Trügerisches Spiel (German Edition)
hinter sich schloss.
»Ebenfalls. Warum werde ich nicht sofort zu dem Gefangenen gelassen?« Jay hatte noch nie das Talent besessen, um etwas herumzureden.
Der Direktor blickte ihn durchdringend an. »Warum wollten Sie Scarpetto sehen?«
Vergangenheitsform. Verdammt! »Ich suche immer noch nach etwas, mit dem ich Leone hinter Gitter bringen kann. Auch wenn es nie bewiesen werden konnte, dass Scarpetto im Fall der Fahrstuhlmorde von Leone beauftragt wurde, dachte ich, es ist einen Versuch wert, ihn noch mal zu befragen. Vielleicht ist er ja inzwischen bereit, zu reden.«
Waldens Augenbrauen schoben sich zusammen. »Das ist er nicht.« Als Jay etwas sagen wollte, hob er eine Hand. »Scarpetto wurde heute Morgen erstochen in den Duschen aufgefunden.« Walden verzog den Mund. »Und seine Zunge wurde herausgeschnitten. Niemand weiß, wer das getan hat.«
»Verdammt!« Aufgebracht fuhr Jay mit den Händen durch seine Haare. Irgendwer musste Leone davon informiert haben, dass er mit dem Auftragskiller sprechen wollte, und der Mafiaboss hatte dafür gesorgt, dass Scarpetto ihn nicht belasten konnte. Sein Verdacht, dass jemand genau über jeden seiner Schritte informiert war, erhärtete sich.
»Ich weiß nicht, wie das geschehen konnte, normalerweise kommt sowas bei uns nicht vor. Aber wir wussten auch nicht, dass Scarpetto bedroht sein könnte, normalerweise haben Mörder von Anwälten keine Probleme im Gefängnis.« Seine Wangen röteten sich, als er erkannte, was er gesagt hatte. »So meinte ich das nicht. Im Moment werden alle Zellen durchsucht und die Insassen befragt, um Hinweise auf Scarpettos Mörder zu finden.«
»Hat er irgendetwas hinterlassen? Unterlagen? Einen Abschiedsbrief, falls ihm etwas passiert?«
»Nein, nichts.« Bedauernd zuckte Walden mit den Schultern.
»Hatte er in letzter Zeit Besuch? Telefongespräche?«
»Nein. Ich habe Ihren Kollegen, die den Fall bearbeiten, schon alle Unterlagen aushändigen lassen, aber ich habe mir Kopien davon gemacht. Wollen Sie die sehen?«
Jay versuchte seine Ungeduld zu zügeln. »Ja, bitte.«
Walden gab seinem Assistenten durch die Sprechanlage auf seinem Schreibtisch den Befehl, die Unterlagen noch einmal für ihn zu kopieren, bevor er sich wieder Jay zuwandte. »Vielleicht sollten Sie versuchen, mit seinem Anwalt zu sprechen. Jetzt wo sein Mandant tot ist, ist er ja nicht mehr an die Schweigepflicht gebunden. Wer weiß, vielleicht hat Scarpetto ihm etwas über die Hintergründe der Tat erzählt.«
»Das werde ich machen, danke für Ihre Hilfe.«
Walden schob seine Hände in die Hosentaschen. »Es tut mir leid, dass ich nicht mehr tun konnte. Mein Assistent wird Ihnen draußen die Informationen über Besuche und Telefongespräche geben.«
»Danke.« Jay wandte sich zur Tür um.
»Hunter. Könnte Scarpettos Tod damit zusammenhängen, dass Sie ihn besuchen wollten?«
Jay zögerte, nickte dann aber. »Ich vermute es.«
Aufgebracht lief Walden im Büro auf und ab. »Also glauben Sie, dass Leone ihn zum Schweigen gebracht hat, bevor er etwas über ihre Verbindung ausplaudern konnte?«
»Es sieht so aus.«
»Das ist inakzeptabel! Ich lasse es nicht zu, dass mein Gefängnis für so etwas missbraucht wird.«
Jay wusste genauso gut wie der Direktor, dass dieser nichts machen konnte, um so etwas in Zukunft zu verhindern. Wenn jemand beseitigt werden sollte, fanden die Verbrecher immer einen Weg. Anstatt ihm viel Glück dabei zu wünschen, nickte Jay nur. »Ich muss jetzt los. Bis zum nächsten Mal.« Er öffnete die Tür und trat in den Vorraum. Waldens Assistent hielt ihm bereits einen Stapel Blätter entgegen. »Danke.«
Das Papier zerknitterte in seiner Hand, als Jay von einem Wächter zum Ausgang des Gebäudes geführt wurde. Das Ganze war eine verdammte Zeitverschwendung gewesen. Und er fragte sich immer noch, woher Leone wusste, was er vorhatte. Waren die Telefone im Police Department angezapft? Waren die Büros verwanzt? Zumindest konnte ihm niemand davon erzählt haben, denn außer Dave wusste keiner davon, und für seinen Partner würde er die Hand ins Feuer legen. Wahrscheinlicher war, dass sein Besuchsantrag im Gefängnis durchgesickert war. Vielleicht konnten sie herausfinden, wer die Information weitergeleitet hatte, und dadurch eine Verbindung zu Leone herstellen. Aber das würde alles Zeit in Anspruch nehmen, die er nicht hatte. Nicht, wenn Jocelyns Leben in Gefahr war.
Sowie er außerhalb des Tors war, zog er das Prepaid-Handy aus der
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