Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Trugschluss

Trugschluss

Titel: Trugschluss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Bomm
Vom Netzwerk:
ihm
weiterhelfen.
    »Noch eine Frage, Herr Kollege«, knüpfte
Häberle an das Gespräch an, »es wäre spitze, wenn wir auf dem kleinen Dienstweg
noch etwas erledigen könnten.« Ihm war plötzlich eine Idee gekommen.
    »Wir werden schauen, was sich machen lässt«,
erwiderte der Beamte aus Lugano.
    »Wir haben vor fast vier Jahren hier einen
Mordfall gehabt, der möglicherweise etwas mit unserem Vermissten und diesem
Vollmer zu tun hat. Damals spielte hier ein VW-Golf eine Rolle, der bei Ihnen
gestohlen wurde. Wir haben den Wagen damals den Behörden bei Ihnen überstellt.
Lässt sich feststellen, was mit dem Auto anschließend passiert ist?«
    »Wenn Sie mir die Daten nennen, ganz
sicher sogar«, antwortete der Kollege prompt.
    »Ich rufe Sie gleich wieder an«, sagte
Häberle und notierte die Durchwahlnummer. Er ließ sich von der Sekretärin die
damaligen Akten geben und begann in den Ordnern zu blättern. Tatsächlich stieß
er bereits nach wenigen Minuten des Suchens auf die Fahrgestellnummer dieses
Golfs. Damit hatten sie rausbekommen, dass der Wagen nach Lugano exportiert
worden war – und zwar am 9. August 1993. Das war inzwischen über zehn Jahre her
und vermutlich hatte man den Wagen längst verschrottet.
    Häberle wählte sofort wieder die Nummer
der Luganer Polizei, wo sich der Kollege auch gleich meldete. Der Kommissar
nannte die Fahrgestellnummer und bat um einen Rückruf, sobald etwas über den
Verbleib des Autos zu sagen sei.

54
     
    Die dicken weißen Vorhänge, die entlang der Fensterfront
angebracht waren, gaben nur einen spärlichen Blick hinaus in die vernebelte
Landschaft frei. Ein Airliner kam links aus den tiefhängenden Wolken heraus und
flog, deutlich sinkend, nach rechts auf die Landebahn des Stuttgarter Flughafens
zu. Für den Mann mit der randlosen Brille war es nichts Außergewöhnliches. Sein
großzügig gestaltetes Büro, hier in einem modernen Gebäude auf den Fildern, bot
einen weiten Blick in nördliche Richtung – bis hinüber zum charakteristischen
Fernsehturm.
    Wenn er nicht im Tessin war, hielt sich
George Armstrong, der braungebrannte Strahlemann, in dieser angemieteten Etage
eines Geschäftshauses auf. Hier hatte er sich auch eine Wohnung eingerichtet,
von der aus er ungestört seine vielzähligen Kontakte knüpfen konnte.
    Die junge Frau, die an diesem
Dezembermittag auf der schneeweißen ledernen Eck-Couch Platz genommen hatte,
lächelte ihn verführerisch an. Sie hatte lange schwarze Haare, trug einen engen
Pullover und enge Jeans.
    Armstrong hob ein Glas Sekt, seine Besucherin
ebenfalls. Sie stießen an »auf unsere gemeinsame Arbeit«, wie Armstrong sich
ausdrückte. »Verehrteste Mrs. Claudia«, begann er, als er das Glas auf den
Marmortisch zurück stellte, »es ist mir ein Bedürfnis, Ihnen für Ihre
geleistete Arbeit zu danken. Wir haben unser Ziel erreicht. Nach den
Weihnachtsferien beginnt die Endphase. Und Sie«, er lächelte charmant, »haben
einen wertvollen Beitrag dafür geleistet.« Armstrong überlegte und betrachtete
die Oberweite seiner Besucherin. »In vielerlei Hinsicht«, fügte er vielsagend
hinzu.
    »Sie haben mich einfach motiviert«,
entgegnete sie keck. »Dann tut man Dinge, die man nicht für möglich gehalten
hätte.«
    Er fühlte sich geschmeichelt. »Sie waren
stets in unserer Obhut – gut aufgehoben«, erklärte er. »Und Sie können sich
gewiss sein, daran ändert sich nichts. Vorausgesetzt«, er wurde plötzlich
ernst, »vorausgesetzt, Sie halten sich auch nach Abschluss unserer
Zusammenarbeit an all unsere Abmachungen. Aber daran hab ich nicht den
geringsten Zweifel.« Sein Tonfall hatte etwas Bestimmendes angenommen.
    »Ich werd nach Beendigung unserer
Zusammenarbeit alles vergessen«, lächelte sie zurück und schlug ihre Beine
übereinander.
    »Und ein Haus am Lago bauen …?«, fragte
Armstrong neugierig, »das Verdiente würde wohl reichen, denk ich.«
    Sie zeigte sich zufrieden und lehnte sich
zurück. »So kann man es formulieren.«
    »Wir werden dafür sorgen, dass Sie mit
keinerlei Folgen zu rechnen haben«, erklärte der Amerikaner, »von niemandem«,
fügte er hinzu, »auch nicht von irgendwelchen Provinzpolizisten.«
    Sie lächelte. »Na ja, der Joe hat sicher
viel mehr getan – die weitaus gefährlicheren Aufträge erledigt.«
    Armstrong griff das Thema auf: »Das in
Blaubeuren hat er ausgezeichnet hingekriegt, wie ich finde – bei diesem
vorlauten Schnüffler. Ich denke, diese Clique hält sich die nächsten

Weitere Kostenlose Bücher