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Trugschluss

Trugschluss

Titel: Trugschluss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Bomm
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einem tiefen Glauben geprägt, dessen Grenzen zum
Aberglauben oftmals jedoch fließend zu verlaufen schienen. Hinzu kam, dass sie,
durch das Jura-Studium forciert, viel zu sehr böse Machenschaften im
Hintergrund vermutete und auch für Verschwörungstheorien zugänglich war. Da
hatte auch nichts geholfen, dass ihr Claudia dies dann stets auszureden
versuchte.
    »Ich weiß, ihr haltet nichts davon«, sagte
Anja deshalb auch jetzt wieder. »Aber schaut doch wenigstens mal genau hin. Nur
einmal.« Sie sprach dies fast beschwörend. »Am elften September war das in New
York, am ersten Juli das Flugzeugunglück überm Bodensee und am ersten Februar
das mit der Columbia. Zufall? Und als vor ziemlich genau fünf Jahren vor der
ostamerikanischen Küste bei Halifax eine Swissair abgestürzt ist, erinnert ihr
euch, da ist diese auch an einem ersten, nämlich des Septembers, gestartet. Die
Maschine war eine McDonnell Douglas MD-elf und die Nummer des Fluges war SR
111. Zufall?« Anja redete immer schneller. Ihre Stimme verriet Hektik und
Angespanntheit.
    Claudia war jetzt so nah an sie
herangekommen, dass sie ihr liebevoll über die langen Haare und den
Pferdeschwanz strich. »Ich glaube, du siehst manchmal Gespenster.«
    Anja drehte sich ruckartig um und zeigte
sich empört. »Gespenster«, wiederholte sie, »Claudia, bitte sag das nicht. Du
magst das zwar als esoterischen Krimskrams abtun, aber leugnen kannst du diese
Fakten nicht.«
    Jens schwieg und wollte sich in die sich
anbahnende Auseinandersetzung zwischen den beiden Frauen nicht einmischen.
    Anja drehte sich wieder zum See, fast ein
bisschen bockig, wie er empfand.
    »Seltsamerweise hat ein Kabelbrand die
Swissair zum Absturz gebracht. Und in der Folgezeit hat’s mehrere solche
Zwischenfälle gegeben. Rauch im Cockpit oder in den Kabinen! Eine rätselhafte
Häufung, findet ihr nicht? Das alles hatte mit Strom zu tun.«
    Wieder schwiegen sie und hörten das sanfte
Plätschern des Wassers. Eine Ente schwamm an ihnen vorbei.
    »Und sagt mir bloß nicht, diese vielen Stromausfälle
in diesem Sommer seien alle reiner Zufall und womöglich auf die Hitzewelle über
Europa zurückzuführen. Zuletzt vor vier Wochen in Italien. Fast 60 Millionen
Menschen waren betroffen – bis zu uns ins Tessin, sogar Teile von Genf.« Sie
erwartete Protest, doch es kam keiner. Deshalb redete sie weiter: »Offiziell
sollen Zweige von einem Baum auf eine Leitung gefallen sein, irgendwo im Kanton
Schwyz. Wäre es nicht erschreckend, wenn ein paar Zweige unsere Zivilisation
derart beeinträchtigen könnten?«
    Jens und Claudia blieben regungslos
stehen. Jetzt machte es keinen Sinn, Anja zu unterbrechen. »Erst vor ein paar
Tagen war dann Deutschland dran«, schilderte sie weiter, »in Mannheim war’s.
Nichts Größeres zwar, aber es fügt sich in die Reihe der Merkwürdigkeiten ein.«
Anja schien die Stromausfälle geradezu studiert zu haben. »Kurz zuvor waren
Frankfurt am Main und Lüneburg betroffen gewesen.« Sie brach ab, als müsse sie
überlegen. Dann holte sie tief Luft und berichtete mit gewissem drohenden
Unterton: »Vier Millionen Menschen in Dänemark und Schweden waren Mitte
September ohne Strom. Eine Panne in einer Überlandleitung sei’s gewesen, sagen
die Behörden lapidar. Alles reiner Zufall, dass sich diese Pannen gerade jetzt
so häufen! Und immer beeilten sich die Behörden zu sagen, ein Terroranschlag
werde ausgeschlossen.«
    Jens hatte den Arm noch immer um Claudias
Schulter gelegt. Sie standen jetzt ganz dicht neben Anja, die wie besessen von
den Stromausfällen berichtete: »Dann Mitte August der große Blackout in den USA
und Kanada, wo 50 Millionen Menschen gleich tagelang ohne Strom waren, wenig
später dann London und schließlich sogar der Vatikan.« Anjas Stimme bebte und
verriet eine immer größere innere Unruhe.
    Claudia streichelte ihr über die Wangen. »Anja«,
sagte sie leise, »wir verstehen, dass dich das beunruhigt. Aber es hat für all
diese Fälle vernünftige Erklärungen gegeben.«
    Die Angesprochene starrte entschlossen auf
den See. »Natürlich gab es die, natürlich. Hätte denn ein Politiker vor die
Kameras stehen und erklären sollen, dass man vor einem Rätsel stehe? Was glaubt
ihr denn, welche Panik dann ausbrechen würde?« Sie überlegte und gab sich noch
nicht geschlagen: »Ich weiß, ihr haltet nicht so viel von den deutschen
Boulevard-Blättern. Aber erst vor kurzem hat eine dieser Zeitungen eine
Schlagzeile gehabt, die ich rein

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