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Trugschluss

Trugschluss

Titel: Trugschluss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Bomm
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bedankte und das Gespräch beendete.
    »Sie kommen«, sagte er in die Nacht
hinein.
    Steinbach murmelte etwas, was Sander nicht
verstand.
    »Wir bleiben hier«, entschied der
Journalist, »es kann sich nur um Minuten handeln.« Dann fügte er flüsternd
hinzu: »Wohnen Sie allein hier?«
    »Mit meiner Frau«, hörte er Steinbachs
Stimme, »sie arbeitet in der Klinik. Außerdem besucht sie heut Abend eine
Freundin.«
    Sander schien es so, als habe er draußen
auf dem Flur Schritte gehört. Aber vielleicht bildete er sich dies auch nur
ein. Er konnte sich nicht einmal entsinnen, ob die Tür ins Wohnzimmer
geschlossen war oder ob sie offen stand. Der Journalist versuchte den Gedanken
zu verdrängen, was geschehen würde, wenn plötzlich jemand mit einer Lampe
auftauchen und sie bedrohen würde. Aber jede Sekunde, in der nichts passierte,
war ein Zeitgewinn. Sicher rasten bereits Einsatzfahrzeuge in Richtung
Blaubeuren – und vielleicht war sogar zufällig eine Streife ganz in der Nähe,
sodass die Erlösung schneller erfolgen konnte als erwartet. Sander lauschte
angestrengt, doch von einem Martinshorn war noch nichts zu hören. Aber
vermutlich würden sie gar nicht hupend daher kommen, um den Täter nicht zu
warnen …
    Vielleicht hatten sie beide sich auch nur
alles eingeredet. Vielleicht war’s ein allgemeiner Stromausfall und der Wind
hatte eine Tür zugeworfen. Sander drehte sich vorsichtig in Richtung Fenster,
um sich zu vergewissern, ob möglicherweise auch die Straßenbeleuchtung
ausgefallen war. Seine Augen hatten sich inzwischen an die Dunkelheit gewöhnt,
sodass er Schummerlicht von außen erkennen könnte. Tatsächlich hob sich das
Fenster von der tiefen Finsternis ab. Draußen gab es also Licht. Dann hatte
offenbar doch jemand nur das Haus stromlos gemacht. Wenn das so war, so
überlegte der Journalist angestrengt und versuchte, einen klaren Gedanken zu
fassen, dann musste der Eindringling doch mal auftauchen – oder ging’s ihm nur
darum, sie einzuschüchtern? So, wie man dies mit Lilo getan hatte.
    Ein Schlag, ein Klirren. Sander erschrak,
wie nie zuvor im Leben. »Um Gottes willen«, entfuhr es Steinbach, dessen Stimme
geradezu weinerlich klang. Ein splitterndes Geräusch hatte die Nachtstille
zerfetzt, ein dumpfer Schlag und dann das Zerbersten von Glas. Den Bruchteil
einer Sekunde später wieder Stille, diese unheimliche Stille. Keine Schritte,
keine Stimmen. Die beiden Männer schwiegen und fühlten sich wie gelähmt.
    Sander erwartete jeden Moment, dass sie
angegriffen wurden. Jetzt musste das Entsetzliche geschehen. Wann sonst, wenn
nicht jetzt?

47
     
    Die Polizei war wesentlich schneller als erwartet am Hause
Steinbachs eingetroffen. Der PvD, also der Polizeiführer vom Dienst in Ulm,
hatte eine Streife abbeordert, die noch immer mit der Verkehrskontrolle auf der
B 28 beschäftigt war. Mit zuckendem Blaulicht, aber ohne Sondersignal, war der
Wagen in der genannten Straße eingetroffen. Als Sander und Steinbach das
Blaulicht durch das Fenster blinken sahen, löste sich ihre panische Erstarrung.
Der Hausbesitzer war durch das dunkle und nur schemenhaft von außen beleuchtete
Wohnzimmer getaumelt, hatte das Fenster aufgerissen und sich bemerkbar gemacht.
Daraufhin schalteten zwei Beamte eine Handlampe ein und leuchteten den
Vorgarten aus. Während nun auch Sander aufstand, bewegte sich Steinbach
vorsichtig und tastend durch den Raum, erreichte die Wohnzimmertür und ging auf
den Flur hinaus. Seine Angst war wie weggeflogen. Augenblicke später öffnete er
die Wohnungstür, durch deren Glasfüllung das Licht der Handlampen schimmerte.
Inzwischen hatte auch Sander den Flur erreicht und hieß gemeinsam mit Steinbach
die Beamten erleichtert willkommen. Die wollten sich sofort ein Bild von der
Lage verschaffen und ließen sich von den beiden Männern erklären, was geschehen
war. Daraufhin versuchten die Uniformierten an mehreren Schaltern, das Licht
anzuknipsen – vergeblich.
    Sie öffneten nacheinander die Türen in die
anderen Zimmer und leuchteten mit ihren Handlampen hinein. Bad, Toilette und
Küche waren in Ordnung. Auch hinter den Türen fand sich nichts Verdächtiges.
Als dann jedoch die Tür zum Schlafzimmer geöffnet wurde, glitzerten ihnen
Scherben und eine zerbrochene Fensterscheibe entgegen. Der Teppichboden vor dem
Ehebett war von Glassplittern übersäht. Auf einem der beiden bunten Kissen lag
ein Handteller großer Stein. Er war, daran bestand kein Zweifel, von außen
durch die

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