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Trümmermörder

Trümmermörder

Titel: Trümmermörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Rademacher
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Einzelnen nach mir. Ich war auf dem Weg vom Bahnhof.«
    »Mit 537 Reichsmark?«
    »Mit 537 Reichsmark.«
    »Und Sie wollen mir weder sagen, woher Sie so viel Geld haben, noch, was Sie damit vorhatten?«
    »Das eine wie das andere geht Sie nichts an.«
    Stave blickt wieder auf seine Unterlagen. Schwer, diese Geschichte zu widerlegen. Andererseits könnte ihr ein britischer Schnellrichter angesichts der Umstände der Verhaftung trotzdem einige Tage Gefängnis aufbrummen. Aber was wäre damit gewonnen?
    »Wir haben diese Razzia nicht gemacht, um Hausfrauen zu verhaften, die ein paar Streichhölzer kaufen wollen. Sondern um auf dem Schwarzmarkt womöglich Gegenstände aus dem Besitz des Toten sicherzustellen – jenes Toten, den Sie gefunden haben.«
    »Haben Sie das?«
    Stave ignoriert ihre Frage, auch wenn ihm nicht entgeht, dass Anna von Veckinhausen nicht spottet, sondern aus echtem Interesse etwas wissen will. Oder aus Sorge.
    »Lassen Sie uns noch einmal zu jenem Nachmittag zurückkehren, an dem Sie die Leiche gefunden haben: Sie sind die Lappenbergsallee entlanggegangen. Von dort bogen Sie auf den Trampelpfad zwischen den Ruinen ein, der Sie zur Collaustraße bringen würde. In den Ruinen entdeckten Sie die Leiche.«
    »Ja«, antwortet sie müde.
    Stave macht sich eine Notiz.
    »Wie lange verharrten Sie neben der Leiche?«, fährt er fort.
    Sie blickt ihn überrascht an. »Meinen Sie, ich hätte ein Totengebet gesprochen?«
    »Haben Sie ihn nur einen Augenblick angestarrt, erkannt, was Sie da sehen, und sind sofort weggerannt? Oder haben Sie sich alles genau angesehen?«
    Anna von Veckinhausen fasst mit ihrer rechten Hand zur linken Schulter, sodass ihr Arm quer vor ihrem Oberkörper liegt. Verlegene Geste, denkt Stave, oder unbewusstes Bedürfnis nach Schutz.
    »Ich weiß es nicht«, gesteht sie zögernd. »Vielleicht ein paar Sekunden. Ich blickte den Körper an und brauchte eine Weile, bis ich begriff, was ich da sah. Dann bin ich weggegangen, nicht gerannt. Eile war ja nicht mehr nötig.«
    »Also haben Sie das Opfer zwar eine Zeit lang angesehen, doch trotzdem nicht wirklich auf Einzelheiten am Fundort geachtet?«, hakt Stave nach.
    »So kann man es wohl sagen.«
    Stave starrt auf seinen Schreibtisch. Er muss jetzt eine kluge Entscheidung treffen. Doch es ist mitten in der Nacht, es ist kalt, er ist hungrig und fühlt sich zerschlagen. Sein Kopf schmerzt. Soll er Anna von Veckinhausen hierbehalten? Eine Handhabe hätte er: die 537 Reichsmark. Oder soll er sie laufen lassen? Jetzt Milde zeigen und abwarten, beobachten?
    »Sie können gehen«, sagt er schließlich und überrascht sich damit beinahe selbst. »Tut mir leid für diese Unannehmlichkeit.«
    Sie starrt ihn eine Sekunde lang verblüfft an, dann lächelt sie zögernd. »Danke«, sagt sie und steht auf. An der Tür dreht sie sich noch einmal um. »Was haben Sie mit Ihrer Lippe angestellt?«, fragt sie.
    »Bin auf einer vereisten Stelle ausgerutscht«, antwortet Stave.
    Als sich die Tür geschlossen hat, starrt er auf sein Notizheft. An dem Abend, als sie die Leiche fanden, sagte Anna von Veckinhausen, dass sie von der Collaustraße über den Trampelpfad Richtung Lappenbergsallee unterwegs gewesen sei. Als Stave gerade die Tat rekapitulierte, vertauschte er absichtlich die Straßennamen. Und die Verhörte bestätigte ihm nun, dass sie von der Lappenbergsallee kam und Richtung Collaustraße unterwegs war.
    Ein Gestapo-Trick. Vielleicht war sie nur müde. Oder von der Verhaftung so aufgeregt, dass sie nicht auf den Wortlaut geachtet hatte. Möglich aber auch, dass sie ihm beim ersten Mal eine Lüge aufgetischt hatte – und sich nun an den genauen Wortlaut ihrer Falschaussage selbst nicht mehr erinnerte.
    Ich möchte wissen, was sie wirklich zwischen den Trümmern gemacht hat, denkt Stave.
    »Der Nächste!«, ruft er dem draußen wartenden Schupo zu.
    Zwei Stunden später ist es endlich vorüber. Mit schmerzendem Rücken stemmt sich der Oberinspektor aus seinem Stuhl und geht ein paar Mal in seinem Büro auf und ab, bis so viel Blut in sein verletztes, kaltes Bein zurückgepumpt worden ist, dass er kaum mehr hinkt. Dann ruft er die anderen Beamten zusammen. Der Kollege vom Chefamt S ist so munter, als hätte er die letzten zehn Stunden geschlafen. Hört man ihm zu, muss man glauben, dass die Kripo bei dieser Razzia einen Kesselwagen voll Schnaps und mindestens eine halbe Tonne Penicillin sichergestellt hat. Auch der Krimsche von der Fahndung ist

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