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Trugschluss

Trugschluss

Titel: Trugschluss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Bomm
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dazu in einen
Feldweg geparkt und die Standheizung angeschaltet. Hier, auf der kargen
Hochfläche, wo die Wolken tief über die Alb zogen, herrschte geradezu
trübsinnige Stimmung. Nur einmal war bisher ein Spaziergänger vorbeigekommen,
der seinen Hund Gassi führte und die Männer im Audi kritisch beobachtete.
Drüben auf der Verbindungsstraße herrschte mäßiger Verkehr. Gelegentlich bog
ein Fahrzeug in die Wochenend-Siedlung Waltertal ab.
    »Da haut’s dir’s Blech weg«, entfuhr es
Linkohr wieder einmal. Sein älterer Kollege, leicht verärgert, dadurch aus
einer spannenden Krimiszene gerissen zu werden, antwortete nur mit einem gelangweilten
»hm?«
    »Wenn man das hier so liest, wird einem
erst klar, welche Dinge um uns rum geschehen, die wir nicht begreifen.« Diese
Bemerkung Linkohrs interessierte den im Streifendienst altgedienten Kollegen
dann doch. Er drehte den Kopf mit dem vollen schwarzen Haar nach links zu
seinem Kollegen, der mit eigenen Worten zusammenfasste, was er gerade in dem
Taschenbuch mit blauem Umschlag gelesen hatte: »Wenn wir etwas beobachten,
kommt’s ganz entscheidend darauf an, in welchem Bewegungszustand wir uns befinden.«
    Der Kollege auf dem Beifahrersitz verstand
nicht so recht.
    »Alles, was wir sehen, ist subjektiv«,
interpretierte Linkohr das Gelesene. »Es kommt immer drauf an, wie wir uns zum
Zeitpunkt des Beobachtens selbst bewegen. Jedes System, ob Auto, Eisenbahn,
Flugzeug oder Raumschiff, hat nämlich seine eigene Zeit. Und je schneller man
sich bewegt, desto langsamer vergeht sie.«
    »Hab ich auch schon mal gehört«, meinte
der Kollege, ohne sich wohl allzu sehr in dieses Thema vertiefen zu wollen, »deshalb
wären lange Weltraum-Reisen denkbar – mit riesigen Geschwindigkeiten. Die
Astronauten wären tausende von Jahren unterwegs gewesen, aber um nur 30
gealtert – oder so.«
    Linkohr nickte eifrig. »Sie kämen zurück
und keiner wüsste mehr, wann sie gestartet sind. Womöglich würde man sie als
Außerirdische betrachten. In Wirklichkeit kämen sie aus der Vergangenheit …«
    Der Kollege wollte zeigen, dass er
durchaus wusste, worum es ging: »Einstein, ja, das war ein Superhirn. Schade
nur, dass sich die meisten Menschen nicht damit befassen – weil sie’s halt
nicht kapieren.«
    Linkohr bekräftige: »Aber wenn man sich
die Mühe macht, dann muss man erkennen, dass diese Welt viel spannender ist,
als wir sie uns mit unserem laienhaften Verstand vorstellen.«
    »Sagen Sie das mal dem Volk«, unterstützte
ihn der Kollege, »schreien Sie’s hinaus. Damit’s all die kapieren, die glauben,
irgendwelche dümmlichen Superstar-Shows seien das Wichtigste auf dieser Welt.«
    Linkohr war erfreut, dass sein Kollege aus
dem Streifendienst genauso dachte, wie er.
    »Oder das hier«, der junge Kriminalist
blätterte ein paar Seiten weiter, »Gravitation verbiegt den Raum. Das kann sich
kein Mensch vorstellen – und doch ist das alles nachgewiesen. Inzwischen weiß
man, dass es Gravitationswellen gibt – eine Form von Energie. Stellen Sie sich
vor, dies alles wäre in den Griff zu bekommen! Die Schwerkraft irgendwie
aufheben, oder Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft verwischen zu lassen.«
    Der Mann auf dem Beifahrersitz verengte
kritisch seine Augenbrauen, weshalb Linkohr sofort argumentierte: »Können Sie
alles hier nachlesen – und das ist kein Sciencefiction-Roman, sondern
geschrieben von einem Diplomphysiker, der am Max-Planck-Institut für Astronomie
in Heidelberg promoviert hat.
    »Na ja«, gab sich der Streifenbeamte kritisch,
»das ist ferne Zukunftsmusik.«
    »Sagen Sie das nicht«, ereiferte sich
Linkohr, »viel schneller, als Einstein wohl lieb war, hat die Menschheit eine
seiner Theorien in die Tat umgesetzt.«
    »Sie meinen …« Der Kollege stockte. »… die
Atombombe?«

59
     
    Freitag, 5. März 2004.
    Der Verteidigungsminister der Bundesrepublik Deutschland fuhr sich
über den kahlen Kopf. »Meine Herrn«, begann er und blickte in die Runde, die
sich im abhörsicheren Sitzungsraum im Paul-Löbe-Haus, gleich neben dem
altehrwürdigen Reichstag, zusammengefunden hatte, »übernächsten Sonntag tritt
›Projekt Echo‹ in die Endphase.« Er hätte dies nicht zu sagen brauchen, denn
die Zuhörerschaft bestand nur aus engsten Vertrauten. Ein auserlesener Kreis,
vom Verteidigungsausschuss berufen und von den Geheimdiensten mehrfach
überprüft, war in ein Vorhaben eingeweiht worden, das so geheim wie kein
anderes war, seit es die NATO gab. Auch in

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