Trust Me - Blutiges Grauen
plötzliches Sehnsuchtsgefühl stieg in ihr auf, als sie seinen Truck in der Einfahrt stehen sah. Doch sie versuchte sich gegen den Schmerz zu stählen. Er wollte sie nicht. Selbst wenn er es gewollt hätte, wäre es nicht möglich gewesen.
Sie musste an Kate denken. Kate war das Wichtigste.
Mit einem letzten prüfenden Blick auf die Straße hinter sich stieg sie aus. Auf dem Sunrise Boulevard hatte sie kein Anzeichen von Oliver bemerkt, und nachdem sie auf den Zinfandel Drive eingebogen war, konnte sie die Straße besser überblicken. Dort war nicht so viel Verkehr. Soweit sie hatte sehen können, war er ihr nicht gefolgt.
Gott sei Dank
.
Sie rannte zum Hauseingang und klingelte. Normalerweise hätte sie nur geklopft und wäre hineingegangen. Doch nach dem letzten Zusammentreffen mit Noah fühlte sie sich hier plötzlich fremd. Sie wusste, dass Betty und Maurice ihr Olivers Grobheit genauso wenig abnehmen würden wie Noah, solange sie ihnen keine körperlichen Schäden vorweisen konnte. Und dieser Vertrauensverlust hatte sie nun in ein anderes Lager gebracht – in das feindliche Lager.
Betty kam an die Tür. “Ist das wahr?”, sagte sie ohne Einleitung.
Jane wusste nicht, wie sie reagieren sollte. Die Augen ihrer Schwiegermutter waren rot geweint, und ihre Stimme klang zittrig vor unterdrücktem Schluchzen.
“Ist …
was
wahr?”, stammelte sie. Noah hatte sie davor gewarnt, seinen Eltern zu erzählen, was sie ihm eröffnet hatte. Er war doch sicher nicht hierhergefahren, um es ihnen selbst zu sagen. Oder doch?
“Spiel nicht die Ahnungslose! Das hat keinen Zweck mehr.” Bettys Stimme bebte. “Hast du mit Noah geschlafen?”
Jane blieb fast das Herz stehen. “Nein!”, rief sie. Es war der Schock darüber, was Noah getan hatte. Sie hatte die Tatsache nicht abstreiten wollen, aber Betty verstand es so.
“Da haben
die beiden
aber was anderes gesagt.” Sie trat beiseite und zeigte hinter sich ins Wohnzimmer.
Jane folgte ihrem Blick. Wendy war auch da; sie saß Händchen haltend mit Noah auf der Couch. Maurice hatte auf seinem Lehnstuhl Platz genommen. Zuerst konnte sie nur seine Beine sehen. Jetzt beugte er sich vor, um sie anzublicken.
“Warum sollte Noah so was sagen, wenn es nicht stimmt?”, wollte er wissen. Das freundliche Lächeln, das er ihr sonst immer schenkte, war verschwunden.
Jane konnte kaum noch etwas verstehen, so rauschte ihr das Blut in den Ohren. “Ich … es war nicht meine Absicht”, sagte sie leise.
“Wie soll ich das verstehen? Es war
nicht deine Absicht
, mit dem Mann einer anderen Frau eine Affäre anzufangen?”, mischte sich Wendy ein. Ihre sonst so versöhnliche, freundschaftliche Haltung war verschwunden. Sie blickte Jane so enttäuscht an, dass die es kaum noch ertragen konnte. Sie liebte diese Familie. Es war die einzige, die sie besaß. Sonst gab es niemand anderen.
Doch was immer sie für die anderen gewesen war, das schien nun vorbei. Aber sie machte sich Sorgen wegen Oliver. Sie musste Kate holen und gehen. “Wo ist meine Tochter?”, fragte sie.
“Sie ist hinten und malt. Glaubst du, ich will, dass sie das alles mitbekommt?”, sagte Betty.
Jane fuhr sich mit der Zunge über die trockenen Lippen. “Kannst du sie bitte holen?”
“Das soll wohl ein Scherz sein!” Betty schüttelte den Kopf. “Du hast sie gar nicht verdient! Oliver ist durch die Hölle gegangen – hast du das verstanden?
Durch die Hölle!
Und dass du ihm nun nach allem, was er durchgemacht hat, auch noch so etwas antust …”
Obwohl sie sich so mies fühlte, spürte Jane nun, wie der Ärger in ihr aufstieg und ihren Selbsterhaltungstrieb anspornte. “Ihr habt nicht zu entscheiden, ob ich meine Tochter verdiene oder nicht.”
“Doch, das haben wir. Oliver hat gerade angerufen und gesagt, dass du ihn verlässt. Und er hat uns gebeten, Kate nicht mit dir gehen zu lassen. Offensichtlich nimmst du irgendwas, so merkwürdig, wie du dich verhältst. Noah stimmt ihm da zu.”
Zuerst hatte sich Noah gegen sie gewandt, um Wendy alles zu beichten. Dann hatte er seine Eltern damit gegen sie aufgebracht. Und nun schlug er sich auf Olivers Seite. Das war wirklich der Tiefpunkt. “Merkwürdig?”, wiederholte sie und starrte ihn entgeistert an.
“Du brauchst professionelle Hilfe.” Noah konnte ihr nicht direkt in die Augen blicken, aber das war nur ein geringer Trost angesichts dessen, was er ihr angetan hatte. Jetzt war ihre Glaubwürdigkeit vollends untergraben. Die Burkes wollten
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