Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Trugschluss

Trugschluss

Titel: Trugschluss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Bomm
Vom Netzwerk:
das
Motorengeräusch. Auf Sanders Klingeln öffnete sogleich ein Mann im dicken
Strickpullover und mit einer verwaschenen Jeans. Der Wohnungsbesitzer ging
durch den spärlich beleuchteten Flur voraus in das Wohnzimmer, wo er seinem
Besucher einen Platz in einem der Sessel anbot. Er selbst setzte sich auf die
Couch. »Schön, dass Sie die Sache ernst nehmen. Das sind wir von den Medien
nicht gewohnt«, lächelte der Mann mit dem rundlichen Gesicht. Sander erklärte,
dass er eigentlich privat gekommen sei, um sich ein Bild von den Vorkommnissen
zu verschaffen. »Herr Brobeil hat mich unterwegs von einem seltsamen Unfall
informiert …«
    »Wir sind sehr beunruhigt, sehr sogar«,
erwiderte Steinbach und kratzte sich im graumelierten Haar, »und ich befürchte,
dass unsere Angst berechtigt ist.«
    »Es hat einen Unfall gegeben?«, zeigte
sich der Journalist interessiert. Sein Gesprächspartner nickte heftig: »Ob es
allerdings ein Unfall war, daran haben wir Zweifel – wenn man weiß, wer der
Verunglückte ist.«
    »Herr Brobeil hat den Namen genannt, hab
ihn aber schon wieder vergessen, weil er mir nichts sagt.«
    Steinbach runzelte die Stirn. »Uns schon«,
sagte er und griff sich aus dem nahen Schrankregal einen Schnellhefter, »Stefan
Kirchner, heißt er, aus Münsingen.« Steinbach blätterte in dem dicken Ordner, »wir
wissen, dass er Zivilangestellter auf dem Truppenübungsplatz war und dort
offenbar an einem Forschungsobjekt mitgearbeitet hat. Kirchner ist
Wissenschaftler, Physiker, und als solcher mit der Erforschung starker
elektromagnetischer Felder befasst. Komplizierte Materie – übersteigt die
Vorstellungswelt von uns Laien.«
    Sander, der zu Beginn seiner beruflichen
Laufbahn Elektrokaufmann im Einzelhandel gelernt hatte, in Ulm hinterm Münster,
hatte zumindest eine gewisse Ahnung, auch wenn damals die Elektronik noch sehr
stark in den Kinderschuhen steckte. Er konnte aber wenigstens mit Kilowatt und
Ohm etwas anfangen – und sich einigermaßen vorstellen, wie Sender und Empfänger
funktionierten. Im Übrigen war ihm nach den vorausgegangenen Gesprächen mit
Brobeil klar, worauf Steinbach hinaus wollte.
    »Wollen Sie was trinken?«, fragte der Gastgeber
unvermittelt. Sander entschied sich für ein Apfelsaftschorle, das Steinbach
dann ihm und auch sich selbst einschenkte. »Wir sind in den vergangenen Monaten
nicht untätig gewesen«, ereiferte sich der Mann unterdessen, »jeder von uns hat
ja so seine Beziehungen.« Sander blickte fragend.
    »Wenn ich ›uns‹ sage«, fuhr Steinbach
fort, »dann mein’ ich unsere Gruppe, die gerade hier in Blaubeuren ziemlich
aktiv ist. Sie wissen sicher, dass sogar diese Bundesanstalt aus Braunschweig
hier ihre Messungen gemacht hat. Ohne konkretes Ergebnis – zumindest nach außen
hin.«
    »Und dieser … Kirchner?«, hakte der
Journalist nach.
    Steinbach hob das Glas und prostete seinem
Gastgeber symbolisch zu. »Er ist vor sechs Jahren zugezogen«, antwortete er
dann, »war wohl ursprünglich bei Daimler in der Entwicklung tätig –
Navigationssysteme und solche Dinge. Als in Münsingen dann die militärische
Nutzung weniger wurde, hat man in irgendwelchen Bunkern wohl Hightech
angesiedelt.« Er blätterte wieder in seinen Unterlagen und griff sich einen
weiteren Ordner aus dem Regal. »Wir wissen, dass es in der Folgezeit auf diesem
Bereich der Schwäbischen Alb starke Magnetfelder gegeben hat.« Er zeigte eine
Grafik, die Sander aber nicht verstand. »Soweit wir es mit unseren bescheidenen
Messgeräten feststellen konnten, müssen enorme Energien hinausgeblasen worden
sein.« Er hielt das Blatt unter die abgehängte Lampe, die den Journalisten
blendete. »Aber keiner der Experten, denen wir das hier unter die Nase gehalten
haben, ist darauf eingegangen«, fügte er enttäuscht hinzu.
    »Und wie ist nun dieser Kirchner
umgekommen?«, wollte Sander wissen.
    »Vergangene Nacht auf der Landstraße, auf
der s ie wohl auch gerade gekommen
sind, droben bei Machtolsheim.« Steinbach rückte sich seine Goldrandbrille
wieder zurecht. »Ein Unfall, hat’s heute früh in den Regionalnachrichten
geheißen. Einer unserer Leute aus Münsingen hat mich vor zwei Stunden angerufen
und gesagt, es sei Kirchner. Frontal auf einen Baum. In einer Kurve gerade aus
raus. Ohne Bremsspur, volles Rohr raus. Da haben Sie selbst im Mercedes kaum
eine Chance, trotz Airbag.«
    Der Journalist zeigte sich betroffen. »Aber
ein Unfall?«, fragte er zweifelnd.
    Über das Gesicht seines

Weitere Kostenlose Bücher