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Trugschluss

Trugschluss

Titel: Trugschluss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Bomm
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ist. Die Gerichtsmediziner
behaupten, die fünf Liter Sprit aus dem Kanister hätten dafür nicht
ausgereicht.«
    Linkohr nickte eifrig.
    Häberle wollte sich auf keine weitere
Diskussion dazu mehr einlassen, zumal er vor fast vier Jahren schon zu keinem
Ergebnis gekommen war: »Es gibt wirklich manchmal Dinge, die lassen sich nicht
aufklären. Die Kriminalliteratur ist voll davon.«
     
    Freitag, 5. Dezember 2003.
    Häberle hatte über seine Kontakte zum Landeskriminalamt die Schweizer
Kollegen um Amtshilfe gebeten. Sie sollten herausfinden, welcher Arbeit ein
gewisser Jens Vollmer in Lugano nachging. Weil die Adresse unbekannt war,
übermittelte Häberle die Telefonnummer, die sie von ihm hatten. Gleichzeitig
wurden die Behörden im Tessin auf den Vermisstenfall aufmerksam gemacht. Sie
versprachen, entsprechende Meldungen an die örtlichen Polizeidienststellen
weiterzugeben.
    Am Nachmittag erkundigte sich Journalist
Sander über den Stand der Ermittlungen. Häberle erklärte, dass man nicht viel
weiter gekommen sei. Die DNA-Ergebnisse erwähnte er jedoch mit keinem Wort. Von
der Pressestelle der Polizeidirektion Göppingen war zu dem Fall seit Tagen auch
nichts mehr verlautbart worden. Und insgeheim war Pressesprecher Uli Stock
froh, von den Fragen aus Geislingen verschont zu bleiben. Schließlich hatte
Kripo-Chef Bruhn eine absolute Nachrichtensperre verhängt. Auch in der
Öffentlichkeit ebbten die Diskussionen über das Verschwinden des Kreisrats
Blühm langsam ab. Wahrscheinlich, so wurde gemutmaßt, wollte er als
Wissenschaftler irgendwo ein neues Leben beginnen. Außerdem gab es Gerüchte
über Frauengeschichten.
    Am liebsten wäre Häberle gleich nach
Lugano gefahren, um vor Ort zu recherchieren. Doch das würde Bruhn nach Lage
der Dinge auf gar keinen Fall genehmigen. Und außerdem war es fraglich, ob die
Kollegen in Lugano davon begeistert gewesen wären. Irgendwie beschlich den
Kommissar das Gefühl, als wolle niemand aus den oberen Etagen die Angelegenheit
mit Nachdruck weiterverfolgen. Bruhn hatte bereits angedeutet, die
Sonderkommission aufzulösen und nur noch im Ausland nach Blühm fahnden zu
lassen. Außerdem sah es doch ganz danach aus, als sei die Sache eher ein
Nachspiel eines Mordes, der vor fast vier Jahren schon im Ausland seinen Anfang
genommen hatte. Und wer wollte sich auch jetzt noch die Finger daran
verbrennen? Bruhn ganz bestimmt nicht. Und »die in Stuttgart« schon gleich gar
nicht.
    Häberle erstaunte eine Meldung, die aus
dem Alb-Donau-Kreis gekommen war. Die Kollegen in Ulm hatten den Fall bisher
nur am Rande verfolgt. Erst als ein Streifenbeamter während eines
Telefongesprächs mit dem Geislinger Revier davon erfahren hatte, dass ein
Journalist der  ›Geislinger Zeitung‹ in Blaubeuren im Alb-Donau-Kreis in eine
bedrohliche Situation geraten sei, entsann sich der Polizist der
Fahrzeugkontrolle vom vergangenen Samstagabend. Die beiden Araber, die sie
überprüft hatten, waren ihm gleich von Anfang an nicht geheuer erschienen –
schon gar, als nun die Sicherheitsstufe erhöht worden war. Er kramte das
notierte Frankfurter Kennzeichen und die flüchtig aufgeschriebenen Namen der
beiden Männer heraus und gab beides nun an Häberle weiter. Angesichts der
merkwürdigen Hintergründe des Falles und der Tatsache, dass es an jenem Abend
zu dem Zwischenfall in einer Blaubeurer Wohnung gekommen war, beschloss der
Kommissar, seine Kollegen in Reutlingen zu informieren. Vielleicht konnten sie
herausfinden, ob und in welchem Hotel dort Araber abgestiegen waren.
Vorsichtshalber gab er den Hinweis auch an die Staatsschützer in Göppingen
weiter.
    Kurz vor zwölf erreichte Häberle ein Anruf
aus der Schweiz. Ein Kollege, der offenbar der italienischen Sprache stärker
mächtig war, als der Schweizer, hatte sich für den kleinen Dienstweg
entschieden – ohne den Umweg über offizielle Stellen.
    »Dieser Jens Vollmer, über den Sie
Auskunft erbaten, er wohnt in der Via Ceresio, hier in Lugano«, teilte die
Männerstimme mit. »Er ist offiziell gemeldet – schon seit Juni 2000. Nach
allem, was wir in Erfahrung bringen konnten, arbeitet er bei einer
Software-Agentur, vermutlich ein amerikanisches Unternehmen. Polizeilich ist er
bisher nicht in Erscheinung getreten.«
    »Ist etwas über seine deutsche Herkunft
bekannt?«, hakte Häberle nach.
    »In Ulm geboren, zuletzt wohnhaft in
Lonsee – heißt das, glaub ich. Im Alb-Donau-Kreis.«
    Häberle machte sich Notizen. Das würde

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