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Trugschluss

Trugschluss

Titel: Trugschluss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Bomm
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für Einsätze in Europa, Afrika und dem
Nahen Osten. Dort wird der Krieg für den Irak inszeniert. Die Bevölkerung hier,
so habe ich den Eindruck, ist sich dieses Szenarios gar nicht bewusst.«
    Das Paar nickte vorsichtig und hatte
plötzlich das Gefühl, von zwei Männern beobachtet zu werden, die an einem
kleinen Tischchen am Eingang saßen. Gerade hatten sich ihre Blicke mit den
ihrigen zum wiederholten Male getroffen.
    Der 40-jährige drehte seinen Kopf langsam
zu Abdul und sagte ruhig: »Schauen Sie jetzt nicht zur Tür. Dort sitzen zwei
Männer, die scheinen uns zu beobachten.«
    Die beiden Araber zeigten sich davon nicht
beeindruckt. Abdul lächelte: »Keine Sorge, Mr. Braunstein, das sind unsere
Leute.«
    Das deutsche Paar war überrascht. »Sie
haben Ihre eigenen Bodyguards?«, fragte Braunstein.
    »Wie heißt ein Sprichwort bei Ihnen?«,
erwiderte Abdul. »Vier Augen sehen mehr als zwei. Hab ich recht?«
    Braunstein und seine Begleiterin
lächelten. Doch dann wurde der Araber bereits wieder sachlich: »Unsere Dienste
behaupten, dass das ›Projekt Echo‹ in die entscheidende Phase kommt.« Wenn er
von »Dienste« sprach, das wusste Braunstein, dann waren wohl die Agenten
gemeint. »Unsere Leute«, so fuhr der Dunkelhäutige fort, »sind davon überzeugt,
dass hier im Herzen Europas, in der Nähe dieses Hauptquartiers, eine wichtige
Schaltzentrale, wenn nicht sogar die wichtigste überhaupt, installiert ist.« Er
blickte den beiden Deutschen ernst ins Gesicht. »Deshalb seien Sie sich gewiss,
Mr. Braunstein und Mrs. Lilienthal, wir sind nirgendwo hier mehr allein.« Er
versuchte ein Lächeln, doch es wirkte gequält, als er erklärte, was er meinte: »Eure
Jungs sind auch keine Stümper. Verfassungsschutz, Bundesnachrichtendienst und
Militärischer Abschirmdienst.« Er wurde immer leiser: »Wahrscheinlich hat diese
Gegend noch nie so viele Agenten gesehen, wie in diesen Monaten.«
    Jetzt kam die Bedienung und servierte den
Arabern Überkinger Mineralwasser, dem Deutschen ein Pils und seiner Begleiterin
ein Glas Cola. Sie prosteten sich zu und genossen die kühlen, erfrischenden
Getränke.
    Braunstein lehnte sich zurück und drehte
sein Pilsglas. »Was mir nicht mehr aus dem Kopf geht, wenn ich das so sagen
darf, Mr. Abdul, das war die Sache, die auch Sie bei unserem Besuch im Oktober
in Kairo beunruhigt hat …«
    Der Araber begriff sofort, was gemeint
war: »Dieses Sendesignal meinen Sie.« Er schaute kurz zu seinem Kollegen
hinüber, der keinerlei Gefühlsregung zeigte. »Nun ja«, fuhr Abdul dann fort, »das
hat bei unseren Leuten kurz für Aufruhr gesorgt. Hat sich aber wieder gelegt.«
Er versuchte ein gezwungenes Lächeln, um sofort wieder ernst zu werden und
abzulenken: »Da ist aber inzwischen etwas anderes, was uns sehr große Sorgen
bereitet. Sehr große Sorgen«, wiederholte er. »Und deswegen haben wir uns zu
diesem Treffen hier entschlossen.«
    Braunstein und seine Begleiterin Manuela
Lilienthal verengten die Augenbrauen.
    »Es gibt da gerade hier, in dieser Gegend,
eine starke Gruppierung, die mit allen Mitteln versucht, sowohl das ›Projekt
Echo‹, als auch das unsrige publik zu machen.« Der Araber zog einen Notizblock
aus der Jackentasche, blätterte und fragte: »Kennen Sie einen Theologen namens
Brobeil? Soll ein katholischer Pfarrer sein, der aus der Kirche ausgestiegen
ist.«
    Braunstein und die junge Frau blickten
sich an. Dann schüttelten sie den Kopf.
    Abdul steckte seinen Notizblock wieder
ein. »Und da gibt es noch jemanden …« Er legte seine Stirn in Falten.

27
     
    Lugano, Dienstag, 28. Oktober 2003.
    Es war wieder einmal eine jener Wochen, in denen Joe mit Armstrong
nach Amerika fliegen musste. Inzwischen hatte sich unter allen, die an dem
Forschungsprojekt beteiligt waren, eine feste Freundschaft entwickelt. Jens
Vollmer hatte manchmal sogar den Eindruck, sie seien eine richtige verschworene
Gesellschaft geworden. Am meisten aber freute ihn, dass die Freundschaft mit
Claudia nun schon über drei Jahre hielt. Sie hatten in dieser Zeit traumhafte
Tage erlebt und verstanden sich immer besser. Um so mehr nagten an ihm
zunehmend Zweifel, weil Claudia in den vergangenen Wochen einige Male abends
gesagt hatte, sie müsse »etwas erledigen«. Es seien private Dinge, hatte sie
ihm versichert, und es hänge mit ihren Eltern in Berlin zusammen. Er versuchte,
aufkommende Eifersucht zu unterdrücken. Denn er selbst hasste nichts mehr, als
Eifersüchteleien. Dass sie es an diesem

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