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Trugschluss

Trugschluss

Titel: Trugschluss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Bomm
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übers Haar
und schwieg.
    Anja gab sich selbst die Antwort »Dann
lest ihr womöglich alle › sms ‹,
die wir uns hier untereinander schicken?«
    Jens lächelte und schaute sich um, ob es
Zuhörer gab. Doch sie waren hier oben allein. »Ich hab mir bis vor kurzem auch
nicht vorstellen können, was technisch heute alles möglich ist. Reden wir besser
nicht drüber.«
    »Weißt du, was mir Angst macht?«, sagte
die junge Frau plötzlich mit ernster Stimme. Sie ging einen Schritt zur Seite
und gab sich gleich die Antwort: »Dass vorige Woche dieses Shuttle abgestürzt
ist, die Columbia.«
    Jens schaute sie mit verengten Augenbrauen
an. »Das ist bitter, sehr bitter«, stellte er fest, »die Amerikaner werden auf
absehbare Zeit kein Shuttle mehr starten können.«
    Anja lehnte sich gegen die
Begrenzungsmauer. »Und das war kein Anschlag von Terroristen?«, fragte sie.
    Jens zögerte, doch dann schüttelte er
energisch den Kopf. »Nach menschlichem Ermessen nicht. Es sieht eher nach einem
technischen Problem aus.«
    »Du bist dir aber nicht sicher«, zweifelte
Anja, die als Jura-Studenten gewohnt war, auf feine Nuancen im Gespräch zu
achten.
    Jetzt drehte sich auch Claudia wieder zu
ihr um und meinte leise und langsam: »Worin kann man heute schon sicher sein,
Anja! Die Welt ist schlecht.« Und dann fügte sie lächelnd und aufmunternd
hinzu: »Als künftige Juristin solltest du das auch mal lernen.«

23
     
    Freitag, 14. März 2003.
    Es war der dritte Jahrestag der Hohenstadter Brandleiche. Die
Kriminalpolizei hatte seither keinen einzigen verwertbaren Hinweis erhalten.
Georg Sander, der Lokaljournalist der  ›Geislinger Zeitung‹, gab in einem Artikel
einen ausführlichen Rückblick auf die Geschehnisse. Dazu war er zu dem
damaligen Chef-Ermittler August Häberle zur Polizeidirektion nach Göppingen
gefahren. Dort saß er in dessen Büro dem Kriminalisten gegenüber, der ihn
freudig begrüßt hatte. Häberle, so schien es dem Journalisten, fühlte sich in
dieser Umgebung wohl, auch wenn es die ganz großen Fälle hier in der Provinz
nur selten gab. Allerdings, daran erinnerten sie sich beide sofort, war es noch
nicht mal ein Jahr her, dass der Kommissar in Geislingen eine Sonderkommission
hatte leiten müssen – damals, als an einem Sommermorgen ein Jogger von einem
Felsen gestoßen worden war. Diesen damaligen Fall, der eine brisante
kommunalpolitische Variante aufwies, hatte der Ermittler innerhalb von vier Tagen
gelöst gehabt.
    Die Sache in Hohenstadt lag freilich ganz
anders. Noch einmal gingen die beiden Männer deshalb die Merkwürdigkeiten
dieses Leichenfundes durch. Am meisten beschäftigte Häberle offenbar noch immer
der Umstand, dass der nach wie vor unbekannte Tote weitaus stärker verbrannt
war, als dies die vorgefundenen Spuren hätten erwarten lassen. Auch dass weder
der Schraubverschluss des Benzinkanisters noch irgendwelche Nummernschilder des
Golfs jemals aufgetaucht sind, gab dem Kriminalisten weiterhin Rätsel auf. Das
Fahrzeug, so erläuterte Häberle, war damals wieder seinem rechtmäßigen
Besitzer, nämlich dem Insolvenzverwalter einer p leite gegangenen Firma in Lugano, zurückgegeben worden.
    »Und das Militärgelände dort oben?«, warf
Sander ein. Häberle hatte den linken Arm über die Lehne des Bürosessels gelegt
und wippte hin und her.
    »Wir haben das Areal natürlich auch
durchsucht«, berichtete er, »außen halt – nach dem Kanister-Verschluss und nach
etwaigen Kennzeichen. In die Gebäude haben sie uns nicht reingelassen.« Er
grinste vielsagend.
    Sander stutzte. »Auch Sie dürfen da nicht
rein?«
    Der Kommissar schüttelte den Kopf. »So
einfach ist das nicht, wo denken Sie hin? Unterliegt militärischer
Geheimhaltung – auch wenn längst keine Amerikaner mehr dort sind. Sieht
jedenfalls nicht danach aus.«
    »Und was geschieht dort oben eigentlich
noch – jetzt, nach der Wende?«, wollte Sander wissen.
    Der Angesprochene war sichtlich
ahnungslos. »Ich weiß es nicht. Eine Funkstation, die vollautomatisch
funktioniert, hab ich mir sagen lassen. So was gibt’s doch zuhauf überall auf
der Welt.«
    »Sie glauben nicht, dass dies in einem
Zusammenhang mit dem Toten stehen könnte?«
    »Es gibt zumindest keine Erkenntnisse«,
erwiderte Häberle und grinste wieder: »Konstruieren Sie mir ja keine Spionage-Story,
mein lieber Herr Sander! Wenn Sie mich fragen, dann sag ich Ihnen: Da hat sich
einer auf elegante Art und Weise seines Opfers entledigen wollen.«
    Die beiden

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