Trügerisches Spiel (German Edition)
roter Fleck erschien auf Ferros Stirn und er kippte lautlos nach hinten um.
Reflexartig ließ Jay sich ebenfalls fallen und suchte hinter der Bank Deckung, während er automatisch nach seiner Pistole griff. Ein Blick in Ferros starre Augen zeigte ihm, dass ihm nicht mehr zu helfen war. Verdammt! Eine Kugel schlug neben ihm ins Holz ein und Jay zuckte zurück. Er musste irgendwo eine sichere Deckung finden, doch um ihn herum waren nur Gras und ein paar Sträucher, nichts, das ihm Schutz vor den Kugeln geben würde. Vorsichtig hob Jay den Kopf und versuchte, den Standort des Schützen ausfindig zu machen. Da er Ferro mitten in die Stirn getroffen hatte, musste er sich auf dem Grundstück links von ihnen verstecken, das direkt an den Park grenzte. Vor allem aber war es offensichtlich ein geübter Schütze oder er hatte eine Laservisierwaffe, denn auf diese Entfernung ein so kleines Ziel wie den Kopf zu treffen, war nicht einfach. Es würde nichts bringen, wenn Jay mit seiner Pistole ins Blaue schoss in der vagen Hoffnung, den Mörder auszuschalten.
Die Frage war nur, warum er noch nicht getroffen worden war. Hätte der Schütze nicht Ferro zuerst erschossen … Adrenalin schoss durch Jays Körper, als er sich vorstellte, dass er jetzt bereits tot sein könnte. Einfach so, ohne Vorwarnung. Das machte ihm bewusst, wie dringend er weiterleben wollte. Nicht nur für sich, sondern auch um Jocelyn helfen zu können. Denn er zweifelte nicht daran, dass der Anschlag mit dieser ganzen Sache zusammenhing. Irgendjemand wusste, dass er ermittelte und wollte verhindern, dass er die Wahrheit erfuhr. Jay spannte jeden Muskel in seinem Körper an und rannte los. Es gab keine andere Möglichkeit, als in Bewegung zu bleiben und zu hoffen, dass ihn keine Kugel traf. Keine besonders guten Aussichten.
Jay rannte im Zickzack über das freie Feld und warf sich hinter einen Strauch. Dummerweise benutzte der Schütze einen Schalldämpfer, sodass Jay nicht wusste, ob er überhaupt noch schoss oder bereits abgehauen war. Die Frage beantwortete sich, als dicht über seinem Kopf etwas durch die Zweige flog und einige Blätter auf ihn niederregneten. Verdammt! Jay rollte sich hinter dem Busch heraus und rannte weiter. Vor ihm spritzte Sand auf und Jay schlug einen scharfen Haken. Sein Fuß verfing sich in einem Erdloch und er fiel hin. Schmerz schoss durch seinen Knöchel und die Seite, auf der er gelandet war. Furcht breitete sich in ihm aus. Er musste weiter!
Mühsam rappelte er sich wieder auf und ignorierte die Schmerzen in seinem Fußgelenk. So schnell es in seinem lädierten Zustand ging, lief Jay weiter. Hinter einem dünnen Baumstamm ruhte er sich einen Moment aus. Sein Herzschlag raste, Schweiß ließ T-Shirt und Jackett an seinem Körper kleben. Vorsichtig schob Jay seinen Kopf vor, um zu überprüfen, ob er den Schützen jetzt sehen konnte. Doch bevor er dazu kam, schlug eine Kugel in den Baumstamm ein. Nur wenige Zentimeter weiter, und sie hätte ihn getroffen. Was sollte er jetzt tun? Sowie er sich rührte, würde er durchlöchert werden. Jetzt konnte er nur noch seine Kollegen rufen und hoffen, dass sie früh genug kamen, um ihm aus der Zwickmühle zu helfen.
Jay drückte auf die Schnellwahltaste der Notrufzentrale, schilderte rasch die Situation und bat um Hilfe. Jetzt musste er nur noch überleben, bis die Unterstützung eingetroffen war, was nicht mehr als ein paar Minuten dauern sollte. Allerdings konnten Minuten sehr lang werden, wenn man im Schussfeld eines Killers stand und nur ein dürrer Baum einen viel zu geringen Schutz bot.
Gerade als Jay dachte, sein Gegner hätte aufgegeben, schoss ein brennender Schmerz durch seine Schulter. Automatisch presste er seine Hand darauf und spürte etwas Feuchtes durch seine Finger sickern. Blut. Anscheinend hatte seine Schulter hinter dem Baumstamm ein leichtes Ziel abgegeben. Der Schmerz intensivierte sich, als er seine Hand über dem Jackett kräftig gegen die Wunde drückte, um die Blutung zu stillen. Mit geschlossenen Augen lehnte er seinen Kopf schwer atmend an den Stamm. Er schützte zwar seine wichtigsten Organe, aber wenn der Schütze lange genug jedes Stück Körper, das herausschaute, anschoss, konnte er durch den Blutverlust sterben.
Noch eine Kugel schlug in den Baum ein und Jay versuchte, sich noch dünner zu machen. Schwindelgefühl setzte ein und er hatte Mühe, sich aufrecht zu halten. Er durfte nicht das Bewusstsein verlieren, sonst wäre er leichte Beute. Jetzt
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