt zurück. Der Mann legte den Kopf schräg, dann schien er zu erkennen, dass sie Angst vor ihm hatte. »Mein Name ist Nathan Redfield, aber alle nennen mich Red. Ich bin ein Bekannter von Clint Hunter. Er hat mir angeboten, seine Hütte zu benutzen, während ich …«
    Jocelyn blickte an ihm hinab und bemerkte erst jetzt die furchtbaren Narben, die eines seiner Beine überzogen. Unwillkürlich keuchte sie auf.
    Ein humorloses Lachen ertönte. »Nicht sehr hübsch, oder? Aber es sieht

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