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Trugschluss

Trugschluss

Titel: Trugschluss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Bomm
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südwärts rollte und der Nieselregen sich auf
die Scheibe legte, vermischt mit dem aufgewirbelten Schmutz der Lkw-Räder,
reifte in ihm ein Plan. Wie gerne würde er mal wieder im zeitigen Frühjahr
einen Campingurlaub machen – mit dem Wohnmobil ab in den Süden. Aber da war ja
diese verdammte Urlaubssperre.
    Nach der Urspringer Ortsmitte bog er links
von der B 10 in Richtung Lonsee ab. Nach weiteren zwei Kilometern hatte er das
Ziel erreicht. Unweit der Kirche befand sich das Wohnhaus der Vollmers. Häberle
stellte den Mercedes in einer Seitengasse ab und eilte, sein leichtes Jackett
über den Strickpulli gezogen, im Nieselregen über einen Plattenweg zur Haustür.
Hinter den Fenstern blinkten bunte Lichterketten, wie sie sich in dieser
Weihnachtszeit überall zum Renner entwickelt hatten.
    Die Vollmers waren ein älteres Ehepaar,
beide aber rüstig, schlank, sogar sportlich, wie Häberle sie einschätzte. Es
sah danach aus, als hätten sie sich an diesem Abend für den erwarteten Besuch
des Kommissars besonders hergerichtet. Das Wohnzimmer, in das Häberle geführt
wurde, war zwar klein, jedoch mit einer modernen Regalwand und einer wuchtigen,
aber hellen Couchgarnitur eingerichtet. Auf dem Tisch stand ein Adventskranz,
an dem alle vier Kerzen brannten.
    »Danke, dass Sie sich die Zeit nehmen«,
sagte der Kommissar, knüpfte sein angefeuchtetes Jackett auf und ließ sich in
dem Sessel nieder, während die Gastgeber ihm gegenüber auf der Couch Platz
nahmen.
    »Es ist aber schon so, dass gegen unseren
Jens nichts vorliegt«, vergewisserte sich Herr Vollmer, dem Häberle bereits am
Telefon versichert hatte, dass es lediglich ums Umfeld des Sohnemanns gehe.
    Der Kommissar verzog sein Gesicht zu jenem
sympathischen Lächeln, bei dem er das Vertrauen von Tätern, Opfern und Zeugen
gleichermaßen gewann. Dann hob er beschwichtigend die Arme und erklärte: »Gar
nichts gegen Ihren Sohn, nein.« Er erläuterte, dass es um den vermissten
ehemaligen Lehrer von Jens gehe. Möglicherweise, so Häberle, halte sich dieser
Lehrer nun auch in Lugano auf und habe Kontakt zu Jens geknüpft.
    »Wir waren immer dagegen«, unterbrach ihn
die sichtlich nervöse Frau Vollmer, deren blonde Dauerwellen ins Gesicht
hingen. »Aber wie die jungen Leut halt so sind – da zählt nur s’Geld.«
    Auch ihr Mann stimmte in das Klagelied mit
ein: »Und jetzt kommt er nicht mal zu Weihnachten heim. Wenn wir telefonieren,
sagt er immer nur, er habe so viel zu tun.«
    »Aber im März hört er auf«, ergänzte Frau
Vollmer, »hat er mir diese Woche schon versprochen. Dann sucht er sich eine
ordentliche Arbeit.« Sie wurde plötzlich nachdenklich. »Hoffentlich in Ulm«,
sagte sie dann wie zu sich selbst.
    Der Mann, dessen dünnes Haar schneeweiß
war, fragte, ob Häberle etwas zu trinken wolle. Dieser lehnte aber ab und hob
sofort wieder auf sein Thema ab: »Hat Ihr Sohn denn mal etwas von einem
mysteriösen Brummton erwähnt?«
    Das Ehepaar sah sich fragend an. »Brummton?«,
wiederholte der Mann fragend.
    »Ja, dass überall im Lande Menschen
merkwürdiges Brummen hören«, erklärte Häberle kurz und prägnant.
    »Ach das meinen Sie«, Vollmer schien zu
begreifen, »war ja auch schon im Fernsehen. Es gab mal so eine Sache …« Er
überlegte, doch dann ergriff seine Frau das Wort: »Ist sicher schon zwei, drei
Jahre her, oder noch länger – ja, das war gleich nachdem Jens ins Tessin ist.
Da hat ein Pfarrer angerufen, den er während seines Studiums in Ulm
kennengelernt hat, und sich nach ihm erkundigt.«
    »Ein Pfarrer?«, wurde Häberle hellhörig
und lehnte sich zurück.
    »Ja«, sagte Vollmer, »da kann ich mich
auch entsinnen. Ich weiß nur nicht mehr, wie der heißt. Er wollte wissen, wo
Jens denn sei, denn er wolle ihn wegen etwas zu Rate ziehen.« Frau Vollmer
sprach es spontan aus: »Brummton, ja – das war’s.«
    »Und was hat Jens dazu gesagt?«, wollte
Häberle wissen.
    Herr Vollmer zuckte mit den Schultern. »Ich
hab ihn später drauf angesprochen. Er hat nur gesagt, dieser Pfarrer hab sich
gemeldet – doch weiterhelfen habe er ihm nicht können.«
    Der Kriminalist kombinierte in
Sekundenschnelle. Bei dem Pfarrer konnte es sich nur um diesen Brobeil handeln,
da gab es keinen Zweifel.
    »Ihr Sohn hat gesagt, er werde im März
zurückkommen«, konstatierte der Ermittler, »hat er denn einen Termin genannt?«
    Herr Vollmer sah zuerst seine Frau an,
dann antwortete er langsam: »Mitte des Monats, um den fünfzehnten rum.«
    Häberle

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