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Trümmermörder

Trümmermörder

Titel: Trümmermörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Rademacher
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ihn stolpern, er ist quälend langsam, obwohl er doch weiß, dass Margarethe nur wenige Schritte entfernt ist. Ihre Schreie. Sie ruft nach ihm. Und er bleibt irgendwo stecken, Mauern vor seinen Augen, loderndes Holz, er will ihren Namen herausbrüllen, doch Rauch dringt in seinen Mund, er würgt und hustet. Margarethe ist nun still, so schrecklich still.
    Stave schreckt aus dem Bett hoch, kalter Schweiß auf der Haut. Eis auf dem Fenster, Dunkelheit in der Wohnung – doch er spürt noch die Glut, das gleißende Licht von Flammen, die fünf Stockwerke hoch lodern. Verfluchter Alptraum, denkt er und streicht sich über die Augen. Dabei hatte er in der Unglücksnacht am anderen Ende Hamburgs Dienst. Er war zwar gefangen in einem einstürzenden Haus – sein steifes Bein erinnert ihn täglich daran. Doch die Ruine seines eigenen Hauses hat er, verletzt und halb besinnungslos vor Angst, erst Stunden nach dem Bombenhagel betreten, er hat Margarethe niemals schreien gehört.
    Andere werden nachts von Erlebnissen heimgesucht, die sie tatsächlich durchlitten haben: Todesangst an der Front, im U-Boot, im Keller, in einer Zelle der Gestapo. Damit kann man irgendwie umgehen, denkt Stave – vielleicht jetzt, nach dem Krieg, jenen Schreckensort wieder aufsuchen. Aber wie wird man einen Albtraum los, der sich so niemals zugetragen hat?
    Selbstmitleid hilft auch nicht weiter, und er schält sich aus dem Bett. Die Decken knacken leise, weil der Raureif bricht. Muss mir bald neues Holz besorgen, denkt Stave, als er die Brennhexe anwirft.
    Kurz darauf macht er sich zu Fuß auf den langen Weg zur Kripo-Zentrale. Für Busse gibt es kein Benzin. Einige Straßenbahnlinien sind schon wieder instand gesetzt worden, doch fahren sie nur wenige Stunden am Tag. Ich könnte mich an Ruges Chauffeur-Service gewöhnen, denkt der Oberinspektor.
    Aber eigentlich ist er dankbar für eine Stunde Marsch. An den Anblick der Ruinen, der vergilbten Plakate, der Kreidebotschaften, der verhuschten Gestalten auf den Straßen hat er sich längst gewöhnt, das deprimiert ihn nicht mehr. Dafür genießt er es, mit raschen Schritten zu gehen. Das wärmt von innen, die eisige Luft bläst gleichzeitig den Kopf frei. Für eine Stunde hat er keine Sorgen, spürt keine Unruhe.
    Gut gelaunt betritt er schließlich das Hochhaus am Karl-Muck-Platz. Erna Berg ist schon da, lächelt ihn an, noch eine Spur fröhlicher als gewöhnlich, wie ihm scheint.
    »Der Herr Lieutenant wartet schon in Ihrem Büro.«
    Maschke ist ebenfalls da, doch offenbar hat die Sekretärin dessen Anwesenheit schon wieder vergessen oder ihn absichtlich nicht erwähnt. Der Oberinspektor begrüßt die beiden und setzt sich. Den Mantel behält er lieber an. Erna Berg eilt hinzu, legt ihm zwei hektographierte Blätter auf den Schreibtisch, wirft MacDonald einen scheuen Blick zu und verschwindet wieder.
    »Der Bericht von Doktor Czrisini«, erklärt Stave. Die beiden schweigen, während er ihn einige Minuten lang studiert. »Ein paar Dinge sind jetzt immerhin geklärt«, verkündet Stave schließlich. »Todeszeitpunkt wohl zwischen dem 18. und 20. Januar, eher am Ende dieser Spanne. Also für uns der 20. Januar als Hypothese. Todesursache Erdrosseln, wahrscheinlich hat der Täter eine Drahtschlinge benutzt. Mit ziemlicher Sicherheit befand er sich im Rücken seines Opfers und zog die Schlinge von hinten zu. Sieht nicht so aus, als hätte sich die Frau gewehrt. Ansonsten keine Auffälligkeiten am oder im Körper.«
    »Geschlechtsverkehr?«, fragt Maschke.
    Stave schüttelt den Kopf. »Keine Anzeichen für eine Vergewaltigung. Auch keine Spermaspuren oder sonstige Hinweise auf freiwilligen Geschlechtsverkehr kurz vor dem Tod. Auch wenn man das selbstverständlich nicht ganz ausschließen kann.«
    MacDonald hüstelt verlegen. »Inwiefern?«
    Maschke lächelt freudlos. »Wenn sie es freiwillig getrieben hat, dann gibt es keine typischen Verletzungen. Untenrum. Und wenn der Glückliche, den sie zuletzt rangelassen hat, einen Pariser benutzte, dann finden wir auch kein Sperma.«
    »So kann man das formulieren«, brummt Stave. »Klar ist auch, dass sie höchstens zwei Tage dort lag, vielleicht sogar kürzer. Der Täter hat noch nicht viel Zeit gehabt, sich aus dem Staub zu machen.«
    Der Lieutenant lächelt. »Zumal ja keine Schiffe und nur wenige Züge aus der Stadt abgehen. Er wird also noch in Hamburg sein.«
    »Was die guten Bürger hier nicht unbedingt beruhigen wird«, wirft Maschke ein.
    »Aber uns

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