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Trugschluss

Trugschluss

Titel: Trugschluss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Bomm
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selbst nicht. Und Hausbesitzer schweigen
vornehm, weil sie horrende Summen für die Nutzung ihres Daches kriegen.«
    Davon hatte Sander auch schon gehört. Als
er dazu gerade etwas sagen wollte, erloschen die drei Glühbirnen, die
glasummantelt über dem Couchtisch hingen. Augenblicklich war’s stockfinster in
dem Wohnzimmer. Die beiden Männer waren derart überrascht, dass sie für ein,
zwei Sekunden schwiegen, ehe Steinbach mit einer Mischung aus Verwunderung die
eher verängstigte Feststellung traf: »Was ist’n jetzt los?«
    »Stromausfall«, meinte Sander und wagte
sich nicht zu bewegen. Kaum hatte er dies gesagt, fiel irgendwo im Haus eine
Tür krachend ins Schloss.
    »Haben Sie das gehört?«, reagierte
Steinbach mit gedämpfter Stimme, »da ist jemand.«
    Sander spürte, wie sein Puls zu rasen
begann. Er klammerte sich an die Lehne des Sessels, während sie beide in die
Nacht hineinlauschten.
     
    Obwohl es gerade erst mal halb zehn war, konnte man den Eindruck
gewinnen, als sei’s schon Mitternacht. Diese November-Abende, das hasste der
uniformierte Polizeibeamte, der zusammen auf einem Parkplatz der B 28 stand, um
den Verkehr zwischen Blaubeuren und Reutlingen zu kontrollieren, konnten ganz
schön aufs Gemüt schlagen. Nach Routinekontrollen, wie der heutigen, hatte er
regelmäßig eine Erkältung. Wonach sie fahndeten, war allerdings niemandem klar.
Es handelte sich um diese üblichen Maßnahmen, wie sie nach dem elften September
verstärkt, jetzt aber wieder eher seltener vorgenommen wurden. Der
Uniformierte, ein altgedienter Polizeihauptkommissar, stand mit sechs weiteren
Beamten und drei Einsatzfahrzeugen auf einem Parkplatz entlang der B 28,
Fahrtrichtung Reutlingen. Hier auf der Alb hatte sich eine dicke Nebelsuppe
zusammengebraut, weshalb sie ihre Kontrollstelle mit vielen Warnlichtern und
einer Geschwindigkeitsbeschränkung abgesichert hatten. Auf dem Parkplatz
erhellten zwei mit einem dröhnenden Dieselaggregat betriebene
Halogenscheinwerfer die Szenerie. Die »von oben« angeordnete Maßnahme
wetterbedingt ausfallen lassen, wollte der Chef nicht. Schließlich könnten sich
etwaige international tätige Banden oder Terroristen gerade im Schutze von
Nacht und Nebel sicher fühlen.
    Bisher hatten sie nur einen
Kleinlaster-Fahrer ertappt, der seinen als Pkw zugelassenen Kombi umgebaut und
geschäftlich nutzte – mit der Folge, dass er dann diverse Papiere mit sich
führen und sich an vorgeschriebene Lenkzeiten halten müsste, vor allem aber an
das Sonntagsfahrverbot, das um diese Zeit noch galt. Der Mann am Steuer, ein
Hilfsjobber aus Kirgistan, verstand erstens die Welt nicht mehr und zweitens
auch weder die Beamten noch deren bürokratische Zettelwirtschaft.
    Weitaus interessanter erschien dem
Uniformierten mit den drei silbernen Sternen auf der Schulter dieser
silberfarbene Daimler der S-Klasse mit Frankfurter Kennzeichen. Während, wie
vorgeschrieben, zwei bewaffnete Beamte das zum Parkplatz gewunkene Fahrzeug
absicherten, trat der Kommissar, begleitet von einem weiteren Beamten, an die
Fahrertür heran, deren Scheibe nach unten glitt. Am Steuer saß ein
dunkelhäutiger Mann, offenbar arabischer Herkunft. Mit seinem dunklen Jackett
und seiner dunklen Krawatte, einem sympathischen Lächeln und einem
verbindlichen »Hallo« schien er ein erfolgreicher Geschäftsmann zu sein, um die
60 Jahre alt, schnauzbärtig und möglicherweise leicht übergewichtig. Auf dem
Beifahrersitz, das erkannte der Beamte erst auf den zweiten Blick, befand sich
eine weitere Person, vermutlich ein Landsmann.
    Der Polizeihauptkommissar erklärte, wie
üblich, dass es sich um eine Fahrzeugkontrolle handele und bat um die Papiere.
Das war jener Moment, der von den umstehenden Beamten höchste Aufmerksamkeit
verlangte. Wenn die Angesprochenen nämlich in Jackettasche oder Handschuhfach
griffen, konnte es zu bösen und sogar lebensgefährlichen Situationen kommen.
Niemand vermochte vorher zu sehen, was die Fahrzeuginsassen zum Vorschein
bringen würden.
    Die beiden Araber jedoch holten ihre
Ausweise hervor, der Mann am Steuer zusätzlich die Fahrzeugpapiere, die den Pkw
als Eigentum einer Autovermietung vom Frankfurter Flughafen auswiesen. Ein
weiteres Dokument belegte, dass der Mercedes schon vor drei Wochen angemietet
worden war.
    Der Hauptkommissar entnahm den
Ausweispapieren der beiden Männer, dass sie Ägypter waren, der eine 1943 in
Kairo geboren, der andere ein Jahr später in Luxor.
    »Sind Sie Touristen?«, fragte

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