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Trust Me - Blutiges Grauen

Trust Me - Blutiges Grauen

Titel: Trust Me - Blutiges Grauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Novak
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Handschuhfach nach einem Taschentuch. “Nachdem du mir gesagt hast, dass Skye bei dir gewesen ist …”
    “Sie hat schon Nerven, das muss man ihr lassen.”
    “Aber sie muss wirklich davon überzeugt sein, dass Oliver schuldig ist, sonst wäre sie nicht zu dir gekommen. Dabei hätte sie doch gar nichts zu gewinnen.”
    Er schien kein passendes Argument dagegen zu finden, deshalb wich er aus. “Sie hat kein Recht, uns nachzuspionieren. Ich finde es unmöglich, dass sie hier herumschnüffelt.”
    Das war eine ganz andere Sache. Das Opfer ihres Mannes – sofern man denn
Opfer
sagen konnte – beobachtete jede ihrer Bewegungen, forschte in ihrem Privatleben herum. Dass Skye sie mit Noah erwischt hatte und trotzdem nichts weiter unternahm, außer sie zu warnen, weckte Zweifel in Jane. Zweifel, ob Skye wirklich eine so gemeine Hexe war, wie sie annahm.
    Doch Jane
musste
Skye für eine Lügnerin halten – sonst konnte sie ja nicht gleichzeitig daran festhalten, dass Oliver die Wahrheit sagte. Aber inzwischen … “Sie hat wahrscheinlich auch Angst”, murmelte sie. Zum ersten Mal erlaubte sie sich die Vorstellung, wie es Skye ergehen musste. Was sie in der ganzen Zeit durchgemacht hatte –
wenn
sie tatsächlich die Wahrheit gesagt haben sollte. War Oliver wirklich
mit einem Messer
in ihr Schlafzimmer eingedrungen? Hatte versucht, sie zu
vergewaltigen
?
    Sie konnte einfach nicht glauben, dass ihr Ehemann dazu fähig wäre. Immerhin kannte sie ihn doch, seit er sechzehn gewesen war!
    Aber Detective Willis glaubte Skye …
    “Willis war letzte Woche bei mir”, sagte sie zu Noah. “Er hat mir geraten, Oliver genau zu beobachten.”
    “Du musst dir diesen Blödsinn nicht anhören”, erwiderte er verärgert. “Der vertritt doch nur seine eigenen Interessen.”
    “Inwiefern?” Jeder betrachtete die Sache aus einem anderen Blickwinkel, und alle waren so überzeugt davon, das Richtige zu sehen. Nur sie selbst zweifelte. Sie schien die Einzige zu sein, die wie die Kugel in einem Flipper hin- und herkullerte. In der einen Minute hasste sie Skye Kellerman, in der nächsten tat sie ihr leid. Das war alles so fürchterlich verwirrend!
    “Sieh es doch mal von der praktischen Seite, Jane. Willis will seine alten Fälle abschließen. Er hat keine Lust mehr, sich die verstaubten Akten auf seinem Schreibtisch länger anzusehen. Darüber hatten wir doch gesprochen! Er hat keinerlei Beweise. Obwohl er die ganze Zeit versucht hat, Oliver diese Morde anzuhängen. Das sollte dir doch schon genug sagen.”
    Sie verlangsamte die Fahrt auf der Brücke und wühlte in ihrer Geldbörse nach passendem Kleingeld für die Autobahngebühr. Die Normalität schien plötzlich wieder Einzug zu halten – trotzdem kam ihr alles um sie herum so fremd vor wie nie.
    Jane putzte sich die Nase und wischte sich die restlichen Tränen von der Wange. Die Kassiererin sollte sie nicht genauso anstarren wie die Autofahrerin vorhin. Sie war es einfach leid, sich so anders zu fühlen, fast wie eine Aussätzige, nur weil sie mit Oliver verheiratet war. “Das heißt, einer muss sich irren. Aber ich bin mir nicht mehr so sicher, dass Willis derjenige ist.”
    “Jetzt hör aber auf, Schatz!”, rief Noah. “Du sprichst von meinem Bruder! Ich fühle mich schon schlecht genug, weil … weil wir das getan haben.”
    “Wenn er diese Frauen getötet hat, dann hat er es getan,
bevor
wir uns getroffen haben.”
    “Guten Morgen”, begrüßte sie die Kassiererin und streckte die Hand aus. Jane hatte sich völlig umsonst Sorgen gemacht, dass sie hier Aufmerksamkeit erregen könnte. Die Frau blickte noch nicht einmal in ihre Richtung. Sie wirkte einfach nur gelangweilt, während sie in ihrer engen Kabine Musik aus dem Radio hörte und die Autoschlange vor dem Schalter beobachtete.
    “Vielen Dank”, sagte sie mechanisch, als sie das Geld erhielt. Dann schaltete die Ampel auf Grün, und Jane gab Gas, um mit dem alten Lincoln – den Olivers Eltern ausrangiert hatten – die Brücke zu passieren.
    “Jane, ich habe dir gerade gesagt, dass Oliver niemanden getötet hat”, drang Noahs Stimme aus dem Hörer.
    “Das kannst du doch nicht wissen.”
    “Er ist mein
Bruder
!”, erwiderte er fast verzweifelt. “Mein
kleiner
Bruder!”
    Noah würde niemals glauben, dass Oliver gefährlich war. Nicht, solange es keine unumstößlichen Beweise dafür gab. Hatte sie sich auf den Bruder eines Killers verlassen? Auf jemanden, der die Wahrheit genauso wenig sah wie sie? Und wie

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