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Trust Me - Blutiges Grauen

Trust Me - Blutiges Grauen

Titel: Trust Me - Blutiges Grauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Novak
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wird meine Sorgen auch nicht vertreiben können.”
    Er wusste, was sie meinte. Dieselben Sorgen machte er sich auch. Sie hatten schon zu viel verloren, und dieses Leiden dauerte bereits viel zu lange. “Wir werden unser Leben wieder neu aufbauen. Das ist nur ein vorübergehender Rückschlag.”
    Sie nickte, schien aber nicht richtig überzeugt. Sie verhielt sich ganz anders als erwartet. Im Moment kam sie ihm wie eine Fremde vor, nicht wie seine Ehefrau. Es war auch nicht zu übersehen, dass die Jahre, die er im Gefängnis verbracht hatte, hart für sie gewesen waren. Früher war sie eine fröhliche, gesprächige Frau gewesen, die gern lächelte. Jetzt war sie so zurückhaltend, in sich gekehrt. Ein paar neue Falten um ihre Augen und den Mund ließen sie älter aussehen, vielleicht sogar ein bisschen verbissen. Sie hatte auch ein paar Pfund zugenommen. Außerdem rauchte sie inzwischen.
    Rauchen war eine abstoßende Angewohnheit. Oliver hasste das. Seine Eltern mochten das auch nicht, vor allem sein Vater. Weil Maurice sich Sorgen darum machte, dass Kate durch Passivrauchen zu Schaden kam, hatte er Janes Zigarettenkonsum in einem seiner Briefe erwähnt. Oliver hatte sie gebeten, es sich noch vor seiner Rückkehr nach Hause abzugewöhnen. Aber ihm war klar, dass sie es nicht geschafft hatte. Wahrscheinlich war sie gerade vor ein paar Minuten zum Rauchen draußen gewesen, denn der Gestank haftete noch an ihr, als hätte sie sich hier im Zimmer eine angesteckt.
    “Wer hat gerade angerufen?”, wollte er wissen.
    Sie blickte ihn argwöhnisch aus ihren vom Heulen mit Mascara verschmierten Augen an. “Jemand hat sich verwählt”, murmelte sie.
    “Im Krankenhaus?”
    “Der Anrufer wollte einen anderen Patienten sprechen.” Sie drehte sich wieder um und starrte aus dem Fenster. “Die Stationsschwester hat den Anruf irrtümlicherweise durchgestellt.”
    “Aha.” Er betrachtete ihr Hinterteil und hoffte, davon angeturnt zu werden. Irgendwie wollte er sich beweisen, dass er während seines Gefängnisaufenthalts sexuell nicht die Seiten gewechselt hatte. Es wäre ziemlich enttäuschend und peinlich, wenn er bei seiner Frau keinen hochkriegen würde. Aber er fühlte nichts.
    Das sind die Schmerzen. Und die Medikamente. Kein Mann in meiner Situation hätte jetzt Lust auf Sex, egal, wie lange er im Gefängnis gewesen ist.
    Aber er sollte doch zumindest den Wunsch verspüren, sie zu berühren, oder? Er sollte nicht denken, dass sie durch die Gewichtszunahme schwabbelig wirkte. Sie hatte die ganze Nacht nicht geschlafen, um über ihn zu wachen. Wo war denn seine Dankbarkeit?
    “Kommt Mom heute mit Kate?”, fragte er.
    “Ja, zur Besuchszeit.”
    Seine Eltern waren gestern auch da gewesen. Oliver hatte noch verschwommen in Erinnerung, wie seine Mutter ihm das Haar aus der Stirn strich. Aber mit den vielen Medikamenten konnte er sich nicht sicher sein, ob es sich vielleicht um einen Traum handelte. Tatsächlich erinnerte er kaum noch, was passiert war, nachdem T.J. ihn niedergestochen hatte. Auch nicht, wie er mit der Ambulanz ins Krankenhaus gekommen war.
    “Ich muss los.” Jane nahm ihre Tasche, ihren Mantel und ihren Roman von dem Metallrollwagen, der ihm als Nachttisch diente.
    Oliver wandte sich vorsichtig zur Seite. “Wohin?”, fragte er überrascht.
    “Zur Arbeit. Ich wollte mir heute freinehmen, aber das ging nicht. Am Wochenende ist zu viel los.”
    “Es ist doch noch so früh.”
    “Ich muss erst nach Hause duschen und mit Kate sprechen. Ich möchte sie noch ein paar Minuten sehen.”
    Sie sah Kate jeden Tag. Aber er war jahrelang weg gewesen. “Weiß dein Chef nicht, dass ich im Krankenhaus bin?”
    Jane fuhr sich seufzend mit den Fingern durchs Haar. Sie hatte es gefärbt, um die grauen Strähnen zu verdecken. Das sah er genau, weil es viel dunkler war als vorher. “Sie wissen es. Aber es ist ihnen egal.”
    “Das ist ziemlich gefühllos, findest du nicht? Ich würde an deiner Stelle nicht hingehen.”
    “Wenn ich heute nicht erscheine, feuern sie mich.”
    “Dann sollen sie dich doch feuern! Das ist ja lächerlich!”
    “Oliver,
irgendwer
muss das Geld verdienen, bis du wieder arbeiten kannst.”
    Ihr verärgerter Tonfall machte ihn wütend. So hatte sie noch nie mit ihm gesprochen! Er hätte gedacht, sie würde
ihn
bedauern, aber es hörte sich eher an, als würde sie sich selbst leidtun. “Meine Eltern werden uns helfen”, sagte er.
    “Deine Eltern verfügen nur über ein begrenztes Einkommen.

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