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Trugschluss

Trugschluss

Titel: Trugschluss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Bomm
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bestätigte. Er habe bei einer
Firma in Grunbach, was eine Gemeinde im Remstal unweit von Waiblingen ist,
bereits ein Wohnmobil gemietet. »Das Tessin im zeitigen Frühjahr ist traumhaft«,
sagte er, als sei Zweck der Reise nicht ein ganz anderer.
    Von diesem Gespräch beflügelt, war Linkohr
an diesem Sonntag sozusagen privat auf die noch immer winterkalte Alb
hinaufgefahren – nach Hohenstadt, das ihn seit nunmehr vier Jahren nicht mehr
richtig losließ. Dieser Willing, dieser eigenartige Erfinder, werkelte
tatsächlich auch an einem Sonntag in seiner stark beheizten Werkstatt. Linkohr
hatte kurz an die Tür geklopft, sie dann aber sofort geöffnet. Es schien ihm,
als seien noch mehr Apparate und Geräte hinzugekommen – und noch immer stand
dieser riesige Metallscheiben-Mechanismus in der Mitte dieser ehemaligen
Scheune. Willing war über eine Werkbank gebeugt, auf der sich zwei
eingeschaltete und miteinander vernetzte Laptops befanden. Er drehte sich um,
nahm seine Hornbrille ab und Linkohr blickte in ein kränkliches Gesicht. Der
junge Kriminalist entschuldigte sich für sein unangemeldetes Kommen und
erklärte, dass er sich über den neuesten Stand in der Brummton-Szene
informieren wolle, nachdem es in den letzten Monaten ziemlich ruhig geworden
sei.
    Willing legte den Stecker eines Messgeräts
weg und ging schlurfenden Schrittes wortlos in den Aufenthaltsraum hinüber, in
dem die Unordnung größer geworden war. »Entschuldigen Sie, wie’s hier aussieht,
aber Ellen ist seit ein paar Tagen verreist«, sagte er und räumte leere Saft-
und Bierflaschen vom Tisch. Die Plastiktischdecke wirkte klebrig. »Als Mann
allein wurschtelt man sich halt durch«, lächelte Willing und bot seinem Gast
einen Platz an, »ich bin da nicht so heikel, müssen Sie wissen.«
    Linkohr wollte sich nicht lange mit
Vorreden aufhalten. »Von Blühm was gehört?«
    Willing kniff die Augen zusammen. »Von
Blühm?«, fragte er nach, »nee, gar nichts. Wissen Sie, der strebt Höherem
entgegen. Was will der schon mit so einem Spinner, wie mir? Perpetuummobile und
so! Alles viel zu mechanisch!« Seine Stimme ließ Enttäuschung erkennen. »Sei
nicht möglich, hat er gesagt – und Ellen meint’s inzwischen auch.«
    Linkohr wollte Verständnis zeigen. »Sie
knien sich aber in die Sache auch mächtig rein. Seit vier Jahren doch wohl
schon …?«
    »Länger, viel länger. Kann doch nicht dran
bleiben. Muss ja Geld verdienen – mit Reparaturen von Traktoren oder
irgendwelchen elektronischen Geräten. Sie haben keine Ahnung, womit die Leute
zu mir kommen. Videorecorder, Computer – früher konnten sie noch rumschrauben,
heute sind die Leute hilflos.«
    Willing schien froh zu sein, einen Zuhörer
gefunden zu haben.
    »Und was sagen Sie zu Steinbachs Tod?«
    Der Erfinder wurde noch blasser, als er
schon war. »Das fragen ausgerechnet Sie? Sie, der Polizist?«
    Linkohr zuckte mit den Achseln. »Wieso
nicht?«
    »Ist doch für euch ein klarer Fall:
Besoffen gegen einen Baum. Selbst schuld. Kam wohl, wie man hört, vom Treffen
mit einem alten Schulfreund – und war stockbesoffen. Herr Linkohr, ich bitt
Sie, wer’s glaubt! Thomas – ich meine: Herr Steinbach – hat nie getrunken, wenn
er Auto fahren musste. Niemals. Nein, dem hat einer was ins Glas getan – und
zwar skrupellos. Man hat in Kauf genommen, dass Thomas auch noch andere mit in
den Tod genommen hätte.«
    Linkohr hörte aufmerksam zu. Er hatte von
Häberle gelernt, Gesprächspartner niemals zu unterbrechen, selbst wenn deren
Theorien und Aussagen noch so abwegig erschienen.
    »Sang- und klanglos hat die Polizei den
Fall bearbeitet. Ist doch verwunderlich, oder? Auch in der Presse keine große
Story. Niemand hat Verdacht geschöpft. Erzählen Sie mir nichts, Herr Linkohr –
den Steinbach hat man weggeräumt, wie den Kirchner und den in Vorpommern
droben.«
    »Mal ganz im Vertrauen, Herr Willing«,
versuchte es der Kriminalist mit sanfter Stimme, eben so, wie es jetzt auch
Häberle täte, »was glauben Sie, was hinter allem steckt?«
    Willing überlegte. »Was fragen Sie mich
das? Es gibt Kompetentere, die das besser wissen. Der Brobeil ist mindestens
genauso tief in der Sache drin, wie Steinbach es war. Mich wundert, dass sie
den Brobeil noch nicht umgelegt haben.«
    »Und wenn ich Sie doch frage?« Linkohr
lächelte.
    »Dann sag ich Ihnen nur eines …« Willing
schaute seinem Gesprächspartner fest in die Augen: »Überlegen Sie doch mal, was
heute in einer Woche ist.«
    Linkohr

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