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Trugschluss

Trugschluss

Titel: Trugschluss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Bomm
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Motorradkluft getragen und mit dem
Taschentuch damals Spuren verwischen wollen, es danach eingesteckt – und im
Kittel oder in der Hose gelassen. Deutet doch nur darauf hin, dass unser Täter
kein echter Motorradfahrer ist, sonst hätte er das Taschentuch inzwischen
sicher mal herausgenommen. Er braucht diese Kleider offenbar nur, um sich bei
Straftaten unkenntlich zu machen.«
    Häberle lehnte sich wieder zurück. »Und
wenn Ihr mich jetzt nach einem Motiv für das alles fragt, muss ich passen. Oder
spekulieren.«
    »Und wie lautet die Spekulation?«, wollte
Schmidt wissen.
    »Nun ja«, machte Häberle weiter, »der
Brummton ist der Schlüssel zu allem. Vielleicht eine Technologie, die geheim
bleiben soll. Mag ja sein. Oder irgendwelche Funkanlagen. Niemand wird
ernsthaft hinstehen und behaupten wollen, dass irgendetwas, an dem unsere
Zivilisation hängt, also Navigationsanlagen, Sender oder was weiß ich, dass
irgendetwas davon für dieses Brummen verantwortlich sein soll, das nur ein
Bruchteil der Menschheit hört. Mein Gott«, Häberle hob beschwichtigend die
Arme, »es ist einfacher, den paar Geschädigten dies als Hirngespinst
auszureden, als ganze Technologien aufzugeben. Und wenn sie allzu aufmüpfig
sind, kann man sie ja auch noch psychisch terrorisieren. Irgendwann sind sie
mürbe und resignieren. Vermutlich ist unsere unbekannte Leiche von damals ein
militanter Brummton-Gegner, einer, der viel mehr schon wusste, als er hätte
wissen dürfen, einer, der sich nicht hat einschüchtern lassen.«
    »Dann hat man ihn hergelockt und
ausgeschaltet«, sprach Schmidt aus, was er vermutete.
    »So sieht’s aus«, bestätigte Häberle, um
dann eine weitere Merkwürdigkeit anzusprechen: »Wie wir von damals wissen, war
das Opfer oder der Täter mit einem gestohlenen Golf unterwegs – und der, jetzt
kommt’s, liebe Kollegen, war in Lugano abhanden gekommen. In Lugano …«
    »Wohin Blühm dauernd telefoniert hat – zu
diesem …« Linkohr überlegte kurz, dann fiel ihm der Name ein: »Zu diesem Jens
Vollmer.«
    »Eben«, lobte Häberle, »und damit schließt
sich der Kreis. Das heißt mit anderen Worten, die Schlüsselfiguren zu allem
sind dieser Vollmer und Blühm selbst.«
    Die drei Männer schwiegen für ein paar
Sekunden. Linkohr staunte insgeheim, wie der Kommissar die Fäden zusammengezogen
hatte – auch wenn vieles davon durchaus noch Fragen offen ließ. Aber die
Indizien und Spuren, die bisher vorlagen, passten exakt zu dieser Theorie.
    Dennoch wagte Linkohr einen Vorstoß. »Wenn
wir aber akzeptieren, dass wir’s mit starken Kräften im Hintergrund zu tun
haben, mit massiven Interessen und wissenschaftlichen Experimenten, wie Sie
sagen«, er wandte sich damit an Häberle, »dann könnte man natürlich, wenn man
bereit ist, quer zu denken und auch das Unwahrscheinlichste für wahrscheinlich zu
halten, auch zu einem absolut verrückten Ergebnis kommen.« Linkohr wusste, was
er sich jetzt antat, aber als Jüngstem in der Runde würde man ihm es vielleicht
nicht verübeln, etwas auszusprechen, das kein gestandener Kriminalist sagen
durfte.
    Häberle ahnte bereits, was kommen würde.
Er hatte in den vergangenen Wochen die esoterische Ader seines Kollegen
kennengelernt. Er lächelte deshalb milde, als Linkohr aussprach, was er nicht
lassen konnte: »Nehmt’s mir nicht übel, Kollegen, aber fast sieht es danach
aus, als sei die Leiche von damals zurückgekehrt.«
    Schmidt blickte völlig irritiert auf den
jungen Mann, während der Kommissar die Stirne runzelte, aber nichts sagte.
    »Na ja«, machte Linkohr fast ein bisschen
verschämt und peinlich weiter, »Als ob er im Moment noch leben würde – und erst
später stirbt.«
    »Sciencefiction«, kommentierte Häberle
schließlich, ohne seinen Kollegen damit allzu sehr enttäuschen zu wollen, »ja,
ich versteh Sie, Herr Kollege: Ein Mensch begeht Straftaten und taucht später
in der Vergangenheit tot auf. So meinen Sie es doch wohl, oder?«
    Linkohr lächelte verlegen. »War nur so
eine Idee, mehr nicht.«
    Schmidt begriff jetzt, worum es ging: »Zeitreisen
gibt’s nicht«, stellte er sachlich fest und zwirbelte wieder am Schnurrbart, »auch
wenn der Fall noch so verrückt erscheint.«
    »Soweit ich weiß«, fügte Häberle hinzu, »nicht
mal Einstein hat dies für möglich gehalten.«
    Linkohr gab nicht gleich auf: »Eine
Ungereimtheit gibt’s aber trotzdem.«
    »Ich weiß«, erkannte der Kommissar sofort,
»die Art und Weise, wie die Leiche damals verkohlt

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